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Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan

Titel: Der Hexer - NR20 - Unter dem Vulkan
Autoren: Verschiedene
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Geschoß vom Deck des Schiffes auf und illuminierte das näherkommende Ungeheuer.
    Und endlich erwachte Harmfeld aus seiner Erstarrung.
    Wenn auch auf andere Art, als mir lieb gewesen wäre. Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, fuhr er herum, begann wie wild mit den Armen zu fuchteln und Befehle in seiner Heimatsprache zu schreien. Sekunden später brach auf Deck der ZUIDERMAAR eine geradezu hektische Aktivität los. Männer hetzten hierhin und dorthin, kletterten behende wie Affen in die Wanten hinauf oder schleppten Dinge durch die Gegend. Das Schiff begann zu zittern, als schlüge tief in seinem Rumpf ein gewaltiges, nervöses Herz.
    Harmfeld wandte sich wieder der Reling zu. Über dem Meer verzischte die vierte Leuchtkugel und wurde von einer neuen abgelöst, und in ihrem flackernden Schein konnte ich erkennen, daß das protoplasmische Ungeheuer schon mehr als die Hälfte der Entfernung zur ZUIDERMAAR zurückgelegt hatte. Sein aufgedunsener Körper zuckte und bebte unentwegt, und was im ersten Augenblick wie staksende Spinnenbeine ausgesehen hatte, erwies sich beim näheren Hinsehen als ein ganzer Strang peitschender, mannsdicker Tentakel, mit deren Hilfe es sich mit phantastischer Geschwindigkeit durch das Wasser wühlte. Noch wenige Augenblicke, und es würde die ZUIDERMAAR erreicht haben!
    Aber es kam nicht dazu.
    Harmfeld schrie einen Befehl, und augenblicklich stieß eine orangerote Flamme aus dem Rumpf des Schiffes. Ein ungeheures Krachen erscholl, und eine Sekunde später spritzte dicht vor dem Monstrum das Meer auf. Die Luft stank plötzlich durchdringend nach Pulverdampf. Harmfeld hob den Arm, und eine zweite Kanone entlud sich donnernd. Diesmal war der Schuß besser gezielt.
    Das Ungeheuer bäumte sich auf. Seine Tentakel begannen wie wild zu peitschen, und plötzlich war das Meer schwarz vom gräßlichen Blut der Spottgeburt; große Brocken zerfetzten Plasmas wirbelten durch die Luft und klatschten ins Wasser zurück, und ich sah, wie einer der schrecklichen Fangarme abgerissen wurde und zuckend im Meer versank. Ich wußte zwar, daß diesen Ungetümen mit mechanischer Gewalt kaum beizukommen war – aber allein die Wucht der Kanonenkugel hatte gereicht, seinen Körper nahezu in zwei Stücke zu zerreißen und es meterweit zurückzutreiben.
    »Jetzt!« schrie Harmfeld.
    Die ZUIDERMAAR feuerte eine ganze Salve auf das Ungeheuer. Und jeder einzelne Schuß saß im Ziel.
    Das Monstrum wurde regelrecht zerfetzt. Eine gewaltige Säule aus kochendem Meerwasser und schwarzem, stinkenden Schleim schoß in die Höhe und sank in weitem Umkreis auf das Meer herab. Das Schiff zitterte unter dem Rückschlag seiner eigenen Kanonen, legte sich träge auf die Seite und kippte wieder in die Waagerechte zurück.
    Als sich der Pulverdampf verzog, war der Ozean leer. Nur hier und da schwamm noch ein kleiner Brocken schwarzschleimiger Materie, und tief unter dem Wasser schien etwas Gewaltiges, Körperloses zu zucken und zu beben.
    Harmfeld ließ sich mit einem erschöpften Seufzer auf die Reling sinken, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sah mich an. »Sehen Sie, Craven«, sagte er. »Soviel zu Ihren unbesiegbaren Horror-Monstern. Eine gute niederländische Kanone schafft zur Not auch noch die. Es ist vorbei.«
    Ich antwortete nicht, sondern drehte mich – eigentlich ohne so recht zu wissen, weshalb – herum und blickte in die entgegengesetzte Richtung. Über dem Meer waren die Wolken auseinandergerissen. Und im gleichen Moment, in dem das Mondlicht das Meer berührte, wußte ich, daß Harmfeld unrecht hatte.
    Es war nicht vorbei. Im Gegenteil.
    Es begann erst.

    * * *

    Es war sehr warm hier unten, tausend Yards unter der Erde und zweimal tausend Yards unter dem flammenspeienden Krater des Krakatau. Und es war eine unangenehme, auf schwer in Worte zu fassende Weise bedrohlich wirkende Wärme, ein erstickender Hauch, der aus den Wänden, der Decke und dem Boden drang, aus den brodelnden Lavaseen emporstieg und mit dem Zischen flammender Feuergeysire die Luft durchwob.
    Seit einer Stunde stand Dagon reglos am Ufer des gewaltigen Lavasees und starrte auf das Wogen und Kriechen unter sich herab. Die Oberfläche des rotglühenden Sees war in beständiger, zuckender Bewegung. Aber es war nicht nur das Brodeln weißglühenden Gesteines, nicht nur der Pulsschlag des Vulkanes. Gewaltige, wurmähnliche Dinge bewegten sich unter der hitzeatmenden Oberfläche, stießen manchmal wie im Spiel hindurch und versanken
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