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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag
Autoren: Lyn Stone
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die sie verdiente. Nein, Emily durfte diese zweifelhafte Stellung überhaupt nicht antreten. Das würde er zu verhindern wissen.
    Natürlich konnte er sie nicht dazu zwingen, sein großzügiges_Angebot anzunehmen, den Lebensunterhalt der Familie Loveyne zu finanzieren. In gewisser Weise bewunderte er Emilys Unabhängigkeit und ihre Tatkraft, auf der anderen Seite störte es ihn sehr, dass sie völlig auf seinen Schutz verzichten wollte. Sie hatte ihn in ihren Zukunftsplanungen überhaupt nicht berücksichtigt.
    Sie schien sich nicht einmal gefreut zu haben, ihn wieder zu sehen! Ganz im Gegenteil. Wirkte sie nicht eher so, als wäre sie kurz davor, ihm irgendwelche Gegenstände an den Kopf zu werfen? Selten hatte er sie so aufgebracht erlebt. Vielleicht hasste sie ihn sogar. Trotzdem würde er sich um sie bemühen, versuchen, die alte Freundschaft, die sie einmal verband wieder zu beleben. Er hatte sie so sehr vermisst.
    Nicholas verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln. Wie temperamentvoll sie doch war. Sie, die Pfarrerstochter. Außerdem war sie bemerkenswert direkt, willensstark und klug. Das hatte ihn angezogen. Immer schon hatte er Emilys Selbstbewusstsein bewundert, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Einstellung, jeder Situation etwas Gutes abzugewinnen. Nie hatte sie sich verstellt oder geziert. Nein, Halbheiten hatten seiner Emily nie gelegen.
    Sie ist nicht mehr meine Emily, korrigierte sich Nicholas. Und das würde sie auch nie werden. Die Gelegenheit war vertan. Es war alles vorbei, weil sein Vater arrogant und boshaft gewesen war, und weil er, Nicholas, sich um Emilys Zukunft gesorgt hatte. Und vielleicht ist es letztlich auch gut so, schoss es ihm durch den Kopf, gut für Emily. Gut für mich. Obwohl er damals ernsthaft vorgehabt hatte, sie zu heiraten, fragte er sich im Nachhinein, ob es wirklich das Beste gewesen wäre. Ach, er war ein junger Narr gewesen!
    Nicholas gestand sich ein, dass er sich Emily mit ihrer schlichten, offenen Art nicht in der Gesellschaft derer vorstellen konnte, mit denen er in London Umgang pflegen müsste, sobald er den Platz seines Vaters im House of Lords eingenommen hätte. Nein, den Anforderungen des gesellschaftlichen Lebens und der Hektik der Großstadt ist Emily nicht gewachsen. Sie würde sich bald sehr unglücklich in London fühlen.
    Dierdre Worthing hingegen, überlegte er, wäre dort am richtigen Platz. Und sie hatte ihm wiederholt zu verstehen gegeben, dass sie an ihm interessiert war. Soweit Nicholas sich erinnerte, hatte sich die junge Dame auf Bällen sehr gewandt verhalten. Allerdings war Dierdre zu diesem Zeitpunkt noch recht jung gewesen. Er hatte ihre kecken Seitenblicke und neckischen Bemerkungen nie richtig ernst genommen.
    Emily war damals noch jünger, und ich habe sie geküsst, kam es ihm in den Sinn. Rasch verdrängte er den Gedanken.
    Als Tochter eines begüterten, einflussreichen Earl hatte Dierdre eine standesgemäße Erziehung genossen, eine Erziehung, die es ihr ermöglichen würde, die Rolle einer Countess of Kendale auszufüllen.
    Alles, was er tun musste, war, sie zu heiraten, nicht zu verraten, dass sein Vater die Unterschrift auf dem Verlobungsvertrag gefälscht hatte. Welche Wahl blieb ihm?
    Die Worthings über die Missetat seines Vaters aufzuklären würde Unverständnis und Empörung auslösen. Dierdre würde sicherlich sehr verletzt sein, wenn sie erführe, dass er sie nicht heiraten wollte, nie hatte heiraten wollen. Möglicherweise hatte sie sieben lange Jahre darauf geharrt, dass er endlich zurückkam und sie zur Frau nahm, weil ihr Vater ihr immer wieder versichert hatte, Nicholas sei rechtmäßig mit ihr verlobt.
    Ja, ich sollte mich mit Dierdre vermählen. Wozu die Hoffnungen des alten Earl und der Worthings enttäuschen und einen Skandal heraufbeschwören? Grüblerisch blickte er auf die mit dunkelrot gefärbtem Leder bezogene Tischoberfläche.
    Er ging mittlerweile auf die dreißig zu und musste ohnehin allmählich daran denken, eine Familie zu gründen. Egal, wen er heiraten würde, die Hauptsache war doch, dass seine zukünftige Ehefrau ihn nicht völlig verabscheute, standesgemäß war und ihm den benötigten Erben gebären konnte.
    Nicholas wollte von seinen Standesgenossen respektiert werden, nicht nur seines Titels wegen, sondern auch als Person. Als Earl hatte er eine gesellschaftliche Aufgabe, Pflichten, denen er sich, anders als sein selbstsüchtiger, der Jagd huldigender Vater, auch widmen wollte: Er wünschte,
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