Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
er wieder bewusstlos geworden.
    »Noch mehr Blumen«, sagte sie und Ringmar sah, dass sie gern die Karte in den anderen Blumen gelesen hätte, sich aber nicht traute. Sie drehte sich zu ihm um.
    »Sie sind also Moas Vater?«
    Gut. Moa hatte mit ihr gesprochen. »Ja«, antwortete er. »Vielleicht könnten wir uns draußen im Wartezimmer ein wenig unterhalten?«
    »Er hatte vermutlich nur Pech«, sagte sie. »Oder wie man das nun nennen soll. Falscher Mann am falschen Ort, oder wie das heißt.«
    Sie saßen allein am Fenster. Draußen war ein grauer Tag. Der Raum war von einer Sonne, die es nicht gab, in einen eigentümlichen Schatten getaucht. Eine Frau hustete leise auf dem Sofa, der Korbtisch daneben war mit Zeitungen bedeckt, die voller Bilder von lächelnden Prominenten waren. Für wen prominent?, hatte Ringmar mehr als einmal gedacht. Krankenhausbesuche gehörten zu seinem Job, und häufig hatte er sich gefragt, warum ausgerechnet in den düsteren Wartezimmern der Krankenhäuser haufenweise diese Illustrierten herumlagen. Vielleicht schenkten sie Trost, wie die kleinen Lichter, die auf den Tischen in den Krankenzimmern brannten. Ihr da drinnen in den Illustrierten, fotografiert auf allen Partys und Premieren, seid vielleicht wie wir gewesen, und wir können vielleicht wie ihr werden, wenn wir gesund und bei der großen Talentjagd entdeckt werden. Die war ständig in Gang, ununterbrochen. Die Fotos dieser Leute waren ein Beweis dafür. Da gab es keinen Platz für verblasste Polaroids von zerschmetterten Hinterköpfen.
    »Das war kein Pech«, sagte Ringmar jetzt und sah das Mädchen an.
    »Sie wirken jünger als ich dachte«, sagte sie.
    »Oder als Moa mich beschrieben hat«, sagte er.
    Sie lächelte, wurde aber gleich wieder ernst.
    »Kennen Sie jemanden, der Jakob absolut nicht mag?«, fragte Ringmar.
    »Alle mögen ihn«, sagte sie.
    »Mag er irgendjemanden nicht?«
    »Nein.«
    »Wirklich niemanden?«
    »Nein.«
    Das ist wahrscheinlich eine Zeiterscheinung, dachte Ringmar, und dann ist es gut so. Als ich jung war, war man immer auf irgendjemanden oder etwas sauer. Ständig sauer. »Wie gut kennen Sie ihn?«, fragte er.
    »Tja… er ist mein Freund.«
    »Haben Sie mehr gemeinsame Freunde?«
    »Klar.«
    Ringmar sah aus dem Fenster. Zwei Jugendliche standen im Regen an der fünfzig Meter entfernten Bushaltestelle und hoben die Hände in den Himmel wie aus Dankbarkeit. Keinerlei Feinde. Dieser verdammte Regen war ein lieber Freund.
    »Keine gewalttätigen Typen im Freundeskreis?«, fragte Ringmar.
    »Absolut keine.«
    »Was haben Sie zu dem Zeitpunkt gemacht, als Jakob überfallen wurde?«
    »Wann war das genau?«, fragte sie.
    »Das darf ich Ihnen eigentlich nicht sagen«, antwortete er, und dann sagte er es ihr doch.
    »Da habe ich gerade zwei Stunden oder so geschlafen.«
    Aber Jakob hat nicht geschlafen. Ringmar sah ihn vor sich, leicht betrunken über den Doktor Fries Torg schwankend. Auf dem Weg zum Wartehäuschen der Straßenbahn? So spät fuhr keine Straßenbahn mehr. Und dann von irgendwoher ein Teufelsschlag gegen den Hinterkopf. Keine Hilfe von Doktor Fries. Dem Verbluten überlassen, wenn nicht ein junger Mann, der vorbeigekommen war und den Körper gesehen hatte, eine Minute, nachdem es passiert war, die Zentrale alarmiert hätte.
    Jakob, das dritte Opfer. Überfälle an drei verschiedenen Stellen in der Stadt. Die gleiche Art Wunde. Eigentlich tödlich. Vielleicht. Aber so weit war es nicht gekommen. Noch nicht, dachte er. Die beiden anderen Opfer hatten nichts gesehen. Nur einen Schlag von hinten gespürt.
    »Leben Sie zusammen?«, fragte er.
    »Nein.«
    Ringmar schwieg einen Augenblick. Die Jugendlichen da draußen waren mit dem Bus weggefahren. Vielleicht wurde es im Westen heller, ein hellblauer Schimmer. Das Wartezimmer war hoch oben im Krankenhaus, das selber auf dem Berg lag. Vielleicht sah er das Meer, ein stilles Feld unter dem Blau.
    »Haben Sie sich seinetwegen Sorgen gemacht?«
    »Wie Sorgen?«
    »Wo er in der Nacht gewesen sein könnte? Was er getan hat?«
    »Wir sind ja schließlich nicht verheiratet. Wir sind… Freunde.«
    »Sie wissen also nicht, wo Jakob an dem Abend oder in der Nacht war?«
    »Nein.«
    »Wen kennt er dort?«
    »Wo?«
    »In Guldheden. Um den Doktor Fries Torg herum, Guldhedsschule, die Gegend.«
    »Ich hab wirklich keine Ahnung.«
    »Kennen Sie dort jemanden?«
    »Der da wohnt? Neiiin, ich glaub nicht. Nein.«
    »Aber er war dort, und dort wurde er niedergeschlagen«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher