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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden
Autoren: Ake Edwardson
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Straßenbeleuchtung spielten auf dem Zeitungskiosk am Rand des Universitätsplatzes. Student of life, dachte er wieder, als er den Türcode eintippte.
    Im Fahrstuhl roch es schwach nach Tabak, ein alter Geruch, der noch darin hing, vielleicht sein eigener.
    »Du riechst nach Schnaps«, sagte Angela, als er sich im Bett über sie beugte. Sie drehte sich auf die andere Seite und sagte gegen die Wand: »Morgen bist du dran, Elsa wegzubringen. Ich muss um halb sechs aufstehen.«
    »Ich war eben bei ihr. Sie schläft tief und süß.«
    Angela murmelte etwas.
    »Wie bitte?«
    »Wart's nur ab«, sagte sie. »Morgen Früh.«
    Er wusste, was sie meinte. Wie sollte er es vergessen haben? Nach einem halben Jahr Erziehungsurlaub? Er wusste alles über Elsa, und sie wusste alles über ihn.
    Es waren gute Tage gewesen, vielleicht seine besten. Da draußen gab es eine Stadt, die hatte er seit Jahren nicht mehr gesehen. Es waren dieselben Straßen, aber er hatte sich in diesem halben Jahr wie ein ganz normaler Mensch bewegt, langsam, ohne Späherblick, nach nichts anderem mehr Ausschau haltend als nach einem Café, in dem sie eine Weile einkehren und er seine Füße in diesem anderen Leben auf den Boden setzen konnte.
    Als er nach dem Erziehungsurlaub in den Dienst zurückgekehrt war, verspürte er einen… Hunger, ein besonderes Gefühl, dessen er sich fast schämte. Als ob er wieder zum Kampf bereit wäre, wirklich bereit für den Krieg, der zwar nie zu gewinnen war, aber ausgefochten werden musste. Tja. So war es wohl. Wenn man dem Biest einen Arm abhackte, wuchs ihm ein neuer, und man musste erneut zuschlagen.
    In der Minute, bevor er einschlief, dachte er wieder an die seltsame Wunde am Hinterkopf des Studenten.

2
    Der Abend war ruhig gewesen auf der Wache, ein Gefühl wie vor dem großen Sturm. Aber heute Abend gibt es wohl kein Unwetter, dachte der Dienst habende Polizist Bengt Josefsson und sah hinaus zu den Bäumen, die ruhig in der Abendluft standen. Keine Herbststürme mehr, dachte er. Jetzt freuen wir uns auf Weihnachten. Und danach gibt es unser Revier vielleicht nicht mehr. Dann wird es geschlossen, und der Redbergsplatsen fällt an den Feind zurück.
    Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. »Polizeirevier Örgryt-Härlanda, Josefsson.«
    »Jaa… gu… guten Abend. Ist da die Polizei?«, sagte eine Frauenstimme.
    »Ja.«
    »Ich hab bei der Zentrale angerufen, und die wollten mich mit einem Revier verbinden, das in der Nähe von Olskroken liegt. Wir… wohnen da.«
    »Dann sind Sie hier richtig«, sagte Josefsson. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja… ich weiß nicht, was ich sagen soll…« Josefsson wartete mit Stift und Block. Am Ende des Korridors ließ ein Kollege im Umkleideraum etwas laut zu Boden fallen.
    »Erzählen Sie, worum es geht«, sagte er. »Mit wem spreche ich?«
    Sie nannte ihren Namen und er schrieb ihn auf. Berit Skarin. »Es geht um meinen kleinen Sohn«, sagte sie. »Er… ich weiß nicht… er hat heute Abend zu uns gesagt… wenn ich das richtig verstanden habe… dass er mit einem >Onkel<, wie er sagt, im Auto gesessen hat.«
    *
    Kalle Skarin war vier Jahre alt. Als er vom Kindergarten nach Hause gekommen war, hatte er ein Butterbrot mit Käse gegessen und eine Tasse Kakao getrunken, den er selbst aus Kakaopulver, Zucker und ein wenig Sahne gemischt hatte, bevor seine Mama warme Milch aufgegossen hatte.
    Ein wenig später hatte er gesagt, dass er in einem Auto gesessen habe.
    Einem Auto? Einem Auto. Großes Auto und Radio. Radio hat geredet und Musik gemacht.
    Habt ihr heute einen Ausflug mit dem Kindergarten gemacht?
    Kein Ausflug. Spielplatz.
    Gibt's da Autos? Der Junge hatte genickt.
    Spielzeugautos?
    GROSSES Auto, hatte er gesagt, richtiges Auto. Richtig, und er hatte eine Bewegung mit den Händen gemacht, als würde er das Lenkrad drehen. Brrrm, brrrmm.
    Wo?
    Spielplatz.
    Kalle. Bist du mit einem Auto auf dem Spielplatz gefahren?
    Er hatte genickt.
    Mit wem bist du gefahren?
    Ongel.
    Ongel?
    Ongel. Ongel. Hatte Bonbons! Kalle hatte eine neue Bewegung gemacht, die vielleicht jemanden darstellen sollte, der eine Tüte Bonbons anbot, vielleicht auch nicht.
    Berit Skarin überlief ein kalter Schauder, eine Kälte, die ihr über den Scheitel strich. Ein fremder Onkel, der ihrem kleinen Sohn eine Tüte mit Bonbons hinhält.
    Kalle saß dort vor ihr. Sie hatte ihn festgehalten, als er rausgehen und das Kinderprogramm im Fernsehen anschauen wollte.
    Ist das Auto weggefahren?
    Fahren,
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