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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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rotgelbes Licht brannte irgendwo tief unter seiner Oberfläche, und dahinter, nur als verschwommener Schatten wahrzunehmen, schoß ein kolossales Etwas heran, ein Ding wie ein Wal, aber dreimal so groß und schnell wie ein Pfeil. Eine schaumige Spur markierte seine Bahn; eine weiße, wie mit einem Lineal gezogene Linie, die geradewegs aus dem offenen Meer kam – und genau auf die ZUIDERMAAR deutete!
    Harmfeld bemerkte die neue Gefahr eine halbe Sekunde nach mir. Und diesmal reagierte er ungleich schneller als beim ersten Mal. Mit einem Satz war er herum, hetzte über das Schiff und begann gleichzeitig Kommandos zu brüllen. Unter mir wurden knallend die Geschützluken geöffnet, Männer schrien, und überall flammten plötzlich Fackeln und kleine brennende Lunten auf.
    Mit einem Satz war ich bei Harmfeld und versuchte ihn zurückzureißen. »Sind Sie wahnsinnig, Kapitän?« schrie ich. »Was immer dort herankommt, es ist größer als Ihr Schiff!«
    Harmfeld fuhr herum. Seine Hände zuckten, als wolle er mich packen. »Was soll ich tun, Ihrer Meinung nach?« fauchte er.
    »Hier verschwinden!« antwortete ich, ebenso zornig wie er.
    Harmfeld schnaubte. »Sie sind ja verrückt! Die ZUIDERMAAR ist ein Kriegsschiff, Sie Witzbold, kein Paddelboot! Ich brauche eine halbe Stunde, um das Schiff auch nur von der Stelle zu bekommen.« Er ballte die Faust, blickte die näherkommende Leuchterscheinung und die schäumende Bugwelle an und schüttelte noch einmal den Kopf. »Was immer dort herankommt – wir werden kämpfen müssen.«
    Und es sah ganz so aus, als hätte er recht.
    Ich versuchte in Gedanken die Zeit abzuschätzen, die noch bis zum Zusammenprall vergehen mußte – eine, allerhöchstens zwei Minuten, dann würde uns dieses Ding vermutlich in den Meeresboden hineinrammen. Ich legte die aneinandergebundenen Hände auf die Reling und spreizte instinktiv die Beine, um mich auf den Anprall vorzubereiten – eine, logisch betrachtet, höchst lächerliche Reaktion in Anbetracht dieses schwimmenden Berges.
    Aber dann wurde der Schatten langsamer. Das unheimliche, rotgelbe Licht, das er ausstrahlte, glühte heller auf, tastete wie der Strahl eines Scheinwerfers hierhin und dorthin und glitt, eine Handbreit unter der Wasseroberfläche, über den Rumpf der ZUIDERMAAR. Noch immer war der Riese nur als verschwommener Schatten unter dem Meer zu erkennen, aber ich sah deutlich, wie er langsamer und langsamer wurde und schließlich in einem engen Halbkreis herumschwenkte, bis er sich nahezu parallel zu unserem Schiff bewegte. Die Bugwelle verlief sich allmählich, aber über seinem Rücken begann mit einem Male das Wasser zu brodeln, wie bei einem Wal, der Luft abbläst. Der gewaltige Schatten begann zu wachsen, als das Ungetüm der Wasseroberfläche entgegenstrebte. Ich erkannte mehr Einzelheiten: den schlanken, zackenbesetzten Leib, die riesige Heckflosse, unter der das Meer sprudelte, den fürchterlichen Rammsporn an seinem Schädel, die beiden gewaltigen, runden Augen, die grelle Lichtnadeln durch das Meer stießen...
    Und plötzlich wußte ich, was wir vor uns hatten!
    »Es taucht auf!« sagte Harmfeld. Und dann, etwas lauter: »Kanoniere – Achtung. Feuer frei, sobald es oben ist.«
    Sekunden vergingen, bis seine Worte in mein Bewußtsein drangen. Dann fuhr ich herum, packte Harmfeld bei den Rockaufschlägen und deutete wild auf das Meer hinaus. »Um Gottes willen, nicht!« keuchte ich. »Das ist kein Ungeheuer, Kapitän! Das ist –«
    Harmfeld versetzte mir einen Stoß vor die Brust, der mich zurück und gegen die Reling taumeln ließ. Wütend hob er die Hand, als wolle er mich schlagen. »Sind Sie übergeschnappt, Craven?« schrie er. »Noch ein Wort, und ich lasse Sie in Ketten legen und unter Deck bringen!«
    »Aber das ist –«
    Harmfeld machte eine blitzschnelle Bewegung mit der Hand, und zwei seiner Marinesoldaten packten mich und zerrten mich grob zurück. Ich wehrte mich verzweifelt, aber mit gefesselten Händen hatte ich keine große Chance gegen die beiden kräftigen Männer. Rasch wurde ich über das Deck und in Richtung des Achterkastells gezerrt.
    »Harmfeld!« schrie ich verzweifelt, »Nicht schießen! Das ist kein Ungeheuer! Sie werden –«
    Meine Worte gingen in einem ungeheuren Krach unter, als sich die Bordgeschütze der ZUIDERMAAR nahezu gleichzeitig entluden. Zwei-, dreihundert Yards weiter draußen auf dem Meer spritzte das Wasser auf, Schaum und weiße Gischt schossen in die Höhe, und zwischen dem
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