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Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit
Autoren: Verschiedene
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hörte.
    »Das ist alles«, sagte ich, als ich zu Ende berichtet hatte. »Ich verlor das Bewußtsein. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist dieses Zimmer. Ich ... ich habe keine Ahnung, wo die Höhle geblieben ist, und der ...«
    »Der Big Old One«, sagte er, als ich nicht weitersprach. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine Stimme bebte vor unterdrückter Furcht. »Sprich es ruhig aus. Du weißt es doch sowieso.«
    »Ich ... habe es befürchtet«, flüsterte ich. Selbst die Erinnerung an das scheußliche Monster ließ etwas in mir sich zusammenkrampfen.
    »Du warst in ihrer Welt«, murmelte Howard. »Es war ein Teil ihrer Welt, den du gesehen hast. Und dieses Mädchen ...«
    »Jenny.«
    Howard nickte traurig. »Nach allem, was du erzählt hast, fürchte ich, daß sie nicht mehr am Leben sein wird.«
    Ich antwortete nicht. Ich hatte sie niemals wirklich zu Gesicht bekommen und kannte eigentlich nicht mehr als ihren Namen. Und trotzdem erschreckte mich der Gedanke zutiefst.
    Howard schien das zu spüren. »Es ist besser für sie, wenn sie tot ist«, sagte er sanft. »Niemand überlebt es, mit dem Bewußtsein eines Big Old One verbunden zu sein. Und selbst wenn sie lebt, ist sie in ihrer Zeit gefangen. Du kannst nichts mehr für sie tun.« Er seufzte, schloß einen Moment die Augen und fuhr dann mit veränderter Stimme fort: »Das erklärt alles.«
    »Was erklärt was?« fragte ich betont.
    Howard sah mich erneut auf diese sonderbare Art an, schüttelte ein paarmal den Kopf und stand auf. Ich hörte ihn eine Zeitlang hinter mir hantieren, dann kam er zurück und setzte sich wieder auf die Bettkante. In den Händen hielt er einen Spiegel. »Sieh hinein«, sagte er.
    Ich gehorchte.
    Fast eine Minute lang saß ich da, starr vor Schrecken und zu nichts anderem fähig, als mein eigenes Spiegelbild anzustarren. Mein Gesicht wirkte eingefallen und müde. Auf meiner Wange war ein neuer, blutiger Kratzer, und darüber ...
    Die Klaue des Big Old One hatte eine tiefe, bis auf den Knochen reichende Wunde in meine Stirn gerissen, ein Schnitt, der von der Augenbraue bis zum Haaransatz reichte.
    Und dort, wo er endete, war eine fünf Zentimeter breite Strähne meines Haares schlohweiß geworden. Eine Strähne, die wie ein gezackter Blitz geformt war und bis zum Scheitel emporreichte ...
    Schließlich, nach einer Ewigkeit, wie es mir vorkam, brach Howard das Schweigen. »Du hast mich niemals gefragt, wie dein Vater an seine Verletzung gekommen ist, Robert«, sagte er. »Ich hätte es dir sagen können.«
    Mühsam löste ich den Blick vom Spiegel. Ich wußte die Antwort, aber plötzlich hatte ich Angst, sie laut zu hören. »Er hat ...«
    »Das Gleiche getan wie du«, sagte Howard. »Du hast uns alle gerettet, Junge«, murmelte er. »Aber ich will dir nichts vormachen. Früher oder später würdest du es sowieso erfahren. Du hast einen der Big Old One getötet, genau wie dein Vater. Und du weißt, was das bedeutet.«
    Ich wußte es.
    Natürlich wußte ich es. Ich hatte es gewußt, im gleichen Moment, in dem ich mein Spiegelbild sah, die Strähne schlohweißen Haares, die mich endgültig zum Erben und Nachfolger meines Vaters machte, auch nach außen hin.
    Er und ich, wir beide hatten einen der schrecklichen Dämonen aus der Vorzeit der Erde getötet. Und er und ich hatten das gleiche Schicksal. Seines hatte sich erfüllt, und das meine würde sich erfüllen. Irgendwann.
    Ich hatte einen Big Old One getötet, und ich wußte, was das bedeutete. Sie würden mich jagen. Sie würden mich mit ihrer Rache verfolgen, bis ans Ende der Welt, wenn es sein mußte.
    Und darüber hinaus.
    ENDE
     
     
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