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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter
Autoren: Gerhard Branstner
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es hat uns zwei oder drei sinnlose Berechnungen erspart.«
    »Und damit viel Zeit«, meinte Gustav. »Ich hätte nicht geglaubt, daß Olga soviel drauf hat.«
    Da Fredy nicht bemerkte, daß Gustav es darauf angelegt hatte, ging er auf die Herausforderung ein und behauptete, daß Olga nicht nur das klügste, sondern auch das schönste Mädchen sei, das er kenne. »Jedenfalls«, schloß er beinahe heftig, »hätte ich ohne Olga die Müllkutsche nicht gefunden.«
    »Ohne mein Bein auch nicht«, fuhr es Boris heraus. Und da es nun einmal heraus war, kam er auch gleich noch auf Oskars aufdringliches Benehmen zu sprechen.
    Fredy wurde unsicher. »Ich verstehe nicht, was du damit meinst?«
    »Ich stottere«, stotterte der Roboter, der hinter Fredy stand.
    Fredy fuhr entsetzt herum. »Was habt ihr mit ihm gemacht? Er stottert ja ganz schrecklich!«
    »Es war nicht meine Absicht«, verteidigte sich Boris, »ich habe ihm aus Versehen mit dem Hammer . . .«
    »Mit dem Hammer?« rief Fredy empört, »du Unmensch!«
    »Und warum läuft er mir dauernd hinterdrein«, ging Boris zum Angriff über, »das möchte ich gern von dir wissen?«
    »Das«, stotterte jetzt Fredy, »das ist unwichtig, erst muß ich Oskar in Ordnung bringen. Komm, Oskar, wir ziehen uns zurück!«
    »Nicht so schnell!« gebot Sara und unterrichtete den Junglotsen, daß sie ihm zu Ehren heute abend ein kleines Fest geben werde. »Ich muß noch einiges vorbereiten«, erklärte sie, »da wär’s mir recht, wenn du meine Wache übernimmst. Du kannst Oskar doch auch in der Station reparieren.«

    Fredy war einverstanden und ging mit Oskar in die Station, um sich sogleich ans Werk zu machen. Sara lief zum Wohnhaus, und Boris und der Altlotse folgten ihr, um sich auf ihre Appartements zu begeben. Gustav zog schon immer sein weißes Festgewand an, legte sich ein wenig nieder, langweilte sich bald schrecklich und stand wieder auf, um des Zeitvertreibs halber mal nach Fredy zu sehen. Als er die Station betrat, sah er, wie der Junglotse etwas aus Oskars Rücken nehmen wollte und es schnell zurück steckte. Gustav tat, als habe er nichts bemerkt und erkundigte sich angelegentlich, ob Fredy dem Stottern schon auf den Grund gekommen sei.
    »Noch nicht«, entgegnete Fredy gereizt, »und wenn ich drauf gekommen bin, lasse ich es doch, wie es ist. Ich hab’s mir anders überlegt: Oskar stottert, solange ich will!«
    »Und weshalb?«
    »Um Boris zu strafen, er soll seine Schande noch eine Weile zu hören kriegen. Oskar, sag mal: Boris!«
    »Boboboris!«
    Gustav mußte, ob er wollte oder nicht, hellauf lachen. »Das war’ eine zu harte Strafe! Und geht auch nicht zu machen. Oskar muß doch heute abend servieren, auf dem Fest, das dir zu Ehren gegeben wird. Wenn Oskar da stottert, geht es auf deine Kosten.«
    »Na schön«, sagte Fredy und grinste hinterhältig, »etwas bleibt mir ja, um ihn zu strafen.«
    »Ich werde dir ein bißchen helfen«, sagte Gustav ganz harmlos, »hol mir doch meinen Werkzeugkasten aus dem Schuppen.«
    Sobald der Junglotse aus der Tür war, öffnete Gustav schnell die Klappe in Oskars Rücken, fand die Kassette und machte sich an ihr zu schaffen. »So«, murmelte er, »nun kannst du sehen, ob dir noch etwas geblieben ist«, paßte die Kassette wieder ein und schloß die Klappe.
    Fredy kam mit Gustavs Werkzeug zurück, und die beiden machten sich über den Roboter her. Da sie den Fehler nicht gleich fanden, wurden sie immer ungeduldiger und behinderten sich gegenseitig bei der Arbeit.
    »Wir müssen ihn unter uns aufteilen«, schlug Gustav vor, »du nimmst den Kopf und ich den Körper.«
    Fredy war einverstanden und schraubte Oskars Kopf ab. Der Altlotse umfaßte den stehengebliebenen Körper und legte ihn auf den Rücken. Im Eifer der Arbeit dachte er nicht an sein weißes Festgewand, öffnete mit einem Schraubenzieher sämtliche Brust- und Bauchklappen des Roboters und vertiefte sich in dessen Inneres. Nachdem beide Lotsen ihr Teil durchgesehen hatten, setzten sie Oskar wieder zusammen und nahmen ihn, da er noch immer stotterte, erneut auseinander. Sie arbeiteten verbissen, gaben es schließlich aber auf.
    »Boris muß her«, entschied Gustav, »er ist der Urheber des Unheils, also soll er es auch beheben!«
    Der Altlotse rief, ohne auf Fredys Einspruch zu achten, Boris an, der auch sogleich erschien. Gustav und Fredy hatten sich mit dem Mut der Verzweiflung abermals über den Roboter hergemacht, als er, ebenfalls bereits im Festgewand, die Station
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