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Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert

Titel: Der Hexer - NR15 - Wo die Nacht regiert
Autoren: Verschiedene
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das Blitzen und Zischen in der gräßlichen Wunde, die Howard ihr geschlagen hatte, anhielt und mehr und mehr ihres unheiligen Protoplasmas unter den tödlichen Stromschlägen der NAUTILUS verkochte.
    Der See brodelte. Plötzlich zuckten haarfeine, tausendfach verästelte Blitze aus der gewaltigen Kreatur hervor, griffen wie spinnenfüßige Lichtwesen nach ihren Ausläufern und Armen und rasten daran entlang, eine Spur aus Tod und Vernichtung hinterlassend. Überall in dem Netz aus Schwärze und finsterem Protoplasma, das das Ungeheuer über den Meeresboden geworfen hatte, blitzte es auf. Der Sand explodierte an zahllosen Stellen, erbrach Flammen und Schaum und grauen zerkochenden Schleim, während die schiffsgroße Hauptmasse des Ungeheuers noch immer wie in furchtbaren Krämpfen zuckte.
    Und dann war es vorbei. Das peitschende Kabel kam zur Ruhe, und das Gewitter aus Flammen und blauweißen Entladungen erlosch, als der Zufluß elektrischen Stromes von der NAUTILUS aufhörte. Die zwei Minuten waren um, die Batterien des Unterwasserschiffes leer.
    Aber der furchtbare Vorgang, einmal in Gang gekommen, hörte nicht auf. Howard sah, wie mehr und mehr der schwarzen Stränge verdorrten, zuerst grau wurden und sich dann in wirbelnde Schwaden auflösten, während der gewaltige Leib der Kreatur noch immer zitterte und bebte. Seine nachtschwarze Farbe war längst einem fleckigen Grau gewichen, aus dem Wolken wie grausiger Rauch quollen.
    »Es stirbt, Rowlf!« keuchte Howard. »Bei Gott, es hat funktioniert! Es stirbt!«
    Das Ende kam schnell. Lautlos, wie sich ein Tintenfleck in Löschpapier ausbreitet, griff die graue Farbe auf den Leib der gigantischen Bestie über, bis aus dem lebenden Alptraum ein dampfender grauer Klumpen geworden war, der immer schneller in sich zusammenfiel.
    »Es stirbt, Rowlf«, sagte Howard noch einmal. »Wir... wir haben es getötet. Und wir leben noch.«
    Seltsamerweise antwortete Rowlf nicht, sondern starrte an ihm vorbei auf einen Punkt jenseits der NAUTILUS.
    Und als sich Howard herumdrehte und seinem Blick folgte, wußte er auch, warum.
    Der See war noch immer in Aufruhr. Das Blitzen und Explodieren hatte aufgehört, aber an hunderten und aberhunderten von Stellen quollen Wolken aus grauem Schleim aus dem Boden, und hier und da zuckte noch ein Stück des grausigen Gewebes, während der graue Tod heranraste. Trotzdem hatte sich die Sicht wieder geklärt.
    Gut genug zumindest, um die NAUTILUS zu erkennen, die wie ein gestrandeter Riesenwal ein Stück entfernt auf dem Meeresgrund lag. Sie und den gewaltigen schwarzen Krater, der nur wenige hundert Yards hinter ihr im Boden gähnte.
    Aus seinem gewaltigen Schlund erhoben sich Körper. Sie waren noch sehr weit entfernt und schienen dadurch winzig, aber Howard wußte es besser. Er hatte diese kaulquappenähnlichen Ungeheuer zu deutlich gesehen, um sich auch nur eine Sekunde lang selbst belügen zu können.
    Dagons Kinder, die gleich zu hunderten aus dem Leib der Erde quollen und sich wie ein Schwarm blutgieriger Riesen-Piranhas auf die NAUTILUS stürzten.

    * * *

    Die Tauchkammer der NAUTILUS war leer, als ich aus dem Wasser stieg. Das Licht, das schon bei meinem Weggehen nurmehr sehr blaß gewesen war, war zu einem trübblauen Flackern geworden, und als ich den Helm abstreifte, sprang mich die Kälte an wie ein Raubtier. Die Batterien des Schiffes mußten nahezu erschöpft sein.
    Mühsam befreite ich mich von dem Atemgerät auf meinem Rücken, legte es zu Boden und warf Helm und Handschuhe hinterher, behielt den Anzug aber an. Ich hatte nicht vor, lange zu bleiben. Und das Risiko, in meinem abenteuerlichen Aufzug aufzufallen, mußte ich eben eingehen.
    Ich hatte schon die Hand erhoben, um die Tür zu öffnen, aber dann drehte ich mich noch einmal herum und ging zurück, um den Helm und die Metallhandschuhe wieder überzustreifen. Die Chance war zwar mehr als dürftig, aber mit etwas Glück konnte ich darauf setzen, mit Howard oder Rowlf verwechselt zu werden, die ja schließlich auch ihre Anzüge an Bord des Schiffes trugen. Die Unbequemlichkeit, die Zentnerlast der Tauchermontur bis in Nemos Kabine hinauf zu schleppen, mußte ich in Kauf nehmen. Der Gang war verlassen, als ich die Tür öffnete, aber das kam mir nur gelegen. Wahrscheinlich war jede Hand an Bord der NAUTILUS mit Reparaturarbeiten beschäftigt, und wenn ich sehr viel Glück hatte, würde ich das Schiff vielleicht sogar wieder verlassen können, ohne überhaupt gesehen zu
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