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Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit
Autoren: Verschiedene
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den Kämpfenden hin und her. Ich spürte, wie das Band aus magischer Energie, das sich zwischen ihm und dem hilflos daliegenden Mädchen gespannt hatte, dünner wurde und nahezu zerriß. Und ich spürte auch, daß das Ungeheuer für einen Moment abgelenkt und verwirrt war.
    Mit einer entschlossenen Bewegung riß ich meinen Degen hoch, umklammerte ihn mit beiden Händen und stieß mit aller Macht zu. Das Ungeheuer wirbelte herum. Seine Tentakeln peitschten nach meinem Gesicht.
    Der Schmerz war unbeschreiblich. Ein weißglühender Dolch schien sich tief in meinen Schädel zu bohren. Ich schrie, taumelte, von der Wucht meiner eigenen Bewegung nach vorne gerissen, weiter auf das Monster zu. Der Degen blitzte auf, zuckte auf das lidlose Auge des Ungeheuers herab – und bohrte sich bis zum Griff hinein!
    Das Ungeheuer begann zu schreien; hoch, spitz und schrill wie ein verwundetes Tier. Seine Tentakeln schlugen in irrsinniger Raserei, aber die Hiebe waren nicht mehr gezielt und nur noch ein Ausdruck seines Schmerzes. Sein Körper begann zu zucken und beben. Das flammende Auge war erloschen. Schwärzliche, zähe Flüssigkeit sickerte aus dem zerfransten Loch, das einmal sein Auge gewesen war.
    Aber davon bemerkte ich kaum noch etwas. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit verlor ich das Bewußtsein.
    ** *
    Ich war nicht mehr allein, als ich erwachte. Sonnenschein kitzelte mein Gesicht, und irgendwo in meiner Nähe waren Stimmen; Stimmen, die sich gedämpft unterhielten, ohne daß ich die Worte verstanden hätte. Ich versuchte die Augen zu öffnen, blinzelte und preßte erschrocken die Lider wieder zusammen, als grelles Sonnenlicht wie eine dünne Nadel in meine Augen stach. In meinem Kopf nistete ein dumpfer, pochender Schmerz.
    »Er kommt zu sich.« Es dauerte einen Moment, bis ich die Stimme erkannte. Und es dauerte noch länger, bis mir klar wurde, daß ich nicht mehr in der unterirdischen Höhle war. Ich lag auf einer weichen, kühlen Unterlage, und von irgendwoher kam ein wohltuender kühler Hauch.
    Zum zweiten Mal öffnete ich die Augen, und diesmal gelang es mir, sie offen zu halten.
    Ich lag auf einem Bett in einem kleinen, behaglich eingerichteten Zimmer. Das Fenster stand weit offen und ließ das Licht der Morgensonne und den Gesang von Vögeln herein.
    Howard saß neben mir auf der Bettkante. »Nun?« fragte er leise. »Wieder unter den Lebenden?«
    »Unter den ...« Ich versuchte mich aufzurichten, aber Howard stieß mich kurzerhand in die Kissen zurück. »Was ... ist passiert?« fragte ich stockend.
    Howards Lächeln erlosch schlagartig. »Das hätte ich gerne von dir erfahren«, sagte er. »Du erinnerst dich nicht?«
    Einen Moment lang versuchte ich es, aber hinter meiner Stirn wirbelten die Gedanken durcheinander. »Die ... Höhle«, murmelte ich. »Wo ist ...«
    »Höhle?« Howard runzelte die Stirn. »Was für eine Höhle? Wir haben dich hier gefunden«, sagte er mit einer Geste, die das ganze Zimmer einschloß. »Du hast geschrien und wie ein Wilder um dich geschlagen. Was ist bloß passiert?«
    Ich antwortete nicht gleich. Der Schmerz hinter meiner Stirn sank langsam zu einem dumpfen, mehr störenden als wirklich schmerzhaften Pochen herab, und im gleichen Maße, in dem er nachließ, kehrten meine Erinnerungen zurück.
    Rowlf erschien neben dem Bett und reichte mir schweigend ein Glas. Ich sah, wie sein Blick flackerte, als er in mein Gesicht sah, schenkte dem aber keine Beachtung.
    »Ich war in einer Art ... Höhle«, murmelte ich nach einem ersten, fast gierigen Zug. »Ich ... ich weiß, daß es sich verrückt anhört, aber ...«
    Howard lächelte. »Nach allem, was passiert ist, hört sich wohl nichts mehr verrückt an, fürchte ich.«
    »Nach allem, was ...« Ich erschrak. »Wo sind wir? Was ist mit ...«
    Howard drückte mich erneut mit sanfter Gewalt auf das Bett zurück. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er. »Wir sind wieder in der Gegenwart. Es hat aufgehört, kurz nachdem du verschwunden warst.«
    »Aber wieso?«
    »Ich hatte gehofft, die Antwort darauf von dir zu bekommen«, murmelte Howard. »Ich weiß nicht, was geschah – es hat einfach aufgehört.« Er schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«
    »Einfach ...« Um ein Haar hätte ich gelacht. »Wenn das einfach war ...« Ich seufzte, trank einen weiteren Schluck und begann zu erzählen. Howard hörte mir schweigend zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen, aber der Ausdruck auf seinen Zügen verdüsterte sich mit jedem Wort, das er
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