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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert
Autoren: Verschiedene
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erschöpft, um noch Spielchen zu spielen.
    »Es sei denn, du tust, was ich von dir verlange«, sagte er.
    »Und was wäre das?«
    Dagon lachte. »So gefällst du mir schon besser. Aber gut – es sind zwei Dinge. Das eine wirst du ohnehin tun, wie ich die Sache sehe, deshalb lohnt es sich nicht, darüber zu streiten. Du wirst verhindern, daß die Sieben Siegel erbrochen werden, schon aus eigenem Interesse.«
    »Dazu müßte ich erst einmal wissen, wo und was diese Sieben Siegel überhaupt sind«, antwortete ich.
    Dagon verzog die Lippen. »Glaubst du, ich hätte sie nicht schon längst, wenn ich wüßte, wo sie zu finden sind oder wie sie aussehen?« schnappte er. »Finde es heraus, Hexer. Aber bedenke, daß dir nicht viel Zeit bleibt.« Plötzlich erlosch das gehässige Grinsen auf seinen Zügen, und als er weitersprach, klang seine Stimme so ernst, daß ich mich eines Schauderns nicht erwehren konnte.
    »Es ist wichtig, Robert Craven«, sagte er leise. »Vielleicht hängt das Überleben deines gesamten Volkes davon ab, daß es dir gelingt. Die Sieben Siegel müssen geschlossen bleiben. Finde und vernichte sie, ehe ein anderer es tut und millionenfaches Unheil über euch schickt.«
    »Und... das andere?« fragte ich stockend. Es fiel mir schwer, Dagon weiter anzusehen. Seine Worte hatten etwas in mir berührt, von dem ich bis zu diesem Moment nicht einmal gewußt hatte, daß es da war. Die Sieben Siegel...
    »Ich möchte mein Eigentum zurück«, antwortete Dagon, in sehr viel kälterem, befehlenderem Ton als zuvor. »Das Amulett, das du gestohlen hast, als dieser Narr Nemo meinen Palast angriff.«
    Es dauerte Sekunden, bis ich überhaupt begriff, was er meinte. Dann erinnerte ich mich. Dagon meinte den fünfstrahligen goldenen Stern, den ich in seinem Palast gefunden und eingesteckt hatte.
    »Ich habe es nicht hier«, sagte ich zögernd. »Es ist noch an Bord der NAUTILUS. Ich hielt es nicht für wichtig.«
    »Nicht für wichtig?!« Dagon keuchte. »Du Narr – es ist wichtiger als alles, was du dir vorstellen kannst. Ohne dieses Amulett –«
    »Wird aus deiner Flucht nichts, wie?« unterbrach ich ihn.
    Dagon starrte mich an und sagte kein Wort, aber sein Schweigen allein war Antwort genug.
    Wie hatte ich nur so blind sein können? Dagon hatte jede Spur von Leben aus diesem See getilgt – hatte ich mir wirklich eingebildet, durch pures Glück noch am Leben zu sein? Oder vielleicht gar, weil er mich aus irgendwelchen Gründen besonders nett fand und deshalb verschonte? Nein – die Lösung war viel einfacher. Dagon brauchte etwas, zu dem nur ich ihm verhelfen konnte. Das Amulett. Andaras Amulett.
    Ich wußte nicht, woher dieser Gedanke kam. Er war plötzlich da, so unvermittelt, als hätte er in einer finsteren Ecke meines Bewußtseins gewartet, um im rechten Moment hervorzuspringen, und obgleich ich nicht den geringsten Beweis dafür hatte, wußte ich doch, daß es die Wahrheit war.
    Der fünfstrahlige goldene Stern, den ich in seinem Palast gefunden hatte, war nichts anderes als das Amulett meines Vaters. Der magische Talisman, der zusammen mit der LADY OF THE MIST in den Fluten des Meeres versunken war, als wir vor der Küste Englands von Yog-Sothoth angegriffen wurden. (Leser der ersten Stunde werden sich erinnern: GK 567: »Als der Meister starb«)
    Dagon starrte mich weiter schweigend an, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht sprach Bände.
    »Es ist also die Wahrheit«, sagte ich. »Es ist das Amulett meines Vaters, nicht wahr? Du hast es gefunden, du oder eine deiner Kreaturen, nachdem das Schiff versunken war.« Und plötzlich begriff ich, welchen weiteren, furchtbareren Gedanken diese Erkenntnis mit sich brachte. Meine Stimme zitterte, als ich weitersprach.
    »Wahrscheinlich warst du sogar dabei, Dagon. Du hast es gesehen, nicht wahr? Du hast tatenlos zugesehen, wie diese Bestie die LADY in die Tiefe gezogen hat und zahllose Menschen tötete. Du... du hast zugesehen, wie mein Vater umgebracht wurde.«
    »Ich konnte nichts tun«, verteidigte sich Dagon. »Yog-Sothoth ist ein Gott.«
    »Wie du!« sagte ich zornig. »Du konntest nichts tun! Du konntest diese Männer ertrinken lassen, ohne einen Finger zu rühren. Und du verlangst, daß ich dir helfe? Du mußt verrückt sein!«
    »Ich verlange nur mein Eigentum zurück«, sagte er.
    »Dieses Amulett gehört dir nicht«, antwortete ich. »Es gehörte meinem Vater.«
    »Er hat es gestohlen, wie alle anderen, die es zuvor besaßen!« schnappte Dagon. »Wie alles,
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