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Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Titel: Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
Autoren: Verschiedene
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Schwertern retten!«
    Da wurde es plötzlich unruhig hinter ihnen. Drei, vier Mamelucken stolperten mit zerfetzten Gewändern in den Gang. Guillaume de Saint Denis folgte ihnen auf dem Fuße. Hinkend pflückte er sich eine letzte Steinratte aus dem Genick und schleuderte sie gegen die Wand, daß sie in tausend Stücke zerschellte. In der anderen Hand schwenkte er einen leuchtenden Gegenstand, der nur notdürftig von einem Tuch umhüllt wurde.
    Während der Desert-Master de Saint Denis mit einem jubelnden Ruf entgegeneilte, streifte Hendrik mit einem Blick die Decke – und sah, daß sie sich zu einem Stalaktitenmeer formte. Er stieß einen gellenden Warnruf aus, der de Valois herumfahren ließ. Doch als der Desert-Master die neue Gefahr entdeckte, war es bereits zu spät.
    Für einen Augenblick sah es aus, als wenn de Saint Denis in einen Sumpf geraten wäre, denn er sank bis zu den Knien im Felsboden ein. Einen Lidschlag wurde der Boden wieder zu festem Stein und mauerte de Saint Denis’ Füße ein. Der Templer stürzte vom eigenen Schwung getragen vornüber und schrie vor Schmerz auf.
    Gleichzeitig lösten sich die ersten Stalaktiten mit einem singenden Ton von der Decke. De Saint Denis’ Schreien brach ab, als eine meterlange Kristallspitze seinen Rücken durchschlug.
    In den nächsten Sekunden waren die meisten Templer und Mamelucken wie mit dem Boden verwurzelt. Nur Hendrik und einige andere, die direkt neben dem Desert-Master standen, konnten sich noch frei bewegen. Doch auch auf sie prasselte der steinerne Regen nieder. Die Schreie der sterbenden Männer erfüllten den Gang mit einem grausigen Stakkato. Hendrik sprang in verzweifelter Hast zwischen den niedersausenden Stalaktiten umher und erwartete jeden Augenblick sein Ende.
    Da wurde sein Blick auf de Saint Denis gezogen, dessen Hand sich um das leuchtende Auge geschlossen hatte. Der Mann mußte tot sein, doch plötzlich bewegte er den Kopf und starrte einen Moment verwirrt auf das Chaos aus Stein und niederprasselndem Verderben. Dann bleckte er die Zähne zu einer fürchterlichen Grimasse, hob mit unendlicher Mühe die Hand und schleuderte das Auge nach vorn.
    Philippe de Valois hechtete auf den Boden, packte das Auge, bevor es der Fels verschlingen konnte, und reckte es hoch in die Luft.
    Ein Zittern durchlief den Gang. Steinsplitter sprangen von den Wänden. Einer traf Hendriks Gesicht und riß eine blutige Furche in seine Wange. Doch er bemerkte es nicht einmal, starrte nur mit weitaufgerissenen Augen zur Decke, die sich wie die Oberfläche eines sturmgepeitschten Meeres bewegte. Doch kein einziger Stalaktit regnete mehr auf die erschöpften Männer herab, die noch gar nicht begreifen konnten, daß sie diesen letzten Angriff des Satans überlebt hatten.
    Aller Augen richteten sich auf Philippe de Valois, der hochaufgerichtet in der Mitte des Korridors stand und das Auge umklammerte. Seine Gestalt schien wie unter einem inneren Feuer zu erglühen.
    Ein Schrei ertönte, so laut und so schrecklich, daß sich die Männer wimmernd am Boden wälzten. Sand und Steine rieselten von Decken und Wänden. Die ganze Wüstenburg begann zu beben und zu zittern. Feine Risse bildeten sich im kristallinen Gestein und wuchsen in rasender Eile zu breiten, alles verschlingenden Spalten.
    »Schnell! Hinaus!« übertönte de Valois’ Stimme das infernalische Tosen. »Die Sandrose wird jeden Moment zerfallen!«

    * * *

    Der Schlag war so hart, daß er mich gegen Sill prallen ließ. Halb aneinandergeklammert stürzten wir zu Boden, während rings um uns herum Stein und scharfkantige Kristalldolche von der Decke prasselten. Zwei, drei kleinere Splitter trafen mich. Ich fühlte den Schmerz, versuchte ihn zu ignorieren und stemmte mich wieder hoch, beide Hände über den Kopf geschlagen, um nicht von einem tödlichen Kristallgeschoß erschlagen zu werden. Nicht, daß es mir genützt hätte, wäre ich wirklich getroffen worden.
    Das Innere der Sandrose war ein einziges Labyrinth des Grauens. Enge, vielfach gewundene Gänge wie die Freßspuren gigantischer Würmer durchzogen das Gebilde, sich vielfach kreuzend und gabelnd oder in jäh aufklaffenden Abgründen endend. Und überall lagen Tote; Mamelucken und Tempelritter, die auf die entsetzlichsten Weisen ums Leben gekommen waren. Kein einziger war durch ein Schwert oder irgendeine andere Waffe getötet worden. Die Wüstenrose selbst hatte sie attackiert – wie die beiden Ritter, die draußen vor unseren Augen zu Tode gequetscht
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