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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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wieder, weißglühende Spritzer geschmolzenen Steines zehn, fünfzehn Yards hoch in die Luft schleudernd. Dann und wann drang ein tiefes, beunruhigendes Grollen an Dagons Ohr, und manchmal reckte sich der augenlose Schädel eines Ssaddit aus dem geschmolzenen Stein wie ein Fisch, der nach Luft schnappt.
    Ihre Zahl war wieder gestiegen. Dagons Diener hatten ihm Opfer gebracht, genug, selbst die Gier jener in der Tiefe zu befriedigen. Der Moment, auf den er all die Jahre gewartet hatte, war nicht mehr weit.
    Dagon verspürte einen leisen Schauer von Furcht, als er daran dachte, wie viele Leben zerstört worden waren, um diese Armee des Schreckens zu schaffen. Selbst ihm, für den das Leben eines Menschen oder irgendeiner anderen Kreatur weniger galt als der Schmutz unter seinen Füßen, wurde angst, als er daran dachte, welcher Art die Wesen waren, die zu erwecken er hergekommen war. Aber es war zu spät, um jetzt noch zurück zu können. Er hatte den entscheidenden Schritt noch nicht getan, aber die Tür ins Land der Schrecken war bereits einen Spaltbreit aufgestoßen. Er hatte den eisigen Hauch der Hölle gespürt, und seine Hände, die jetzt sorgsam unter dem lang wallenden Umhang verborgen waren, legten Zeugnis davon ab.
    Dagon vertrieb den Gedanken mit einem ärgerlichen Schnauben, erwachte endlich aus seiner Erstarrung und wandte sich mit einem Ruck ab. Als würden die Ssaddit das Gehen ihres Meisters – aber war er das überhaupt? – spüren, begann der See aus geschmolzenem Gestein heftiger zu brodeln und zu zischen. Die Lava spritzte so hoch, daß seine Diener, die sich im Kreis um den gewaltigen flammenden Krater aufgestellt hatten, ein paar Schritte zurückwichen, und die Schatten begannen hektischer hin und her zu huschen.
    Einer seiner Diener vertrat ihm den Weg, als Dagon die schmale steinerne Treppe ansteuerte, die hinab in jenen Bereich des Krakatau führte, den zu betreten nur ihm allein gestattet war. Es war ein kleiner hagerer Mann, dessen nackter Oberkörper vor Schweiß glänzte und dessen Gesicht vor Schmutz starrte und gezeichnet war vom Tod; wie die Gesichter aller, die zu lange hier unten nahe des schlagenden Herzens des Berges waren. Der Krakatau war wie ein feuriger Gott, der kein anderes Leben in seiner Nähe duldete. Er tötete, allein durch seine Nähe.
    »Was gibt es?« herrschte Dagon den Mann an.
    »Verzeiht, wenn ich Euch störe, Herr«, antwortete der Sklave. »Aber wir haben einen Eindringling gefaßt.«
    »Einen Eindringling?« Dagon zog eine Grimasse. »Dann tötet ihn.«
    Er wollte weitergehen, aber wieder hob der Mann schüchtern die Hand, und Dagon blieb abermals stehen. »Was ist noch?« fauchte er ungeduldig.
    »Ihr solltet ihn... Euch ansehen, Herr«, antwortete der Sklave kleinlaut. »Er ist... anders als die anderen.«
    »Anders?« Dagon runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    Aber diesmal antwortete der Mann nicht mehr. Sein Blick flackerte vor Angst.
    »Gut«, sagte Dagon. »Ich sehe ihn mir an. Führe mich zu ihm.«
    Der Sklave nickte heftig, drehte sich herum und ging so schnell voraus, daß Dagon fast Mühe hatte, ihm überhaupt zu folgen. Sie durchquerten die Höhle in entgegengesetzter Richtung und betraten einen niedrigen, von blutigrotem Licht erfüllten Stollen, der tiefer hinein in das steinerne Herz des Berges führte.
    Sie erreichten eine hohe, domartig gewölbte Kammer, die als bisher einziger Raum etwas wie eine Möblierung aufwies – in einer Ecke gab es eine niedrige, mit feuchtem Stroh gedeckte Bettstatt, davor einen einzelnen Stuhl.
    Auf dem Bett lag ein Mann. Er war an Händen und Füßen gefesselt und so grob hingeworfen worden, daß Dagon sein Gesicht nicht erkennen konnte. Und trotzdem spürte er sofort, warum ihn der Sklave geholt hatte.
    Etwas an diesem Mann war sonderbar. Dagon glaubte die Gefahr, die er verströmte, beinahe greifen zu können. Es war bizarr, ja, beinahe lächerlich: der schwarzgekleidete Fremde war an Händen und Füßen gebunden – und trotzdem hatte Dagon das Gefühl, einer tödlichen Viper gegenüberzustehen, nicht einem hilflosen Mann...
    »Er hat vier von uns getötet, Herr«, sagte der Sklave leise. »Mit bloßen Händen. Wir mußten ihn zu zehnt angreifen, um ihn zu überwältigen.«
    Dagon nickte. »Es ist gut«, sagte er. »Du kannst gehen.«
    Der Sklave entfernte sich schweigend, und Dagon trat vollends an das Bett heran. Der Mann rührte sich nicht, und sein Atem ging langsam und so gleichmäßig wie der
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