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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter
Autoren: Vampira VA
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in den Schatten stellte. Alles Leben, wie es aus der Schöpfung hervorgegangen war, war getilgt worden. Anderes war an seine Stelle getreten. Leben, wie es in der Verdammnis gedieh. Die Hölle selbst schien ausgespien zu haben, was sich an ihrem tiefsten Grund in ewigem Leid und Schmerz gewunden hatte. Kreaturen und Dinge, die sich jeder Beschreibung entzogen, krochen überall umher, brüllend und tobend -und doch nur mitleiderregend, weil sie den Ort ihrer bisherigen Verdammnis hatten eintauschen müssen gegen jenen, an dem sie einst gelebt hatten - und doch noch immer nur Verdammte waren Das Bild wandelte sich mit jeder noch so winzigen Veränderung der Blickrichtung. Salvat sah sich nicht in der Lage, die Eindrücke, die sich einer Sturmflut gleich in seinen Geist ergossen, zu verarbeiten. Mitunter vermochte er sie nicht einmal voneinander zu trennen oder auch nur richtig zu erkennen. Es würde später einer langen Phase der Meditation brauchen, um die Szenen zu ordnen und wirklich zu sehen, was sie bedeuteten.
    Salvat sah .
    ... das Sterben eines ganzen Volkes. Der Tod war über jene gekommen, die seit Anbeginn der Zeit die geheimen Herrscher über die Menschen gewesen waren. Jetzt aber vergingen sie - und ihr Verschwinden hinterließ eine Lücke im Machtgefüge. Brachte Licht und Dunkel, Gut und Böse aus dem Gleichgewicht.
    Salvat sah .
    . die Geburt eines Kindes. Das Szenario allein verhieß, daß etwas Besonderes daran war - denn die Geburt geschah in einem Nonnenstift, fern von Monte Cargano.
    Salvat sah .
    ... einen Knaben, schön und unschuldig, wie Menschen (und nur sie) sich einen Engel vorstellten. Er unternahm eine weite Reise und hinterließ eine Spur aus Tod und Ödnis. Und er hatte ein Ziel, war ihm schon nahe.
    Salvat sah .
    . ein widderköpfiges Wesen, in dessen Augen das Böse einer ganzen Welt Platz gefunden hatte. Es schien ihm realer als alles andere, als wäre sein Platz hier in den Träumen und nicht in der Wirklichkeit außerhalb der Visionen.
    Salvat sah .
    . eine Frau, deren Schönheit selbst ihn im ersten Moment nicht unberührt ließ. Nachtschwarzes Haar umwehte ein rassiges Gesicht, dessen Blässe nicht ungesund, sondern nur anmutig und anziehend wirkte. Nicht einmal die elfenbeinfarbenen Dornen, die unter ihrer Oberlippe hervorstachen, konnten daran etwas ändern . Plötzlich aber liefen schwarze Schlieren über ihren herrlichen Leib, als badete sie in - schwarzem Blut?
    Und dann verging auch ihr eigentümlicher Zauber.
    Salvat krümmte sich selbst im Geiste vor Schmerz und Zorn zugleich. Seine Stimme war von der Gewalt eines Donnerschlags, der die Träume um ihn her erbeben ließ.
    »Verdammte!« schrie er, vor Wut und Haß wie von Sinnen.
    Mit unsichtbarer Faust schwang er sein monströses Schwert. Die Klinge stand in lohenden Flammen. Brüllend und fauchend fraß sie sich Bahn .
    ... doch Salvat schlug nicht zu.
    Zwar vergingen sein Haß und Zorn nicht, doch ihnen wurde Einhalt geboten, als führen sie gegen eine Mauer, die ihnen kurz vor jenem Punkt erwuchs, an dem sie sich entladen mußten.
    Etwas anderes erreichte statt ihrer jenen Punkt, der Salvats Tun und Denken kontrollierte.
    Wissen, wie von fremder Hand hineingesät.
    Wissen, das ihm zwar nicht das wahre Wesen dieses Weibes offenbarte, das ihm aber verriet, daß sie nicht gegen ihn stand. Mehr noch - daß sie vielleicht alsbald nicht unbedingt seine einzige, wohl aber seine wichtigste Verbündete sein könnte. Allein das Verständnis für dieses Wissen fehlte Salvat. Denn wie konnte das angehen?
    Wie, in Gottes Namen, konnte sie seine Verbündete sein?
    Sie - die Mörderin seines eigenen Sohnes!
    *
    Die Fledermaus ritt mit ausgebreiteten Schwingen wie auf den Wogen eines schwarzen Ozeans, nicht mehr als ein Schatten in der Nacht. Und doch barg dieser kleine Leib die Hoffnung eines ganzen Volkes in sich und trug sie dorthin, wo sie sich erfüllen sollte - erfüllen mußte!
    Irgendwann, als Landru schon fürchtete, die Spur würde ihn noch über die Gipfel der Abruzzen hinwegführen, verlor der Wind an Macht, wurde zum Lüftchen, das den Vampir nur mehr noch voranwehte, um ihn schließlich ganz aus seinem Strom zu entlassen.
    Landru transformierte in menschliche Gestalt, noch bevor er den Boden erreichte. In vieltausendmal vollzogener Bewegung kam er auf und verharrte, starr und schweigend, nur lauschend und seine Umgebung sondierend. Sie unterschied sich nicht sehr von jener Gegend, in der er aufgebrochen war zu seiner
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