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Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Titel: Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt
Autoren: Verschiedene
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Stimme in meinen Gedanken. Der Sturm wird schlimmer.
    Erschrocken sah ich auf, weniger alarmiert durch die Worte, die die El-o-hym mir telepathisch übermittelt hatte, als vielmehr durch die Tatsache, daß sie es tat. Natürlich wußte ich, daß Shadow jederzeit in der Lage war, ihre Gedanken ins Bewußtsein eines anderen Menschen zu projizieren – und unter gewissen Umständen auch die Gedanken anderer zu lesen. Aber es war eine unausgesprochene Übereinkunft zwischen uns, daß sie diese Fähigkeiten nicht benutzte, und ich glaube sogar, sie hatte ein wenig Angst davor, so, wie ich stets Hemmungen hatte, meine eigenen magischen Kräfte anzuwenden. Wenn sie es jetzt doch tat, dann nur aus dem Grund, weil wir wirklich in Gefahr waren.
    Shadow sah mich an, und als ich ihrem Blick begegnete, wußte ich, daß sie auch diesen Gedanken gelesen hatte. Sie nickte.
    Was wird passieren? dachte ich. Statt einer Antwort hob Shadow die Hand und deutete nach Osten, direkt in den heulenden Sandsturm hinaus. Ich folgte der Geste, aber so sehr ich mich auch anstrengte, alles was ich sah, war eine brüllende Wand aus Schwärze und apokalyptischer Bewegung.
    Plötzlich griff Shadow abermals nach meiner Hand. Ihr Griff war so fest, daß ich vor Schmerz die Zähne zusammenbiß! Dann fluteten Bilder in mein Bewußtsein...
    Im ersten Moment sah ich nichts außer wirbelnden Schemen. Dann erkannte ich unser Lager, die schmale, von rundgeschliffenen Findlingen gesäumte Senke an der Ostflanke des Berges, begraben unter Tonnen und Tonnen und Tonnen von Sand. Der Sturm hatte seine Kraft verzehnfacht. Felsen regneten vom Himmel, und wo der Sand gegen den Stein gepeitscht wurde, schlugen Funken aus dem Fels. Ein totes Pferd flog wie ein Geschoß heran und prallte gegen die Flanke des Berges.
    Wann? dachte ich entsetzt.
    In wenigen Minuten, antwortete Shadow. Was wir bisher erlebt haben, war nur das Vorspiel. Der wirkliche Sturm beginnt erst.
    Sie ließ meine Hand los, und die schrecklichen Bilder verblaßten und machten einer kaum weniger erschreckenden Wirklichkeit Platz. Die schwarze Wand war nähergekommen. An ihrem Fuß war eine vage, mahlende Bewegung, als würde der Wüstenboden selbst dort in die Höhe gerissen und zu Staub zermahlen. Wahrscheinlich war es so.
    Wo sind die anderen?
    Shadow hob die Hand und deutete auf den Berg hinter uns. Seine Flanke ragte annähernd lotrecht über uns in die Höhe, aber alles, was mehr als acht oder zehn Yards entfernt war, verlor sich in tobender Bewegung und irrsinnig tanzenden Sandschwaden.
    Ixmal hat eine Höhle entdeckt, antwortete Shadow. Sie sind alle auf dem Weg dorthin.
    Ist sie sicher? fragte ich. Die Bilder, die ich durch Shadows Augen gesehen hatte, drohten mich wieder einzuholen. Mühsam schüttelte ich sie ab.
    Das wird sich herausstellen, antwortete Shadow lakonisch. Komm jetzt. Ohne meine Antwort abzuwarten, sprang sie auf die Füße, fuhr herum und zerrte mich einfach hinter sich her.
    Während der ersten paar Dutzend Schritte war es beinahe einfach, denn der Sturm schob uns geradewegs vor sich her, so daß wir nicht einmal hätten stehenbleiben können, wenn wir es gewollt hätten. Die zweite Hälfte des Weges wurde zu einem Spießrutenlaufen durch die Hölle. Der schwarze Granit des Berges tauchte so unvermittelt vor uns auf, daß selbst Shadows übermenschlich schnelle Reaktionen nicht mehr ausreichten, das Unglück zu verhindern. Sie versuchte stehenzubleiben, aber als hätte der Sturm nur auf diesen Augenblick gewartet, fauchte in diesem Moment eine brüllende Bö heran, riß sie von den Füßen und nach vorne und schmetterte sie gegen den Berg. Wäre sie ein Mensch gewesen, hätte der Anprall sie getötet. Aber auch so verzerrte sich ihr Gesicht vor Schmerz. Mit haltlos rudernden Armen brach sie zusammen, hob schützend die Hände vor das Gesicht und keuchte gleich darauf ein zweitesmal vor Schmerz, als die nächste Bö auch mich ergriff und gegen sie schleuderte.
    Benommen stemmte ich mich in die Höhe, sah ein braunschwarzes Etwas auf mich zurasen und drehte hastig den Kopf, ehe der Sand, den die Sturmbö heranschleuderte, mir das Gesicht wegschmirgeln konnte. Mit aller Kraft stemmte ich mich in den Boden und versuchte, irgendwo Halt zu finden.
    Trotzdem wurde ich in die Höhe und gegen den Fels geschleudert, daß mir die Luft wegblieb. Ich fiel, rollte instinktiv herum und barg den Kopf zwischen den Armen. Sand war in meinem Mund und meiner Nase. Meine Kehle brannte, als hätte
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