Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
schimmernden Spinnseide zu bedeuten hatte. Es war der Körper eines Menschen.
    Jennys Körper!
    Mit einem gellenden Schrei erwachte ich aus meiner Erstarrung, schleuderte die Spinnen davon und taumelte zurück. Das Ungeheuer stieß ein wütendes Zischen aus und schlug mit seinen Tentakeln nach mir. Ich duckte mich, zerrte mit einer verzweifelten Bewegung meinen Stockdegen aus dem Gürtel und schlug nach ihnen, aber der geschliffene Stahl prallte von der zähen Haut der Bestie ab. Das wütende Zischen des Monstrums verstärkte sich. Ich sah, daß aus den Enden seiner Schlangenarme dünne, nadelscharf auslaufende Horndolche wuchsen. An ihren Enden glitzerten Tropfen einer farblosen Flüssigkeit.
    »Widerstand ist sinnlos, Craven«, sagte der Mann. »Sie hätten nicht kommen sollen. Sie können den Meister nicht besiegen. Niemand kann das. Ihr Erscheinen wird alles nur noch beschleunigen. Jetzt hat er die Lebenskraft von zwei Menschen, um das Tor zu öffnen.«
    Das Tor?
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriff.
    Bis ich begriff, daß ich einem der Big Old Ones selbst gegenüberstand ...
    »Nein«, murmelte ich. »Das ...«
    Der Mann lachte. »Doch, Craven. Sie selbst werden es sein, der den Untergang ihrer lächerlichen Welt beschleunigt. Aber es hätte nichts geändert, wenn sie nicht gekommen wären. So geht es nur schneller.«
    Das Monster kam näher. Seine Tentakel peitschten, öffneten sich wie zu einer schwerfälligen, tödlichen Umarmung ...
    Irgendwo hinter ihm bewegte sich etwas. Es war Carradine, der mühsam wieder auf die Füße kam und sich aus verschleierten Augen umsah. Er war noch immer benommen und schien Mühe zu haben, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden. Verwirrt blickte er erst mich an, dann das Ungeheuer und schließlich den jungen Mann.
    »Charles?« murmelte er. »Du ...?«
    »Charles? Sie sind Charles? Der Mann, dessen Namen Jenny gerufen hat?«
    Für den Bruchteil eines Augenblickes wirkte Charles verunsichert. Ein sonderbarer Ausdruck blitzte in seinen Augen auf, eine Mischung aus Unglauben und Schrecken. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann verschleierte sich sein Blick wieder.
    »Jenny ...« murmelte Carradine. »Wo ... ist sie.« Plötzlich begann seine Stimme zu beben. »Was hast du mit ihr gemacht?«
    »Halten Sie den Mund, Carradine«, sagte Charles verärgert. »Sie ...«
    Carradine sprang mit einem Schrei vor, packte Charles an den Schultern und versuchte ihn zu schütteln, aber Charles versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, der ihn zurücktaumeln ließ.
    Carradine stolperte, verlor das Gleichgewicht – und stürzte mit einem Schrei durch den glitzernden Vorhang aus Spinnenseide.
    Dahinter kam ein reglos ausgestreckter, fast zur Gänze in glänzendes weißes Gewebe eingesponnener Kokon zum Vorschein. Der Körper eines jungen Mädchens ...
    Carradines Schrei hatte nichts Menschliches mehr. Der Anblick schien den hypnotischen Bann, der sich um seinen Geist gelegt hatte, vollends zu zerbrechen. Seine Finger zerrten an dem weißen Kokon, der den Körper umgab, zerrissen das empfindliche Gewebe.
    »Carradine!« Charles Stimme überschlug sich fast. »Hören Sie auf!!«
    Carradine reagierte nicht. Wie ein Tobsüchtiger zerrte und riß er an dem Spinngewebe, zerfetzte in Sekunden den Kokon, an dem die Tiere stundenlang gearbeitet haben mußten.
    »Hören Sie auf!« schrie Charles. »Sie machen alles zunichte, Sie Narr!« Er stürzte vor, brach rücksichtslos durch den Vorhang aus Spinnseide und versuchte Carradine zurückzuzerren.
    Carradine wirbelte herum. Sein verunstaltetes Gesicht zuckte vor Schmerz und Grauen. Mit einer blitzschnellen, kraftvollen Bewegung zuckten seine Hände vor, krallten sich um Charles’ Kehle und drückten zu. Charles keuchte. Verzweifelt warf er sich zurück, zerrte einen Moment an Carradines Handgelenken und begann mit den Fäusten auf sein Gesicht einzuschlagen. Ich sah, wie Carradines Körper unter den Schlägen erzitterte. Seine Augenbrauen und Lippen platzten auf, Blut floß über sein Gesicht und verwandelte es in eine furchteinflößende Fratze.
    Aber Angst und Verzweiflung schienen Carradine übermenschliche Kräfte zu geben. Seine Hände krallten sich nur noch fester um Charles’ Kehle und drückten fest zu. Allmählich begannen Charles’ Schläge an Kraft zu verlieren.
    Der Big Old One stieß ein fast klägliches Zischen aus. Seine Tentakel peitschten. Der Blick seines einzigen, flammendroten Auges wanderte unentschlossen zwischen mir und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher