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Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Titel: Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt
Autoren: Verschiedene
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ich gemahlenes Glas eingeatmet. Ich konnte nichts mehr sehen.
    Das Heulen des Sturmes steigerte sich zu einem unbeschreiblichen Crescendo. Blutige Kreise tanzten vor meinen Augen. Mein Herz raste zum Zerspringen.
    Plötzlich fühlte ich mich gepackt und in die Höhe gerissen, diesmal aber nicht vom Sturm, sondern von harten menschlichen Händen. Mühsam öffnete ich die Augen und erkannte ein verschwommenes, auf und ab hüpfendes Oval, das erst nach Sekunden zu einem scharfgeschnittenen Indianergesicht wurde.
    Mit einem Ruck zerrte mich Ixmal vollends auf die Füße, stieß mich grob herum und gestikulierte wild in Richtung des Berges. Seine Lippen formten Worte, die vom Sturm davongerissen wurden, ehe sie mein Ohr erreichten. Aber ich begriff auch so, was er meinte, und nickte.
    Der Sturm steigerte sich zu unbeschreiblicher Wut, während ich hinter Ixmal um den Berg herumtaumelte. Funken stoben aus dem Fels. Kopfgroße Steine regneten auf uns herab und zerbarsten rings um uns, und plötzlich hob sich dicht vor meinen Füßen der Boden und zerriß zu einem halbmeterbreiten, gezackten Schlund.
    Ixmal setzte mit einer eleganten Bewegung über den Spalt hinweg und stürmte weiter. Ich mußte ihm folgen, ob ich wollte oder nicht.
    Kurz bevor wir die Höhle erreichten, drehte ich mich im Laufen um und blickte in den Sturm zurück. Wo war Shadow?
    Aber ich sah weder die El-o-hym noch die Felsen, hinter denen wir Deckung gesucht hatten.
    Unser Lager, Shadow, die Mojave-Wüste, der Himmel – alles war verschwunden. Statt dessen brodelte dort etwas Gigantisches, Schwarzes, das rasend schnell herankam, Sand und Steine und mannsgroße Felsen wie dürres Laub in die Höhe reißend und zermalmend.
    Ich ließ Ixmals Hand los und rannte so schnell ich konnte.
    Hinter uns heulte der Urgroßvater aller Stürme heran.

    * * *

    Reynaud de Maizieres sah die Schwertklinge heransausen, duckte sich instinktiv darunter hinweg und schlug dem Mann die geballten Fäuste in den Leib, ohne auch nur zu denken. Der Templer krümmte sich mit einem keuchenden Laut, taumelte zurück und fiel mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie, aber sofort war ein zweiter Mann zur Stelle, drosch mit dem Schwert nach Reynauds Kopf und versuchte gleichzeitig, ihm die Beine unter dem Leib wegzutreten.
    De Maizieres fing den Schwertarm des Mannes mit dem Unterarm ab, packte blitzschnell sein Handgelenk und verdrehte es mit einem kurzen, harten Ruck. Der Krieger ließ seine Klinge fahren und fiel schreiend zu Boden, aber Reynaud de Maizieres beachtete ihn gar nicht mehr. Blitzschnell hob er das Schwert auf, packte die Klinge mit beiden Händen und führte einen gewaltigen Rundschlag.
    Er traf niemanden, aber die drei Templer, die ihren beiden Kameraden zu Hilfe hatten eilen wollen, brachten sich mit schnellen Sprüngen in Sicherheit, und für einen Moment hatte de Maizieres Luft. Hastig wich er zurück, hob auch die Waffe des zweiten Tempelritters auf und warf sie Jean Balestrano zu, der das Schwert geschickt auffing und mit gespreizten Beinen festen Stand suchte.
    Erst jetzt kam Reynaud de Maizieres der furchtbare Anblick richtig zu Bewußtsein, den der Gang vor ihm bot. Von den anderthalb Dutzend Kriegern, die sie bei ihrer Ankunft hier unten erwartet hatten, lebte noch gut die Hälfte – und diese Krieger waren dabei, sich gegenseitig umzubringen!
    Aber Reynaud de Maizieres blieb nicht einmal Zeit, sich nach dem Warum dieses schrecklichen Geschehens zu fragen, denn schon wurden er und Balestrano erneut angegriffen, diesmal von gleich vier Männern, die offensichtlich aus dem Schicksal ihrer beiden Vorgänger gelernt hatten, denn sie versuchten nicht mehr, den Tempelherren im ersten Ansturm zu überwältigen, sondern umkreisten ihn in respektvollem Abstand und suchten nach einer Lücke in seiner Deckung.
    Reynaud de Maizieres musterte die Angreifer kalt. Er hatte keine Angst; die hatte er niemals, wenn er kämpfte, selbst gegen einen so übermächtigen Gegner wie jetzt. Außerdem war er ziemlich sicher, es selbst mit diesen vier Männern zugleich aufnehmen zu können. Nicht umsonst galt er als einer der gefährlichsten Männer, die jemals das weiße Gewand der Tempelherren angezogen hatten.
    Was ihn vielmehr entsetzte, war die Tatsache, daß die Männer ihn und Balestrano angriffen. Jean Balestrano war das Oberhaupt des Templerordens, und diese Krieger waren einzeln und sorgsam ausgewählt worden. Ein Verrat auch nur eines einzigen dieser Elitemänner war
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