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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag
Autoren: Lyn Stone
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Talisman", erklärte sie und schluchzte. "Ich … ich brauche ihn."
    Nicholas konnte in letzter Sekunde ein Lachen unterdrücken. "Emily! Seit wann bist du so abergläubisch?"
    "Abergläubisch bin ich eigentlich nicht, aber, weißt du … wenn ich den Ring trage, habe ich das Gefühl, dass deine Mutter mich beschützt. Ohne den Ring fühle ich mich … völlig hilflos. Ich habe Angst!"
    "Das ist doch absurd", erklärte er. "Der Ring hat meiner Mutter nie gehört." Der Schreck, den seine Worte verursachten, traf ihn mehr als ihre lächerliche Befürchtung. "Wie kommst du nur darauf, dass dies der Ring meiner Mutter war?"
    Emily packte ihn am Arm. "Und die Kette?"
    "Ist auch deine. Ich hatte das Set als Verlobungsgeschenk gekauft, eine Woche, bevor ich dich zum ersten Mal geküsst habe, noch ehe mein Vater mich nach Indien beorderte. Ich hatte vor, um deine Hand anzuhalten. Das habe ich dir doch gesagt."
    "Unmöglich!"
    "Das ist die reine Wahrheit. Ich habe den Schmuck gesehen, und die Steine hatten genau dieselbe Farbe wie deine Augen. Ach Emily! Deine Augen … Also hab ich die mir zur Verfügung stehenden Mittel eines ganzen Vierteljahres und zehn Pfund, die ich mir von Hammersley geborgt hatte, dafür ausgegeben. Du kannst ihn ja fragen."
    Sie ließ die Schultern hängen. Sanft legte Nicholas den Arm um sie. "Siehst du, es war nicht meine Mutter, die aus dem Jenseits für dich gesorgt hat. Du hast dich selbst beschützt."
    Sie zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn unsicher an. "Aber ihr Kleid! Und die Mäntel! Immer wenn ich ihre Sachen anhabe, fühle ich mich sicherer, würdiger, mehr wie eine Countess. Etwas von ihr ist in ihrer Kleidung und schützt mich!"
    "Das bildest du dir ein. Sie hat die Sachen nie getragen, das weißt du. Sie hat sie nur anfertigen lassen, damit die Schneiderin ein Mal in der Woche zu ihr kam und für Ablenkung sorgte. Das Einzige, was sie in ihren letzten Lebensjahren trug, waren verspielte Nachthemden und Morgenmäntel. Ihre Zofe hat meinen Vater gebeten, die Hemden und einige von den einfacheren Kleidern haben zu dürfen, als sie uns nach Mutters Tod verließ. Und er hat sie ihr gegeben. Soweit ich weiß, nennst du kein Stück Stoff dein eigen, das je den Körper meiner Mutter berührt hat. Ist das schlimm?"
    Eine Weile saß Emily schweigend da und blickte zu Boden. Dann lächelte sie gequält. "Ich war dumm. Aber weißt du, Nicholas, ich habe sie immer verehrt. Sie kam mir vor wie eine Königin. Ich glaube, ich habe sie sehr geliebt, obwohl wir nie ein Wort gewechselt haben."
    Nicholas umarmte seine Frau und zog sie an sich. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, als er sagte: "Ich muss dir etwas gestehen, Emily. Ich habe meiner Mutter oft von unseren Streichen erzählt."
    "Oh nein, das hast du nicht!"
    "Doch. Erinnerst du dich, wie wir auf der alten Bessie über die Wiese galoppiert sind? Wie du nach dem Ast gegriffen hast, der dich sonst vom Pferd gerissen hätte? Ich musste zurückreiten und dich vom Baum herunterholen, damit du dir nichts brichst. Und es gab Dutzende von solchen Vorfällen.
    An jedem Tag ist dir etwas anderes passiert. Aber immer bist du wieder aufgestanden und hast gelacht. Manchmal denke ich, meine Mutter hat für diese Geschichten gelebt. Sie hielt dich für das tapferste Mädchen, das sie kannte. Und ich kann einfach nicht glauben, dass sie nie mit dir gesprochen hat, wenn du mit deinem Vater zu Besuch kamst."
    "Nein, das hat sie nie", sagte Emily. Sie klang ein wenig traurig. "Nur ein Mal hat sie mir zugezwinkert."
    Nicholas stand auf und zog Emily hoch. "Lass uns nach oben gehen und sehen, ob sich unser Sohn noch ein anderes Dessert einverleibt hat. Ich hoffe, dass du meine Münzsammlung vor ihm in Sicherheit gebracht hast. Sonst klingelt der Kleine beim Laufen."
    Emily musste lachen und legte den Arm um Nicholas' Hüfte, als sie zusammen hinaufgingen. "Du hast dir mehr Ärger eingehandelt, als du gedacht hast, indem du mich geheiratet hast, was, Kendale?"
    "Ich kann mich nicht beschweren", versicherte er ihr. "Du bist ein ganz netter Ausgleich für den ganzen Trubel."
    Sie lächelte zuckersüß. Das ließ ihn Schlimmes ahnen. "Ich bin so froh, dass du das sagst", meinte sie. "Denn ich fürchte, dass es bald noch mehr Ärger geben wird im Kinderzimmer."
    Nicholas schloss einen Moment vor Glück die Augen.
    Er hätte schwören können, dass er in diesem Moment seine Mutter lachen hören konnte.
     
    – ENDE –
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