Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter
Autoren: Gerhard Branstner
Vom Netzwerk:
er danach berichten könnte, wäre wohl nicht gerade stubenrein. Und um sicher zu gehen, daß wir nichts davon zu hören bekommen, hast du ihn ein für allemal stillgelegt, wie?«
    »Das hat sich so ergeben«, gestand Boris. »Ursprünglich wollte ich ihn mir nur mal gründlich vornehmen, um herauszukriegen, was Fredy ihm aufgetragen hat. Aber sein dauerndes Gequassel von wegen Diskretion hat mich derart aufgebracht, daß ich ihm . . . Und jetzt steht er wie tot da.«
    »Und wo?«
    »Im alten Geräteschuppen.«
    Gustav kraulte sich hinterm Ohr. »Eben hat sich unser Kleiner gemeldet. Wie es aussieht, werden wir es ihm zu danken haben, daß der Erde eine Katastrophe erspart bleibt. Und wir hauen ihm indessen sein Lieblingsspielzeug in Klump.«
    Boris wandte sich unvermittelt zur Tür. »Vielleicht gelingt es mir . . .«
    »Bleib hier«, sagte Gustav entschieden, »den Puppendoktor spiele besser ich. Meine Wache ist ohnehin bald zu Ende. Wenn Sara mich ablösen kommt, sagst du, ich war’ mal auf die Toi . . .«
    Gustav unterbrach sich. »Entschuldige, das sollte keine Anspielung sein.«
    Sara kam schon vor Beginn ihrer Wache in die Station. Die von der Lastrakete drohende Gefahr ließ ihr keine Ruhe. Als sie Boris statt des Altlotsen antraf, fragte sie, ob jetzt mit Gustav etwas sei.
    »Nein, nein«, versicherte Boris eifrig, »nichts Ernstes, er mußte nur mal auf die . . .«
    In seiner Verlegenheit wandte er sich von Sara ab und blickte aus dem Fenster. So konnte er sehen, wie Gustav mit dem Roboter aus dem Geräteschuppen trat und zur Station herüberkam.
    »Gottseidank!« rief Boris, »er hat es hingekriegt!«
    »Wer hat was hingekriegt?« fragte Sara.
    »Oh, nichts weiter«, stotterte Boris, »es ist nur, ich hatte . . . vielmehr Gustav hat . . .«
    Im rechten Augenblick trat der Altlotse mit Oskar herein und half Boris aus der Klemme, indem er der Leiterin der Station über den Verlauf seiner Wache berichtete. »Die ORB«, teilte er Sara mit, »hat vor einer Stunde Startgenehmigung erteilt. Wann wir mit der Lorak aufsteigen, bleibt unserer Entscheidung überlassen, in Absprache mit den WLADIMIRs natürlich.«
    »Und Fredy, hat er Probleme?«
    Gustav grinste. »Fredy hat immer Probleme. Aber das mit der Müllkutsche hat er wohl schon gelöst.«
    Der Altlotse erklärte Sara die durch den Ausfall der Peilautomatik des Lasters entstandene Schwierigkeit und lobte in den höchsten Tönen die Idee Fredys, durch eine Kombination mit einem Vorwandler das Peilgerät auf die Frequenz des Schutzschildes zu bringen.
    »Wenn keine neuen Schwierigkeiten auftreten«, schloß der Altlotse, »kann Boris den Laster bald wieder auf Kurs bringen.«
    »Das übernehme ich«, sagte Sara entschieden.
    Der Cheflotse blickte Sara verblüfft an. »Seit wann übernimmst du meine Aufgaben?«
    »Seitdem du es mit dem Bein hast!«
    »Aber . . .«, wollte Boris protestieren, doch Gustav ließ ihn nicht zu Worte kommen.
    »Immer der Reihe nach«, sagte er mit einem beschwörenden Blick zu Boris hin, »noch haben wir die Müllkutsche nicht im Garn.«
    In Boris stieg eine stille Wut hoch. Die alberne Idee mit dem steifen Bein brachte ihn von einem Dilemma ins andere und verstrickte ihn immer mehr, so daß ihn das beängstigende Gefühl eines körperlich Gefesselten überkam. Und nur um sich zu vergewissern, daß seine Gliedmaßen ihm noch gehorchten, schlug er dem Roboter auf die Schulter und rief:
    »Na, alter Knabe, alles in Ordnung?«
    »I-i-ich fufunktioniere wie-wieder«, antwortete Oskar fürchterlich stotternd, »nur mimit dem Sprechen hahahapert es.«
    Boris fuhr entsetzt zurück.
    Der Altlotse machte auch nicht gerade ein geistreiches Gesicht. »Ich habe getan, was ich konnte«, entschuldigte er sich, »und abgesehen davon funktioniert er wirklich wieder.«

    »Was war denn mit ihm«, erkundigte sich Sara nachdrücklich.
    »Er hat mich . . .«, begann Boris, »also er hat . . . er hatte einen Verfolgungsfimmel.«
    »Was ist denn das?«
    »Er ist mir auf Schritt und Tritt gefolgt. Ich konnte nicht mal allein auf die . . .«
    Sara kam das Lachen an. »Aber das ist ja . . .«
    »Das ist gar nicht komisch!« rief Boris aufgebracht.
    »Doch, doch«, sagte Gustav und bedeutete Boris, die Sache besser lächerlich abzutun, »es ist sogar sehr komisch!«
    Der Altlotse lachte wild drauflos. Boris begriff und lachte, was das Zeug hielt.
    »Jaja, wirklich komisch«, rief er, »ungeheuer komisch sogar!«
    Da Gustav und Boris wirklich komisch lachten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher