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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag
Autoren: Lyn Stone
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gelernt. Ich muss sagen, ich war nicht sehr angetan von ihm."
    Emily presste kurz die Lippen zusammen, bevor sie erklärte: "Lord Worthings Tochter hat mich empfohlen. Gewiss wird sie sehr enttäuscht von mir sein, wenn sie erfährt, dass ich trotz ihrer Bemühungen die Stelle nicht angetreten habe!"
    "Dierdre", ergänzte er gelassen.
    "Genau. Ihre Zukünftige."
    "Sie ist nicht meine Zukünftige."
    "Da meinte Ihr Vater aber etwas anderes! Mir hat er erklärt, dass Sie schon zwei Jahre, bevor Sie von hier verschwanden, mit ihr verlobt gewesen sind!"
    "Das ist nicht wahr! Dass ich Dierdre heirate, war sein Wunsch, nicht meiner!"
    "Das sagen Sie !" Log er? Entweder hatte sein Vater die Unwahrheit gesagt oder Nicholas. Sie neigte dazu, Nicholas eher zu glauben. Aber der hatte ihr Vertrauen schon einmal missbraucht. Zweifelnd musterte sie ihn.
    Er verschränkte die Arme und runzelte die Stirn: "Du konntest doch Dierdre nie leiden. Warum hast du dich dann von ihr empfehlen lassen?"
    "Des Lohns wegen", erwiderte Emily kurz angebunden. "Ich habe mich sogar schriftlich bei ihr für ihre Bemühungen bedankt. Mein Gehalt ist doppelt so hoch wie das, was ich anderswo erwarten könnte." Für zweihundert Pfund im Jahr, dessen war Emily sich sicher, konnte sie fast alles ertragen. Sogar die Selbstgefälligkeit von Dierdre Worthing.
    Emily hatte es sich schlicht nicht leisten können, auf die ihr angebotene Stellung zu verzichten. Ihr Vater hatte ein angegriffenes Herz. Er musste bald aufhören zu arbeiten. Und Joshua hatte eine gute Erziehung verdient.
    "Selbst wenn dein Vater seine Tätigkeit hier in Bournesea aufgibt, musst du doch nicht arbeiten", sagte Nicholas freundlich. Herablassend fast, wie sie fand. Er hätte ihr genauso gut väterlich den Kopf tätscheln können. "Du brauchst mir nur zu sagen, was du benötigst. Das stelle ich dir selbstverständlich zur Verfügung. Weißt du denn nicht, dass ich immer für dich da sein werde!"
    Emily schnitt ein Gesicht und nickte, während sie ihm in die Augen blickte. "Ich verstehe. Wenn zu den Gerüchten über unsere Affäre auch noch eine monatliche Abfindung käme … Ist es das, was Sie wünschen? Nun, ich habe mit viel Mühe meine gesellschaftliche Stellung festigen können, Lord Kendale, und ich habe nicht vor, dazu beizutragen, dass der Klatsch wieder aufblüht oder sich verschlimmert. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?"
    "Wir hatten keine Affäre!" protestierte er, entsetzt dass sie diesen Ausdruck benutzte. "Das ist doch albern! Ich will lediglich einer geschätzten Freundin meine Hilfe anbieten. Das weißt du!"
    "Einer geschätzten Freundin, die Sie umarmt und geküsst haben – auf der Dorfweide, wo jeder es sehen konnte? Ich muss Sie leider wissen lassen, dass Sie meinen Ruf fast völlig ruiniert haben."
    Er war bestürzt. Das war Emily nur recht. Sie wollte ihn auf Knien vor sich sehen, ihn um Entschuldigung bitten hören. Sie wollte, dass er sie in die Arme nahm und sie um die Chance bat, es wieder gutmachen zu dürfen. Sie wollte … Ach, sie hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt!
    "Emily, versteh doch …"
    Mit scharfer Stimme unterbrach sie ihn: "Ist das Zimmer, in dem ich bleiben muss, mittlerweile fertig?"
    Er seufzte und schüttelte in einer Geste der Resignation, die nicht recht zu seinen Worten passte, den Kopf. "Ja, mittlerweile wird der Raum wohl gelüftet sein", erwiderte er.
    "Unter diesen Umständen verlangen es die guten Sitten von mir, mich für Ihre Gastfreundschaft zu bedanken", bemerkte Emily spitz.
    "Und ich versichere dir, dass ich mich sehr über deinen Besuch freue", bemerkte er steif. "Läute, wenn du etwas brauchst. Zimmermädchen sind zwar keine da, aber irgendjemand wird schon kommen, um dir alles zu bringen, woran es dir mangelt."
    Sie verließ die Bibliothek so würdevoll, wie sie konnte. "Woran es dir mangelt", hatte er gesagt. Momentan war das so ziemlich alles. Aber leider würde es nichts nützen, deswegen an einem der Klingelzüge zu ziehen.

2. Kapitel
     
    Nicholas hatte bereits gewusst, dass Emily nicht verheiratet war – das hatte er durch die vorsichtige Befragung ihres Bruders schon vor ihrer Heimreise in Erfahrung gebracht.
    Sechs Jahre zuvor hatte sein Vater ihm allerdings in spöttischem Tonfall geschrieben, dass sich Emily bald mit dem pockennarbigen Postmeister von Bournesea vermählen würde. Nicholas hatte sich auf diese Nachricht hin sieben Tage lang bis zur Besinnungslosigkeit betrunken und sich dabei
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