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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert
Autoren: Verschiedene
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euer Feind, Robert Craven«, sagte er. »Ich hätte gehen und euch eurem Schicksal überlassen können, aber ich habe euch gewarnt, obgleich ihr alles zerstört habt, was ich geschaffen habe. Ich werde meinen Diener zurückrufen und die NAUTILUS freilassen, aber ich kann dir nicht geben, was mir nicht gehört.«
    »Und Bannermann?« fragte ich.
    »Er wartet an Bord der DAGON auf uns«, antwortete Dagon. »Wenn es sein Wunsch ist, wird er zu dir zurückkehren. Nun – wie hast du dich entschieden?«
    Ich schwieg; für eine sehr, sehr lange Zeit.
    Und obwohl ich ganz genau wußte, daß ich in diesem Moment vielleicht den größten Fehler meines Lebens beging, nickte ich schließlich.

    * * *

    Obwohl er es noch vor Augenblicken für unmöglich gehalten hatte, schien es Howard, als wäre das Wasser rings um die NAUTILUS noch finsterer geworden. Der armdicke Strahl der Lampe, die er an seinem Helm befestigt hatte, verlor sich schon nach wenigen Schritten in trübschwarzer Finsternis, und die See war von kleinen, treibenden Flecken erfüllt, als wäre die Alptraumbestie nun dabei, selbst das Wasser zu verwandeln.
    Ein zweiter, trüber Lichtfleck tauchte wenige Schritte neben ihm aus dem Schatten des Schiffes auf, und als Howard den Blick hob, erkannte er Rowlfs breitflächiges Gesicht hinter der runden Sichtscheibe des Helmes. Ein bitterer Zug lag um seine Lippen, seines Leibdieners und Freundes, und seine Bewegungen wirkten noch abgehackter und steifer, als es der unpraktische Anzug ohnehin nötig machte. Das gewundene Kabel in seinen Händen sah aus wie eine schwarze Schlange, die ein Kupfergebiß gebleckt hatte.
    Howard hob langsam den Arm und deutete in die Richtung, in der er Dagons Kreatur wußte, und Rowlf antwortete mit einem übertriebenen Nicken darauf. Nebeneinander schwammen sie los.
    Es war nicht nur eine Täuschung gewesen, das sah er, als sie sich mit schwerfälligen Schwimmbewegungen vom sandigen Boden des Sees lösten und sich von der NAUTILUS entfernten. Das Wasser war nicht mehr klar, sondern von Millionen und Abermillionen winziger körniger Partikel durchsetzt, die wie tanzende Stäubchen im Wind aussahen. Vermutlich war es wirklich so, wie er gedacht hatte: auch im kleinsten Wassertropfen war noch eine Unzahl lebender Organismen zu finden. Dagons Mörderkreatur mußte auch sie in schwarzes Protoplasma verwandelt haben.
    Der Gedanke ließ Howard frösteln. Wenn sie der Entwicklung nicht Einhalt geboten, dann würde bald dieser ganze See zu einer gewaltigen, auf unheimliche Art lebenden Teermasse geworden sein. Und vielleicht würde die Entwicklung gar weiter gehen, dunkle Arme bis ins Meer oder gar auf das Land erstreckend, bis...
    Howard zwang sich, an etwas anderes zu denken, schwamm dichter an Rowlfs Seite und starrte nach vorne, in die Dunkelheit.
    Er wußte nicht, wieviel Zeit verging – sicher nicht mehr als wenige Minuten, denn die gewaltige Kreatur war nur einen Steinwurf von der NAUTILUS entfernt gewesen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte – aber für ihn vergingen Ewigkeiten, bis er schließlich den riesigen, aufgedunsenen Körper der Bestie vor sich sah. Der Anblick löste ein heftiges Ekelgefühl in Howard aus. Das Ding – er weigerte sich selbst in Gedanken, es ein Wesen zu nennen – war auf die Größe eines Fischkutters angeschwollen und schien zu pulsieren, obwohl er nirgends wirklich eine Bewegung wahrzunehmen vermochte. Ein unglaubliches Gewirr mannsdicker Stränge bedeckte den Seeboden in weitem Umkreis, und da und dort glaubte Howard klumpige Verdickungen zu erkennen, die ihrerseits wiederum zuckten und bebten, als wären nun schon andere Teile des furchtbaren Netzes zu grausigem Leben erwacht.
    Vielleicht kamen sie schon zu spät, dachte er. Vielleicht reichte es schon nicht mehr, die Bestie zu zerstören, weil schon Dutzende da waren, zahllose schwarze Junge des Ungeheuers, die wie eine Herde gefräßiger Monster über die Welt herfallen würden, unaufhaltsam, unzerstörbar, unsterblich...
    Rowlf berührte ihn am Arm und deutete nach unten. Die dünnen, schimmernden Kupferdrähte, mit denen seine Tauchermontur genau wie die Howards überzogen war, gaben ihm das Aussehen eines bizarren mittelalterlichen Ritters.
    Sie waren genau über dem Ungeheuer, einem gigantischen Berg schwarzen zuckenden Fleisches, und unter ihnen schien ein ganzer Wald peitschender Fangarme zu wogen. Der Anblick erschreckte Howard. Er hatte hilflos zusehen müssen, wie Dutzende dieser furchtbaren
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