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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer
Autoren: Jobst Mahrenholz
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plötzlich seltsame Dinge vor sich.
    »Mein Gott, aber... du hast ja Recht, Kleiner!« Seine Hand knallte auf den Tisch, dass die Gläser klirrten. »...Also gibt es eigentlich gar keinen Grund, warum er diese neue Stelle da in Piombino antreten müsste...«
    »Den gibt es nicht!«, stimmte ich ihm zu.
    »Ja, aber dann...«, plötzlich strahlte er übers ganze Gesicht. »...Ich muss sofort mit Fano telefonieren! Das ist ja...« Und so verließ uns ein völlig entfesselter Matteo, wild entschlossen, dem drohenden 'Aus' des Familienrestaurants entgegenzuwirken.
    »Da hast du jemanden ganz schön glücklich gemacht...«, stellte Fabio lächelnd fest. »Nachdem dein Vater hier angerufen hatte, war er am Boden zerstört...«
    »Kann ich mir denken...«.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal so sehe...«, sagte er während er sich eine Zigarette ansteckte, »...aber Jack ist ein fantastischer Freund«
    Zuvor hatte ich den beiden meine Sicht auf die jüngsten Ereignisse geschildert, wohl wissend, dass sie sich deutlich von der Variante meines Vaters unterscheiden würde. Jack, zum Beispiel, war in Antonios Schilderung einfach komplett ausgeblendet worden.
    »Wenn ich gesagt hätte, ich geh nach Fano...«, fragte ich neugierig, »...wärst du dann mitgekommen?«
    »Hättest du mich denn überhaupt dabeihaben wollen?«, gab er zurück.
    Genau genommen hatte ich ihn dort, vor Ort, tatsächlich nicht vermisst. Einfach deswegen vermutlich, weil er dort für mich nicht hin gehörte. Fabio hatte in Fano nichts zu suchen.
    »Soweit habe ich gar nicht gedacht. Da war nur das Restaurant...«, antwortete ich verhalten. »Aber ich hätte dich in jedem Fall in diese Entscheidung mit einbezogen...«
    »Ehrlich gesagt: Ich hatte Angst, dass du dich für Fano entscheidest, und damit gegen mich...«
    Ich strich ihm durch sein dicht am Kopf anliegendes, frisch geschnittenes Haar, holte mir einen rauchigen Kuss von ihm ab und lehnte mich leicht an seine Schulter.
    Es tat gut, seine Nähe zu spüren.
    »Ich wünsch mir so sehr, dass alles so bleibt, wie es ist...«, sagte er leise.
    Ich nickte nachdenklich, zog an seiner Zigarette und ließ meinen Blick durchs Terrassenfenster nach draußen wandern.
    Das wäre schön, dachte ich im Stillen. Aber ich sagte es nicht, genoss einfach nur den Moment...
    ·
    Shiro erreichte mich zu mondbeschienener Stunde.
    Es war das vertraute Szenario: In meinem Glas befand sich ein federleichter Barbera frizzante, der zwar nicht zur Jahreszeit, aber perfekt in meine Stimmung passte. Die Küche duftete zart nach geschmortem Kaninchen. Ich stand in der geöffneten Terrassentür und rauchte in die Nacht hinaus.
    Wie eigenartig festgefahren man doch war. Da hätte Tomaso, dieser Idiot, es in Kauf genommen, in einer seelenlosen Großküche dröge Panaden anzumischen, nur um in einem Zeitfenster tätig sein zu können, das seiner Familienplanung entsprach. Und er kapierte einfach nicht, dass er das auch in seinem geliebten D’Agosta haben konnte. So konditioniert waren wir durch unseren Vater, dass er auf diese Lösung nicht selbst gekommen war...
    Der Mond hatte den Höchststand erreicht und tauchte die sternklare Nacht in sein magisches Licht. Er war beinahe voll, so dass sich die Konturen der Bäume in messerscharfen Schatten voneinander abzeichneten. Ein Käuzchen schrie.
    Ich trank einen Schluck und freute mich über den frischen, zarten Geschmack, als mein Handy klingelte.
    »Du bist tatsächlich wach...« , stellte Shiro überrascht fest, »...damit hätte ich gar nicht gerechnet... es war nur so ein Versuch...«
    »Da hast du Glück! Ich kann mal wieder nicht schlafen....«
    »Ist ja eigentlich auch kein Wunder, nach dem Tag, oder?«
    Da hatte er Recht. Und wenn jemand einschätzen konnte, wie aufwühlend das Erlebte für mich gewesen sein musste, dann war es Shiro.
    »Hat Jack dir von seiner Heldentat berichtet...?«
    Ein Lachen auf der anderen Seite. »Kannst du dir vorstellen, dass er das nicht getan hat?«
    »Nein, wohl kaum...« Ich trank einen Schluck, zog an meiner Zigarette. »Shiro...?«
    »Ja...?«
    »Ich habe viel an dich gedacht, da unten...«
    Er sagte nichts, atmete nur, wartete ab...
    »Ich hab in unserer Dachkammer geschlafen... weißt du...« erzählte ich, »...war stundenlang am Strand, na, und da waren meine Gedanken...« Ich stockte. »...Es tut mir leid!«
    »Was meinst du?« Er klang überrascht.
    »Wie ich dich behandelt habe, die letzte Zeit. Hier oben und inCatanzaro... Das war
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