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Der Hund im Kuehlschrank

Der Hund im Kuehlschrank

Titel: Der Hund im Kuehlschrank
Autoren: Cordula Carla Gerndt
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Indem Sie Ihren Erinnerungen folgen und davon erzählen, bringen Sie den Drachenschweif eines Wortes zum Flattern.
     
    Bevor ich Ihnen noch ein weiteres Schlüsselwort nenne, zu dem Sie Ihre Assoziationen beobachten können, möchte ich Ihnen ein eigenes Beispiel geben. Meine spontanen Einfälle zum Impulswort »Sonnenblume« waren folgende: Als Erstes kam mir »Wiese« in den Sinn, dann fiel mir »Größe« ein, nach einer kurzen Pause dachte ich an »Wärme«, dann erschien der Name Verena in meinem Kopf, als Nächstes tauchte das Wort »Andalusien« auf und schließlich »Rauhaardackel«. Manche dieser Assoziationen mögen Ihnen merkwürdig erscheinen, weil Sie den Zusammenhang zwischen dem Schlüsselwort und meinen Gedanken nicht nachvollziehen können. Sie kennen mich ja nicht und können auch nicht in meinen Kopf hineinschauen. Den Drachenschweif, der für mich hinter dem Wort »Sonnenblume« flattert, kenne nur ich selbst. Und genau darin liegt ein Anstoß für lebendige Kommunikation: Ich könnte Ihnen nämlich erzählen , warum mir auf das Schlüsselwort »Sonnenblume« ein Rauhaardackel eingefallen ist . . .

     
    Jetzt sind Sie noch einmal dran. Das Impulswort lautet diesmal »Lederhose«.
    1.
Assoziation
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2.
Assoziation
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3.
Assoziation
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4.
Assoziation
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5.
Assoziation
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    Das freie Assoziieren lässt sich auch gut in einer Gruppe umsetzen. In meinen Erzählseminaren ist es ein beliebtes Spiel. Man setzt sich im Kreis zusammen und beginnt, jeweils zu dem Begriff, den der Vorredner genannt hat, frei zu assoziieren. Der erste Sprecher sagt ein Hauptwort, beispielsweise »Rasenmäher«. Nun nennt der nächste Spielteilnehmer das Wort, das ihm als erstes zu »Rasenmäher« einfällt, etwa »Vorgarten«. Der nächste Redner assoziiert nun zu dem Wort »Vorgarten«, und so geht es immer weiter. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass keiner in der Runde schon über einen Begriff im Voraus nachdenken kann, sondern ganz unmittelbar auf seinen Vorredner reagieren muss. Auf diese Weise überlisten wir das logische Denken und unsere analytische linke Gehirnhälfte, die sich gern ausgiebig Gedanken macht. Wir schalten damit auch unseren inneren Kritiker aus, der immer »gut« sein und alles »richtig« machen will und uns deswegen animiert, lange darüber nachzudenken, was wir »am besten« sagen werden, wenn wir an der Reihe sind. Über all dem aber vergessen wir, den anderen Menschen im Kreis zuzuhören, und bringen uns um das Erlebnis der Gemeinsamkeit. Es ist viel spannender und auch kreativer, auf die Intuition im Augenblick zu vertrauen und mit der Aufmerksamkeit
dort zu verweilen, wo die Wortkette sich gerade befindet. Zum Stichwort »Sonnenblume« entstand so in einer Gruppe folgende Wortfolge: Sonnenblume – Wiese – Mücke – Blut – Vampir – Gruselfilm – Hitchcock – Krimis – Mörder – Gefängnis – Stadelheim – München – Weißbier – Durst – Sommer – Sonne . . . Am Ende hat sich in diesem Fall der Wortkreis überraschend geschlossen: Auf die »Sonne« hätte jetzt gut wieder die »Sonnenblume« folgen können. In wenigen Minuten wurden hier zwischen ganz unterschiedlichen Menschen eine Menge Fäden gesponnen, von denen man gewiss den ein oder anderen zu einer kleinen Anekdote ausfabulieren könnte.
    Rechte und linke Gehirnhälfte
    Sie haben es bestimmt schon bemerkt: Die »Spinn-« oder »Spielideen« in diesem Buch sind vorwiegend als Impulse für die Mündlichkeit gedacht. Selbstverständlich dürfen Sie auch etwas aufschreiben. Meiner Erfahrung nach kann das geschriebene und auf dem Papier fixierte Wort den kreativen Prozess des »Herumspinnens« jedoch leicht einengen. Falls Sie dennoch Ideen festhalten möchten, versuchen Sie doch einmal, nicht Worte zu notieren, sondern stattdessen eine kleine Skizze, eine Strichzeichnung anzufertigen. Es kommt dabei nicht darauf an, ob Sie gut zeichnen können oder nicht. Sie allein müssen wissen, für welche Inhalte die Skizze steht. Bald schon werden Sie merken: Ein Bild ist offener und lässt mehr Deutungen zu als ein geschriebenes Wort. Es setzt einen Anker in unserer rechten Gehirnhälfte.
     
    Um die Phantasie anzuregen und den Kopf spielerisch für Einfälle zu öffnen, sollten wir immer rechts vor Anker gehen! Erst später,
wenn wir einer Geschichte, einer Rede
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