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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag
Autoren: Lyn Stone
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war, und ignorierte den ausgestreckten Arm, den Nicholas ihr höflich entgegenhielt.
    Seine Miene verfinsterte sich. "Ihr könnt gehen", wies er die beiden Männer an. "Und findet besser heraus, wie sie an den Wachen vorbeigekommen ist. Ihr wisst, was euch blüht, wenn noch jemand das tut."
    Emily hörte, dass die Tür geschlossen wurde. "Was haben Sie vor?" erkundigte sie sich unsicher. Das war nicht der elegante, charmante Nicholas, den sie kannte. Stattdessen stand sie einem ungepflegt wirkenden, einschüchternden Fremden gegenüber.
    "Bitte setz dich, Emily", forderte er sie auf.
    Hastig wich sie zur Seite. Sie scheute sich, ihm noch näher zu kommen.
    Dem Bartwuchs nach zu urteilen, hatte er sich schon einige Tage nicht mehr rasiert. Die Ärmel seines Hemdes hatte er bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt, so dass seine muskulösen, sonnengebräunten Unterarme zu sehen waren. Sein schimmerndes dunkles Haar fiel ihm ins Gesicht und ringelte sich über dem offen stehenden Hemdkragen, der sie einen Blick auf seinen Oberkörper erhaschen ließ.
    Verwirrt senkte Emily die Lider. Er sieht aus, als wäre er gerade aus dem Bett gekommen. Einem zerwühlten Bett. Rasch verdrängte sie die erotischen Bilder, die in ihr hochstiegen. Dass jemand, den sie so sehr hasste, sie auf derart gefährliche Gedanken brachte, war überaus bedenklich.
    Sie lehnte sich an den Tisch, bedacht darauf, einen möglichst großen Abstand zu ihm zu halten.
    "Du hättest nicht hierher kommen sollen", sagte er unwirsch.
    Emily stieß die Luft aus, die sie unwillkürlich angehalten hatte, und verdrehte die Augen. "Seien Sie unbesorgt, Mylord. Ich wollte Sie sicher nicht zur Rechenschaft ziehen. Sogar ich bin zu vernünftig, um von einer hoch gestellten Persönlichkeit wie Ihnen eine Erklärung für Ihre Taten zu fordern. Lassen Sie mich gehen, und ich werde Sie nicht länger belästigen."
    "Ich wünschte, das könnte ich glauben. Weiß dein Gatte, dass du hier eingedrungen bist? Dass du dir widerrechtlich Zutritt zu Privatbesitz verschafft hast?"
    "Mein Gatte ?" Ungläubig blickte sie ihn an. "Ich habe keinen. Dem Himmel sei Dank!" fügte sie schnippisch hinzu.
    "Du bist nicht verheiratet?"
    Ärgerlich funkelte sie ihn an. "Natürlich nicht. Und wir wissen auch beide, weshalb. Aber ich habe einen Bruder, den ich mit nach Hause nehmen möchte. Und wenn ich das nicht darf, will ich wenigstens wissen, warum."
    "Weil er krank ist", erklärte Nicholas ihr, jetzt in weitaus milderem Tonfall. "Joshua kann Bournesea nicht verlassen – und auch du wirst hier bleiben müssen."
    "Was? Sie wollen uns gegen unseren Willen an diesem Ort festhalten?"
    "Wenn es sein muss, werde ich es tun", bestätigte er und zögerte kurz. Dann erklärte er: "Wir hatten die Cholera an Bord."
    Emily stieß einen leisen Schrei aus. Kurz flimmerte es vor ihren Augen, und sie musste sich an der Tischplatte festhalten, weil die Knie ihr den Dienst versagten. Oh Gott! Cholera? Bevor sie sich wieder in der Gewalt hatte, war er bei ihr und nahm sie auf die Arme. Sie sträubte sich nicht.
    Als er sie auf eine mit blauem Samt bezogene Sitzbank gebettet hatte, kniete er sich neben ihr nieder und legte ihr die Hände auf die Arme. "Emily, bitte glaub mir, es tut mir schrecklich Leid, dass dies passiert ist. Es ist unverzeihlich, dass ich dir diese Nachricht nicht taktvoller beigebracht habe."
    Mit zitternden Fingern strich sie sich über die Stirn, dann presste sie eine Handfläche vor den Mund und schluckte. Ihr war übel.
    "Tief einatmen!" befahl er. "Lehn dich zurück." Er wartete nicht ab, bis sie der Aufforderung nachkam, sondern drückte sie nach hinten, bis ihr Nacken unbequem an der hohen, gepolsterten Lehne der Sitzbank ruhte und ihre Capote fast verrutschte.
    Dann eilte er zu einem kleinen Beistelltisch. Einen Moment später war er wieder bei ihr und hielt ihr ein Glas an die Lippen. "Probier davon! Das wird dir helfen", drängte er.
    Alkoholgenuss stand eigentlich auf ihrer Liste der Dinge, die es zu vermeiden galt, ganz oben. Doch das kümmerte Emily im Moment nicht. Sie umklammerte das Glas und trank in hastigen Schlucken. Zu hastigen. Fast hätte sie keine Luft mehr bekommen, so sehr musste sie husten. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. "Wird … wird Joshua sterben?" brachte sie keuchend hervor.
    "Nein, nein, er wird bestimmt nicht sterben", versicherte er ihr rasch. "Seine Gesundung macht von Tag zu Tag Fortschritte, seit wir an Land gingen. Wirklich, er hat kaum noch
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