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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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saß dem Holländer noch so tief in den Knochen, als wäre es erst Augenblicke her.
    »Das kann ich nicht, Craven«, sagte er. Es klang beinahe bedauernd. »Ich muß warten, bis die Boote zurück sind.« Er ballte die Faust und blickte abermals zur Insel hinüber. »Wenn man wenigstens etwas sehen könnte!«
    »Ich kann Ihnen sagen, was dort drüben geschieht«, antwortete ich wütend. »Es sind die gleichen Ungeheuer, die die ZUIDERMAAR angegriffen haben. Sie sind gerade dabei, die Stadt auszulöschen. Und Ihre Männer dazu.«
    Harmfeld wurde noch blasser. Sein Adamsapfel hüpfte nervös, und ich sah, wie sich seine Rechte zur Faust ballte. Aber er sagte kein Wort, sondern wandte sich nur mit einem Ruck ab und fuhr fort, die brennende Stadt anzustarren.
    Es hatte vor einer halben Stunde begonnen. Harmfeld und ich hatten in der Kapitänskajüte gesessen, einerseits, um unsere Wunden verbinden zu lassen – von denen wir wahrlich genug abbekommen hatten, auch wenn keine davon wirklich gefährlich war –, andererseits, weil ich geglaubt hatte, daß der Kapitän nach allem, was geschehen war, endlich Vernunft annehmen würde. Aber das war nicht der Fall. Ich hatte ihm so ziemlich alles erzählt, was nach meiner Ankunft auf Krakatau geschehen war; aber natürlich hatte er mir kein Wort geglaubt. Vielleicht hätte ich umgekehrt auch nicht anders reagiert. Dann hatten uns die ersten Schreie an Deck gelockt. Trotz des bleichen Mondes war die Nacht zu dunkel, als daß wir irgendwelche Einzelheiten erkennen konnten, aber bei dem ersten Schrei war es nicht geblieben. Schon nach Augenblicken hatten Schüsse die Stille zerrissen, und wenig später waren die ersten Brände aufgeflammt.
    Im Grunde hatte Harmfeld nichts anderes als seine Pflicht getan, als er alle fünf Pinassen der ZUIDERMAAR mit fast der Hälfte seiner Marinesoldaten bemannen ließ, um sie zum Ufer zu schicken. Und trotzdem war es das falscheste, was er überhaupt tun konnte. Ich hatte versucht, ihn zu warnen. Aber natürlich hatte er nicht auf mich gehört.
    Ich war sehr sicher, daß er keinen einzigen seiner Männer lebend wiedersehen würde. Selbst die hell lodernden Brände, die im Laufe der letzten halben Stunde auf die ganze Stadt und den Hafen und sogar auf das Meer übergegriffen hatten, als triebe brennendes Öl auf den Wogen, ließen uns nicht erkennen, was dort drüben wirklich geschah.
    Aber das war auch nicht nötig. Meine Phantasie reichte durchaus, mir das zu zeigen, was meine Augen nicht sehen konnten: Es waren Dagons Kreaturen, die gleichen protoplasmischen Ungeheuer, die die ZUIDERMAAR angegriffen und die Majunde verschleppt hatten, und vermutlich auch einige seiner fürchterlichen Ssaddit, wie die überall aufflammenden Brände bewiesen.
    Nein – Harmfeld würde nicht einen seiner Männer wiedersehen. Und wenn wir noch lange hierblieben, waren vermutlich auch wir verloren. Wir hatten den ersten Angriff der Ungeheuer abgeschlagen, aber das besagte nicht viel. Ich kannte Dagon zu genau, um mir auch nur eine Sekunde lang einzubilden, daß er so leicht aufgeben würde.
    »Dann nehmen Sie mir wenigstens die Handschellen ab!« sagte ich. »Die Dinger sind nicht besonders bequem.«
    Harmfeld runzelte die Stirn, sah einen Moment auf die dünne silberne Kette herab, die meine Handgelenke aneinanderband, als müsse er ernsthaft überlegen, wozu sie überhaupt da waren, dann schüttelte er den Kopf. »Das ist auch nicht der Sinn von Handschellen«, sagte er.
    »Zum Teufel, Harmfeld, ich habe Ihnen das Leben gerettet!« fuhr ich auf.
    Harmfeld fuhr zusammen wie unter einem Hieb. »Sie werden unfair, Craven«, sagte er. »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, aber...« Er sprach nicht weiter, sondern seufzte abermals und starrte wieder zur Küste hinüber. »Ich kann es nicht«, sagte er. Es klang wie eine Entschuldigung. »Ich habe meine Befehle, und ich muß mich daran halten. Sie wissen, warum wir Sie und Ihren Freund gefangengenommen haben«, begann er.
    »Nein«, sagte ich zornig. »Aber Sie werden es mir gleich sagen.«
    Harmfelds Miene verdüsterte sich. »Warum machen Sie es sich und mir so schwer?« fragte er. »Sie werden nicht bestreiten, daß Sie Eldekerk gekannt haben. Sie sind zusammen gesehen worden.«
    »Aber ich habe ihn nicht umgebracht!« fauchte ich. »Und Shannon auch nicht. Im Gegenteil, Harmfeld. Eldekerk stand auf unserer Seite!«
    »Unsere Seite?« hakte Harmfeld nach. »Was heißt das?«
    »Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was
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