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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert
Autoren: Verschiedene
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Tentakeln Nemos Männer gepackt und getötet hatten. Vielleicht würden sie nicht einmal in die Nähe des Monsters kommen.
    Trotzdem signalisierte er Rowlf, tiefer zu gehen, und ließ sich gleichzeitig ebenfalls auf den bebenden Fleischberg herabsinken. Die Tentakelarme des Ungeheuers begannen stärker zu peitschen, als fühlten sie die Nähe der Beute. Ein übler Geschmack breitete sich auf Howards Zunge aus. Die Luft schien plötzlich bitterer zu sein. Er fror. Was war das? dachte er. Angst vor dem Tod? Kaum. Er hatte ihm so oft ins Auge geblickt, daß er seinen Schrecken vor ihm verloren hatte, beinahe jedenfalls. Er wußte, daß Rowlf und er keine Chance hatten, lebend an Bord der NAUTILUS zurückzukommen, aber welche Rolle spielte das jetzt noch? Was Nemo mit dem Wort Opfer bezeichnet hatte, war nichts anderes als das Ergebnis einer rationalen Überlegung. Für Rowlf und ihn war es ein Unterschied von wenigen Stunden, bestenfalls Tagen. Für die Männer an Bord der NAUTILUS ging es um mehr.
    Kurz bevor sie den zuckenden Tentakelwald erreichten, stoppten sie ihre Sinkbewegung, und Howard drehte sich schwerfällig im Wasser um. Langsam hob er die Hand an die Lampe, richtete den Strahl in die Richtung, in der er die NAUTILUS vermutete, und schaltete den Lichtstrahl zweimal kurz hintereinander aus und wieder ein.
    Es dauerte lange, bis die Antwort erfolgte, so lange, daß Howard bereits zu befürchten begann, sie wären zu weit entfernt, oder das trübe Wasser hätte ihr Signal geschluckt, aber dann blitzte der große Turmscheinwerfer der NAUTILUS zweimal hintereinander auf, und Howard drehte sich wieder herum und nickte Rowlf zu. Zwei Minuten, hatte Nemo gesagt. Eine verdammt kurze Zeit. Und doch eine Ewigkeit.
    Rowlf signalisierte mit der Hand, und Howard schwamm noch dichter an ihn heran und ergriff das Kabel, kurz hinter der Stelle, an der Rowlf den schwarzen Schlauch gepackt hielt. Im ersten Moment spürte er nichts, aber dann ging ein fühlbarer Ruck durch das Kabel, und plötzlich schienen die beiden Kupferelektroden an seinem Ende in sanftem, bläulichen Licht aufzuglühen.
    Howard drehte sich herum, bis sein Helm den Rowlfs berührte und sie so miteinander sprechen konnten. »Jetzt!« sagte er.
    Wie Steine fielen sie in die Tiefe.
    Gleich Dutzende der schwarzen Tentakel griffen nach ihnen, ringelten sich um ihre Arme und Beine oder zogen sich wie tödliche Schlingen um ihre Leiber zusammen –
    und starben ab.
    Es war ein bizarrer, erschreckender Vorgang. Die schwarzen Schlangenarme zuckten wie unter Schmerzen, kaum daß sie die Anzüge der beiden Männer berührt hatten, wurden grau und rissig – und zerfielen zu Staub, der sich im aufgewühlten Wasser wie brodelnder Schlamm verteilte.
    »Es funktioniert!« brüllte Rowlf. »Es geht, H.P.! Das Viech krepiert!«
    Howard antwortete nicht, denn er brauchte jedes bißchen Atem, das er hatte, um weiter in die Tiefe und auf den zuckenden Balg der Bestie zuzuschwimmen. Wo die Kupferelektroden oder die mit elektrischer Energie geladenen Anzüge der beiden Männer die schwarze Masse berührten, starb diese sofort ab – aber die Bestie war groß, so unglaublich groß!
    Und sie schien die Gefahr zu spüren, die von den beiden Männern und ihrem tödlichen Mitbringsel ausging, denn mit einem Male hörten ihre Angriffe auf, so unvermittelt, wie sie begonnen hatten. Der Wald peitschender Arme teilte sich unter ihnen wie der Kopf einer grotesken schwarzen Seeanemone und versuchte, ihrer Berührung auszuweichen.
    Howard schrie triumphierend auf, warf sich nach vorne und zerrte das Kabel hinter sich her, die stromgeladene Spitze wie einen Speer nach unten stoßend.
    Eine zuckende, wellenförmige Bewegung lief durch den Berg aus wogender Schwärze, als die Kreatur versuchte, vor dem tödlichen Kabel zurückzuweichen.
    Sie war nicht schnell genug. Wie ein lebendes Geschoß krachte Howard auf sie herab, versank fast bis zu den Hüften in der widerwärtigen Masse – und stieß das Kabel mit aller Macht nach unten.
    Es war wie ein Weltuntergang.
    Ein ungeheurer, blauweißer Blitz zerfetzte den Körper der Alptraumkreatur. Howard und Rowlf wurden von einer unsichtbaren Riesenfaust gepackt und zurückgeschleudert. Dort, wo das Kabel den Riesenshoggoten berührte, schien ein Vulkan aus schwarzem und grauem Schlamm zu eruptieren. Die Bestie bäumte sich auf, hob sich in ihrer ganzen Größe vom Seeboden hoch und fiel mit einer schwerfälligen Bewegung wieder zurück, während
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