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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter
Autoren: Gerhard Branstner
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ein Roboter«, erwiderte der Junglotse barsch, »und Roboter haben keine Diskretion. Deshalb können wir euch nicht alles anvertrauen. Und jetzt halt die Klappe und nimm den Koffer!«
    »Zu Befehl: Klappe halten und . . . au!«
    Oskar hatte den Koffer aufnehmen wollen, blieb aber halb gebückt stehen.
    »Was hast du?« fragte der Junglotse besorgt.
    »Das, was du mir in den Rücken gesteckt hast und mir nicht anvertrauen willst, weil Roboter keine Diskretion haben, klemmt.«
    »Hä?«
    »Es klemmt.«
    »Ach, das meinst du!« rief Fredy lachend, »das schleift sich mit der Zeit ab. Und jetzt nimm endlich den Koffer!«
    Oskar beugte sich vorsichtig etwas tiefer herunter und hielt abermals inne. »Es klemmt noch immer!«
    Fredy wurde nun doch ungeduldig, stieß mit dem Knie kräftig in das ihm zugekehrte Gesäß des Roboters und rief nun seinerseits: »Au!«
    Oskar kippte nach vorn, bekam den Koffergriff zu fassen und richtete sich auf. »Roboter haben zwar keine Diskretion«, sagte er und schritt zur Tür, »dafür aber einen eisernen Hintern.«

    »Sehr witzig«, sagte Fredy, rieb sich das Knie und Linkte dem Roboter hinterdrein.
     
    Als Boris normalen Schritts die Station betrat, empfing Gustav ihn mit einem spöttischen Lächeln.
    »Treibst du Gesichtsgymnastik?« fragte Boris.
    »Ich wundere mich nur«, versetzte der Altlotse, »daß dein Bein so schnell wieder in Ordnung ist.«
    Boris winkte ab. »War eine idiotische Idee von dir.«
    »Hat aber ihren Zweck erfüllt.« Gustav wies zum Fenster. »Fredy hat sich bereits in Marsch gesetzt.«
    Boris folgte Gustavs Blick und rief verblüfft: »Der humpelt ja auch!«
    »Scheint ansteckend zu sein.«
    »Ich jedenfalls«, sagte Boris, »kann jetzt damit aufhören.«
    »Jetzt am allerwenigsten«, widersprach der Altlotse eifrig, »da würde Sara hinter den Zusammenhang kommen. Ein Weilchen mußt du schon noch humpeln.«
    Boris schien das einzusehen, aber ein begeistertes Gesicht machte er nicht. »Mir tut schon jetzt das Bein davon weh.«
    »Welches?«
    Boris blickte Gustav irritiert an. »Das weiß ich im Moment auch nicht. Mal sehn. Ich glaube, es war das rechte.«
    Boris humpelte einige Schritte auf und ab.
    »Du stellst dich aber auch ungeschickt an, da malträtierst du ja das gesunde Bein mehr als das kranke«, sagte Gustav, »du mußt das steife Bein weit nach außen schwenken.«
    »Schwenken?«
    »Natürlich«, versicherte der Altlotse, »ein steifes Bein ist länger und braucht mehr Raum.«
    Boris humpelte abermals einige Schritte. »So etwa?«
    »Noch weiter nach außen!« Gustav stellte sich neben Boris. »Sieh mal her!«
    Der Altlotse machte ein Bein steif und beschrieb mit ihm bei jedem Schritt beinahe einen Halbkreis. Boris hatte Mühe, ernst zu bleiben. Er preßte die Lippen zusammen und lief, das Bein nicht minder weit schwenkend, neben Gustav her.
    »Na«, rief der Altlotse, »geht es so nicht besser?«
    »Wunderbar!« Boris konnte, da er den Mund geöffnet hatte, das Lachen nicht mehr halten.
    Gustav lachte noch ausgelassener und rief: »Und nun mit zwei steifen Beinen!«
    Die beiden kreisten einige Male in dieser Gangart durch den Raum. Plötzlich hielt Gustav inne und faßte Boris am Arm. Der Altlotse hatte durch das Fenster Sara kommen sehen. Er beschwor Boris, vorläufig Sara gegenüber weiterhin den Humpelnden zu spielen, und beide bemühten sich, unschuldsvolle Mienen zu machen. Sara hatte, als sie eintrat, jedoch kaum einen Blick für die Lotsen und stellte eine Verbindung mit der Station WLADIMIR her.
    Wladimir erschien selbst auf dem Bildschirm. »Hallo, Sara!«
    »Wir mußten nochmals umdisponieren«, erklärte Sara ihrem Kollegen, »Boris kann nicht einspringen, er hat ein steifes Bein. Wir schicken euch nun doch Fredy, er ist bereits unterwegs. Sobald er den Irrläufer geortet hat, übernehmen wir ihn und bringen ihn mit der Lorak wieder auf Kurs.«
    »Das ist nett von euch, besten Dank für die Nachbarschaftshilfe.«
    »Schon gut.«
    Sara beendete das Gespräch. Boris wandte sich zur Tür.
    »Ich mache schon immer die Lorak startklar.«
    »Und dein Bein?« fragte Sara.
    »Oh, das geht schon viel besser«, sagte Boris und ging, um es ihr zu beweisen, in Anwendung von Gustavs Technik einige Schritte auf und ab.
    Sara war entsetzt, während der Altlotse vor unterdrücktem Lachen schier erstickte.
    »Das nennst du besser?« rief Sara teilnahmsvoll und besorgt.
    Boris blickte zu Gustav, wurde von dessen Heiterkeit angesteckt und humpelte, um
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