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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag
Autoren: Lyn Stone
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Fieber."
    Sie packte ihn mit beiden Händen am Arm. "Nicholas, lass einen Arzt kommen. Ich bitte dich inständig …" Emily war unwillkürlich zur vertraulichen Anrede übergegangen.
    Er schüttelte den Kopf. "Er hat einen fantastischen Arzt. Dr. Evans ist sehr erfahren."
    Emily wischte sich die Tränen weg und versuchte, klar zu denken. "Ich habe noch nie von ihm gehört."
    "Er ist Schiffsarzt, seit Jahren mit Captain Roland unterwegs. Ich vertraue ihm bedingungslos."
    "Ist es wirklich die Cholera, Nicholas?" flüsterte Emily. "Ich kann es nicht glauben!"
    "Es hat früher auch in England Epidemien gegeben", erinnerte er sie. "Niemand ist vor der Cholera sicher."
    "Aber doch in London und in den anderen Städten."
    "Sie grassierte gerade in Lissabon, wo wir im Hafen lagen. Offenbar haben einige Seeleute sich dort angesteckt."
    "Im Ausland?" fragte sie mit versagender Stimme.
    "Ja, in Portugal. Und ich versuche alles, um eine Epidemie in Bournesea zu verhindern. Ich habe gesehen, was die Cholera in Indien angerichtet hat. Deshalb, versteh bitte, kann ich dich und Joshua nicht heimgehen lassen. Du hast dich bei ihm vielleicht angesteckt", erwiderte er sanft. "Und außerdem muss ich alles tun, um zu vermeiden, dass Gerüchte entstehen und eine Massenhysterie ausbricht."
    "Aber mein Vater …"
    "Wenn er hierher kommt, um dich abzuholen, wird er die Wahrheit erfahren. Sobald er am Tor steht, werde ich aus sicherer Entfernung selbst mit ihm sprechen. Ich weiß, ich kann darauf vertrauen, dass er nichts weitererzählt."
    "Es geht ihm gesundheitlich nicht gut", sagte Emily. "Und ich kann mir vorstellen, wie beunruhigt er sein wird, wenn ich nicht vor dem Abendessen wieder daheim bin. Ich habe ihm verschwiegen, wohin ich gehe."
    Nicholas seufzte und wippte auf seinen Stiefelabsätzen zurück, immer noch ihre Hand haltend. Wann hatte er sie ergriffen, und warum hatte sie nicht gemerkt, dass er es getan hatte? Sie sollte ihm die Hand entziehen, aber sie fühlte sich so schwach. In diesem Moment war ihr jeder Trost recht.
    "Hat dein Vater jemand, der in deiner Abwesenheit für ihn kocht?" erkundigte er sich.
    Emily nickte, immer noch derart entsetzt über das, was er ihr enthüllt hatte, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Sich mit etwas so Banalem wie dem Abendessen ihres Vaters zu beschäftigen erschien ihr in dieser Situation völlig fehl am Platz.
    Aufmunternd tätschelte Nicholas ihr die Hand. "Ich werde das Zimmer meiner Mutter herrichten lassen. Gewiss hätte sie nichts dagegen, wenn du dich dort aufhältst", meinte er und lächelte sie an.
    Das war der Nicholas, an den sie sich erinnern konnte. Dieser sonnengebräunte, muskulöse Mann, der mir anfangs so fremd vorkam, hat doch noch vertraute Seiten, dachte sie erleichtert. Emily umklammerte seine Hand. Joshua würde es bald wieder besser gehen. Er musste einfach gesund werden.
    "Wenn auch ich krank werde, Nicholas? Wer soll sich um Vater und Joshua kümmern?"
    Er versuchte sie zu beruhigen. "Habt ihr keine Haushälterin mehr? Was ist mit Mrs. Pease?"
    "Doch, sie ist noch immer bei uns. Aber das meine ich nicht. Jemand wird für ihre Dienste aufkommen müssen, wenn Vater aus seinem Beruf ausscheidet. Und das will er bald tun. Und Joshua muss doch auch irgendeine Ausbildung erhalten!"
    "Ach so." Er hatte begriffen, was sie ihm zu verstehen geben wollte. "Darüber mach dir mal keine Sorgen. Selbst wenn das Schlimmste passiert und wir beide der Seuche erliegen, wird es deiner Familie an nichts mangeln."
    "Was soll das heißen?"
    Ein Lächeln umspielte seine Lippen, ein vertrautes Lächeln, das sie dazu gebracht hatte, zu glauben, er würde sie lieben. Damals. Aber allem Anschein nach hatte es vor Jahren schon so wenig zu bedeuten gehabt wie heute.
    "Sobald ich die ersten eigenen Gewinne gemacht hatte, habe ich dich testamentarisch begünstigt, Emily. Deine Familie, deine nächsten Verwandten werden im Ernstfall erben, was ich dir zugedacht hatte."
    "Warum hast du das getan?" fragte sie verblüfft. "Aus Schuldgefühlen?"
    Gab es eine andere Erklärung? Schließlich hatte er eine junge Frau mit netten Worten, Geschenken und Küssen vom rechten Weg abgebracht und war ohne ein Wort der Erklärung einfach verschwunden. Er hatte nicht die Absicht gehabt, jemals zu ihr zurückzukehren, das war ihr im Lauf der Jahre klar geworden. Wenn er nicht wenigstens eine gewisse Scham ihretwegen fühlte, dann war er ein gewissenloser Schurke.
    "Ich? Schuldgefühle?" Sichtlich
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