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Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt

Titel: Der Hexer - NR28 - Brücke am Ende der Welt
Autoren: Verschiedene
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Laurec rührte sich kein einziges Mal in dieser Zeit. Man mußte sogar sehr genau hinsehen, um überhaupt festzustellen, daß er atmete.
    »So sitzt er immer da«, sagte Balestrano leise. »Er bewegt sich nie. Man muß ihn füttern und sauberhalten wie ein Kind.«
    Reynaud de Maizieres verzog angeekelt das Gesicht. Dann fiel ihm etwas auf. »Was ist das da an seinem Kopf?« fragte er. An de Laurecs linker Schläfe war eine kleine, kaum daumennagelgroße Wunde. Ein einzelner Blutstropfen glitzerte auf seiner Haut.
    »Etwas, das niemand von uns versteht, Bruder«, antwortete Balestrano. »Er hat diese Wunde, seit er hierhergebracht wurde.«
    »Seit er – Reynaud de Maizieres brach erstaunt ab. »Aber das ist Monate her!« rief er ungläubig.
    Balestrano nickte. »Und sie blutet noch immer. Die besten Ärzte konnten sie nicht schließen.« Er seufzte, machte eine Handbewegung, als wolle er das Thema beiseite schieben, und deutete den Gang hinab. »Aber das ist es nicht, was ich dir zeigen wollte. Komm!«
    Sie gingen weiter. Der Gang zog sich gute dreißig Schritte dahin und endete vor einer niedrigen, mit einem kompliziert aussehenden Schloß verschlossenen Tür, die Jean Balestrano mittels eines Schlüssels in der Form eines Kreuzes öffnete, den er an einer dünnen silbernen Kette um seinen Hals trug.
    Reynaud de Maizieres wollte eintreten, aber der Tempelherr hielt ihn mit einer raschen Geste zurück, richtete sich auf und winkte einem der Wächter, eine Fackel zu bringen. Erst dann bückte er sich unter dem niedrigen Eingang hindurch und winkte Reynaud de Maizieres, ihm zu folgen.
    Ein sonderbarer Geruch schlug dem Tempelritter entgegen, als er Balestrano folgte und sich auf der anderen Seite des niedrigen Durchganges wieder aufrichtete.
    Was er sah, ließ ihn erstarren. Der Raum war groß, aber vollkommen leer.
    Das hieß – er hatte keine Einrichtung, wie Reynaud de Maizieres sie gewohnt war...
    Auf den steinernen Boden, der so sorgsam geglättet worden war, daß er wie ein matt gewordener Spiegel das Licht der Fackel zurückwarf, war mit blutroter Kreide ein gewaltiger, fünfzackiger Stern aufgemalt – ein Pentagramm, dachte Reynaud de Maizieres entsetzt, das Zeichen schwarzer Magie, das Symbol des Satans! Ohne daß er sich der Bewegung überhaupt bewußt geworden wäre, glitt seine Hand an die rechte Seite seines Gürtels, dort, wo das Schwert hing, wenn er sein Templergewand trug.
    »Warte!« sagte Balestrano rasch. »Urteile nicht vorschnell! Ich habe dir gesagt, daß dich Schlimmes erwartet. Sieh!« Er deutete mit der Fackel auf das Pentagramm.
    Mühsam kämpfte Reynaud de Maizieres den Sturm einander widerstrebender Gefühle nieder, der in seinem Inneren tobte, und beugte sich vor, wobei er allerdings peinlich genau darauf achtete, den roten Kreidestrichen des Drudenfußes nicht zu nahe zu kommen. Das Pentagramm war nicht leer. In seinem Zentrum lag ein grünflimmerndes, sonderbares Etwas, das wie unter einem unheimlichen inneren Licht zu glühen schien. Im ersten Moment erkannte Reynaud de Maizieres kaum etwas, aber seine Augen gewöhnten sich rasch an das flackernde Licht von Balestranos Fackel.
    Das grüne Etwas war ein Kristall. Ein kinderkopfgroßer Kristall von der genauen Form eines menschlichen Gehirns!
    »Großer Gott!« keuchte Reynaud de Maizieres. »Was ist das?!« Es war nicht einmal das bizarre Äußere des kristallenen Gehirns, auch nicht das unheimliche, pulsierende Licht, das aus seinem Inneren drang, was ihn so über die Maßen erschreckte.
    Vielmehr war es das, was er fühlte... Das grüne Kristallgehirn atmete das Böse aus.
    Es war Reynaud de Maizieres unmöglich, es anders als mit diesen Worten zu beschreiben. Er spürte den Atem der Hölle, als er das Kristallgehirn anblickte. Er sah jetzt, daß es beschädigt war: Ein gezackter Riß spaltete es nahezu in zwei Hälften, und dünne Sprünge liefen wie ein Spinnennetz durch den Kristall. Aber das änderte nichts an seiner furchtbaren, höllischen Ausstrahlung.
    »Was ist das?« flüsterte de Maizieres noch einmal. Er starrte Balestrano an. Seine Augen waren weit und dunkel vor Schrecken.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Jean Balestrano leise. »Etwas Böses, Bruder Reynaud, etwas unendlich Böses. Es wurde von Wesen erschaffen, die uns so fremd sind, daß wir sie uns nicht einmal vorzustellen vermögen. Wesen, die schlimmer sind als Satan.«
    »Aber was tut es hier?« keuchte Reynaud de Maizieres.
    Balestrano lächelte milde, aber
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