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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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weißen Brodeln stoben Funken in die Luft, als die Kanonenkugeln gegen zolldicken Stahl schlugen. Die beiden Männer, die mich hielten, blieben unwillkürlich stehen, um dem phantastischen Schauspiel zuzusehen.
    Das Donnern der Geschützsalve war verstummt, aber das Meer kochte weiter und gebar weißen Schaum, als der Gigant weiter auftauchte. Die ZUIDERMAAR begann zu zittern, als gewaltige Wellen das Meer kräuselten und gegen ihre Flanke prallten.
    Und plötzlich erhob sich vom Deck des Schiffes ein vielstimmiger, gellender Aufschrei, denn inmitten der sprudelnden Gischt erschien ein Alptraumschädel, gewaltig und schwarzgrün schimmernd, von einem Zackenkamm gekrönt und aus zwei riesigen, grell lodernden Augen glotzend.
    »Feuer frei!« brüllte Harmfeld. Seine Stimme überschlug sich fast. Ich konnte die Angst darin beinahe greifen.
    Die Backbordgeschütze der ZUIDERMAAR feuerten eine zweite Salve. Wieder spritzte das Meer auf, und wieder sah ich Funken und Metallsplitter davonfliegen, als die Geschosse gegen den stählernen Schädel des vermeintlichen Ungeheuers prallten und zersplitterten. Dann stach eine orangerote Flamme aus der brodelnden Gischt, ein helles, boshaftes Sirren erklang – und zwanzig Yards über unseren Köpfen löste sich ein Teil des Mastes in einer feurigen Wolke auf. Brennende Trümmerstücke prasselten auf das Deck und das gewaltige Kriegsschiff erbebte wie unter einem Hammerschlag.
    Die beiden Männer, die mich hielten, waren für einen Moment abgelenkt, und ich nutzte die Chance, die sich mir bot. Blitzschnell riß ich mich los, packte den einen und schleuderte ihn wuchtig gegen seinen Kameraden. Die beiden Matrosen gingen zu Boden. Ich rannte zu Harmfeld zurück, packte ihn an den Schultern und riß ihn herum.
    »Hören Sie endlich auf, Sie Idiot!« brüllte ich. »Stellen Sie das Feuer ein, ehe Sie uns alle umbringen!«
    Harmfeld keuchte und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien, aber die Wut gab mir zusätzliche Kraft. Ich stieß ihn gegen die Reling, versetzte einem seiner Soldaten, der mich zurückzerren wollte, einen Stoß mit dem Ellbogen, und packte Harmfeld erneut am Kragen.
    »Das da draußen sind nicht unsere Feinde!« keuchte ich. »Ihr sogenanntes Seeungeheuer hätte uns mit dem ersten Schuß versenken können, ist Ihnen das klar? Es ist ein Unterseeboot, verdammt!«
    Harmfeld wollte antworten, aber in diesem Moment erscholl ein ungeheures Pfeifen und Dröhnen, und eine Sekunde später rollte eine menschliche Stimme über das Meer heran, verzerrt und von einer phantastischen Technik hundertfach verstärkt. Eine Stimme, die ich nur zu gut kannte!
    »Achtung, Kapitän der ZUIDERMAAR! Hier spricht Kapitän Nemo von Bord der NAUTILUS. Stellen Sie das Feuer ein!«
    Harmfeld erstarrte. Bleich vor Schrecken wandte er sich um, starrte aus hervorquellenden Augen auf den vermeintlichen Monsterschädel – der nichts anderes als der Turm des Unterseebootes war – und versuchte, Worte hervorzubringen. Aber alles, was über seine Lippen kam, war ein unartikuliertes Stöhnen.
    »Stellen Sie das Feuer ein und streichen Sie Ihre Flagge!« fuhr die hundertfach verstärkte Baßstimme Nemos fort. »Sie haben genau eine Minute Zeit, sich zu ergeben. Danach versenken wir Sie.«
    Harmfeld begann am ganzen Leibe zu zittern. »Die... die NAUTILUS?« wimmerte er. »Das ist... das ist vollkommen unmöglich. Das ist...«
    »Noch fünfundvierzig Sekunden!« schrien die Lautsprecher der NAUTILUS.
    »Zum Teufel, Kapitän, antworten Sie!« sagte ich. »Nemo meint es ernst.«
    »Aber das ist unmöglich!« keuchte Harmfeld. Seine Stimme klang schrill, fast kreischend. Sein Blick flackerte. »Die NAUTILUS ist eine Legende. Seemannsgarn. Es gibt dieses Schiff nicht!«
    »Noch dreißig Sekunden«, sagte Nemo.
    »Ihre Legende wird uns bis auf den Mond sprengen, wenn Sie nicht kapitulieren!« sagte ich verzweifelt. »Geben Sie Befehl, die Flagge zu streichen!«
    Aber Harmfeld schien meine Worte gar nicht zu hören. Gelähmt vor Schrecken starrte er abwechselnd die NAUTILUS und mich an.
    »Ihre Bedenkzeit ist um, mes Amis«, sagte Nemo freundlich. »Ich bedauere es zutiefst, aber Sie zwingen mich, Dinge zu tun, die mir im Grunde meiner Seele widerstreben, Pardonnez-moi.«
    Und damit stach eine zweite, feurige Lanze zwischen den Bullaugen der NAUTILUS hervor. Ein ungeheures Krachen erklang, und für einen Moment wurde die Nacht zum Tage, als hoch über unseren Köpfen die niederländische Flagge mitsamt
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