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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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schloß auch mich in die Geste ein. »Dies hier sind meine Leute, mon capitain«, sagte er. »Und wie Sie schon ganz richtig vermutet haben, handelt es sich bei Monsieur Craven um einen guten alten Bekannten von mir. Man könnte beinahe sagen, einen Freund.« Er runzelte die Stirn. »Ich sehe, er ist in Ketten?« fragte er. »Was hat er getan?«
    Harmfelds Gesicht verlor noch ein wenig mehr an Farbe. »Nichts«, sagte er rasch. »Es handelt sich wohl um... um einen Irrtum.«
    Nemo nickte. »Das scheint mir auch so, mon capitain. Es tut mir übrigens ausgesprochen leid, daß ich Ihr prachtvolles Schiff ein wenig beschädigen mußte, aber unsere Zeit ist knapp bemessen, und Ihre Kanonen drohten die NAUTILUS in Mitleidenschaft zu ziehen.«
    »Was... was wollen Sie von uns?« stammelte Harmfeld.
    »Das ist in der Kürze der Zeit und unter den gegebenen Umstanden leider nicht so einfach zu erklären«, antwortete Nemo knapp. »Aber ich darf Sie vielleicht bitten, mich an Bord meines Schiffes zu begleiten, mein lieber Freund. Dort werden Sie alles erfahren, was vonnöten ist.«
    »Ich... ich bin Ihr Gefangener?« fragte Harmfeld.
    Nemo seufzte. »Ich hätte vielleicht ein anderes Wort dafür gefunden«, sagte er. »Aber ja, sicher, man könnte es so nennen. Sagen wir der Einfachheit halber, daß Sie Ihr prachtvolles Schiff vorübergehend als geentert betrachten dürfen.«
    »Dann ist es also wahr, was man sich über Sie erzählt!« sagte Harmfeld wütend. Er hatte den ärgsten Schrecken überwunden und fand seine Fassung jetzt wieder. »Sie sind nichts als ein gemeiner Pirat!«
    »Aber ich bitte Sie, mon ami!« erwiderte Nemo in leicht beleidigtem Ton. »Nichts liegt mir ferner, als einen Akt der Piraterie zu begehen. Es ist nur so, daß wir aus einem ganz bestimmten Grund hier sind. Sie werden später alles erfahren, aber nehmen Sie jetzt damit vorlieb, daß wir Ihr Schiff brauchen.« .
    »Und wozu?« fragte Harmfeld.
    »Um diese Insel zu evakuieren«, antwortete Nemo.
    »Evakuieren?« Harmfeld blinzelte irritiert. »Wie meinen Sie das? Was soll der Unsinn?«
    »Ich fürchte, es ist alles andere als Unsinn«, sagte Nemo in eindeutig bedauerndem Ton. »Dies ist die Insel Krakatau, nicht wahr?«
    Harmfeld nickte, und Nemo fuhr fort: »Der Vulkan wird ausbrechen, mon capitain. In weniger als zwei Tagen wird fast die gesamte Insel in einer einzigen, gewaltigen Explosion vom Antlitz dieses Planeten getilgt werden.«

    * * *

    Das Wesen fraß sich tiefer und tiefer in die Erde. Längst hatte es den Leib des Berges über sich zurückgelassen, die Insel, ja selbst den jahrmillionenalten Granit des Meeresbodens durchstoßen, aber immer noch fraß es sich weiter. Sein Leib, heiß wie das Herz einer Sonne, hatte eine feurige Wunde in die Erde gegraben, einen flammenden Kanal, erfüllt mit kochender Lava und Hitze, aber noch hatte es sein Ziel nicht erreicht.
    Der Ssaddit hielt für einen Moment in seinem gierigen Fressen und Graben inne, um neue Kraft zu schöpfen. Rings um den schrecklichen Lavawurm herum glühte der Fels, und mit dem winzigen, nur von Instinkten beherrschten Etwas, das er anstelle eines Verstandes trug, spürte er die Verlockung des feurigen Erdinneren wie einen düsteren Ruf, der von tief, tief unten erscholl. Dort war sein Ziel. Dort, im kochenden Herz der Erde, in dem die Erinnerung an die Jugend dieses blauen Planeten noch frisch war, würde er seine Erfüllung finden. Selbst er würde sterben, wenn ihn die Umarmung des flammenden Magmas umfing, aber das spielte keine Rolle. Den Weg dorthin zu graben, war der einzige Zweck seines Daseins. Seines und dem seiner zahllosen Artgenossen, die sich jetzt noch tatenlos in den sprudelnden Lavaseen des Krakatau suhlten, abwartend, aber bereit, ihm zu folgen, wenn er den Ort der Bestimmung erreicht hatte.
    Dann geschah etwas. Die verkümmerte Intelligenz des Ssaddit reichte nicht aus, die Veränderung zu erkennen, aber er spürte immerhin, daß irgend etwas in seiner Nähe geschah, daß Bewegung war, wo keine sein durfte, nicht hier, tief unter der Meeresoberfläche.
    Der Ssaddit kroch weiter. Sein schreckliches Maul verschlang Felsen und Erz und verflüssigte es, während er, zuckend und sich windend wie ein bizarrer Wurm, weiter in die Tiefe glitt.
    Und plötzlich war der massive Fels unter ihm verschwunden, sein schnappendes Maul griff ins Leere, und dann stürzte die gewaltige Kreatur dreißig Yards weit in die Tiefe und schlug auf dem Boden einer Höhle auf, eines
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