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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter
Autoren: Gerhard Branstner
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Glückliche?«
    Boris deutete auf die Tür, hinter der Sara gerade eben verschwunden war.
    »Sara?« rief Gustav verblüfft.
    »Ja?« Sara guckte um die halbgeöffnete Tür. »Hast du mich gerufen?«
    »Nein, nein«, stotterte Gustav, »ich wollte nur wissen, wo du bist.«
    »Sehr witzig.« Sara schüttelte den Kopf und schlug die Tür zu.
    »Du kannst einen ganz schön in Verlegenheit bringen«, meinte der Altlotse, »konntest du mich nicht schonend darauf vorbereiten?«
    Boris grinste. »Es sollte doch eine Überraschung sein.«
    »Und du bist sicher, daß Fredy in . . .« Gustav wies mit dem Kopf zur Tür.
    »Was glaubst du, weshalb unser Kleiner nirgends zu finden ist?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Er hat erfahren, daß er in WLADIMIR als Funker einspringen soll«, erklärte Boris. »Aber da müßte er sich von dem Gegenstand seiner Verehrung entfernen. Also macht er sich ungreifbar.«
    »Ein starkes Stück«, sagte Gustav. »Und ausgerechnet Sara, das geht nicht gut.«
    »Einmal mußte das kommen«, meinte Boris, »und da ist es noch das beste, daß es gerade jetzt kommt, wo die WLADIMIRs einen von uns anfordern. Da kriegen wir ihn für einige Zeit von hier fort.«
    »Und die hübsche Olga bringt ihn auf andere Gedanken.« Der Altlotse stand auf. »Wir müssen Fredy unbedingt finden!«
    Gustav war noch nicht an der Tür, da rief der Leiter der Station WLADIMIR an und verlangte Sara.
    »Sara!« rief Gustav.
    »Ich bin hier!« antwortete Sara, ohne die Tür zu öffnen, »falls du wissen willst, wo ich bin.«
    Der Altlotse öffnete die Tür. »Wladimir will dich sprechen.«
    Sara kam herein, und Wladimir eröffnete ihr, daß er in eine heikle Situation geraten sei und den Ersatz für seinen ausgefallenen Funker schnellstens brauche. »Auf dem Wege zur Sonne«, erklärte er, »ist eine Lastrakete mit Atommüll vom Kurs abgeirrt.«
    »Ist sie euch auch aus dem Netz gegangen?« fragte Sara.
    »Das ist ja der Ärger!« schimpfte Wladimir. »Mit unserem neuen Peilgerät könnten wir sie rechtzeitig wieder einfangen, aber der Funker ist der einzige von uns, der mit dem Gerät umgehen kann.«

    »Einen Augenblick.« Sara wandte sich an Boris. »Du verstehst dich doch auf die neue Peiltechnik?«
    Der Cheflotse war auf diese Wendung der Dinge nicht gefaßt. »Na ja, das schon, aber . . .«
    Sara ignorierte das >aber< und versicherte Wladimir, daß sie sofort Ersatz für den ausgefallenen Funker schicken werde. Wladimir bedankte sich und beendete das Gespräch.
    »Aber . . .«, sagte jetzt Gustav.
    »Es eilt«, unterbrach ihn Sara, »und da wir nicht wissen, wo Fredy sich rumtreibt . . .«
    »Es ist nur, daß Boris . . .« Gustav suchte verzweifelt nach einer Ausrede und rief plötzlich: »Sein Bein!«
    »Mein Bein?« fragte Boris verständnislos.
    »Du hast mir doch eben noch gesagt«, sprach der Altlotse beschwörend auf Boris ein, »daß du kaum mit ihm laufen kannst.«
    »Richtig, mein Bein!« rief Boris, der endlich begriffen hatte, »es macht mir wieder mal zu schaffen. Ich hatte vor Jahren einen Unfall, und hin und wieder bekomme ich einen Rückfall und habe dann mächtige Schmerzen.«
    »Und wenn es schlimm kommt«, bekräftigte Gustav eifrig, »ist es geradezu steif!«
    »Nicht ganz steif«, sagte Boris, dem das nun doch ein bißchen zu weit ging, »nur fast steif.«
    »Doch, doch, ganz steif«, versicherte Gustav, »es ist ihm nur peinlich, deshalb will er es nicht zugeben. Sieh selbst, wie steif es ist!«
    Gustav faßte den Cheflotsen unter und führte ihn um Sara herum. Boris wollte Gustav nicht Lügen strafen und tat sein Bestes, so daß er beinahe gestürzt wäre.
    »Und wie lange dauert so ein Rückfall?« fragte Sara.
    »Meistens ziemlich lange«, sagte Gustav.
    »Stimmt«, bestätigte Boris, »meistens lange, aber manchmal auch nur kurz.«
    Sara betrachtete die beiden nachdenklich. »Dann muß eben doch Fredy zu den WLADIMIRs.«
    »Da wird er sich bestimmt freuen«, meinte Gustav, »wo er doch noch nie Gelegenheit hatte, mit dem neuen Peilgerät zu arbeiten, obwohl er daran ausgebildet worden ist.«
    »Wir müssen ihn schnellstens suchen«, sagte Boris und wandte sich zur Tür.
    »Mit dem Bein?« fragte Sara verwundert.
    »Richtig!« Boris griff sich an den Kopf. »Ich nehme Oskar als Stütze, da wird es schon gehen.«
    Boris stakte aus der Station. Sara blickte ihm hinterher.
    »Er sollte lieber zum Arzt gehen.«
    »Mit dem Bein?« rief Gustav entsetzt.
     
    Der Junglotse kroch in den Dünen umher
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