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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer
Autoren: Jobst Mahrenholz
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abgekauft, oder...?«
    »Ehrlich gesagt, ja!«
    Einen Moment saßen wir uns schweigend gegenüber. Beide aufgewühlt, innerlich. Beide enttäuscht voneinander, auf unterschiedliche Weise. Wir hatten uns verrannt, uns gegenseitig aufgerieben. Eine neue Erfahrung...
    »Vielleicht hast du Recht...«, kam es plötzlich kleinlaut aus seiner Richtung. »...warum solltest du nicht deinen Traum leben dürfen...« Er griff sein Glas und leerte es in einem Zug. »...Nur weil es mir nicht gefällt, muss es ja nicht heißen, dass es verkehrt ist, das zu tun...« »Genau...!«
    »Ich lasse dich jetzt allein...«
    »Danke!«
    » Danke dafür, dass ich verschwinde?«
    »Danke für alles, Jack!«
    Er lächelte schwach. »Dann... auf bald...«
    Und wie schon am Mittag verließ er das D’Agosta, ohne sich noch einmal nach mir umzusehen...
    ·
    Jack nervte.
    Dabei hatte eigentlich alles so gut angefangen.
    Ein Restaurant am Strand: So etwas mochte Jack, das wusste ich. Also war mir eine Reservierung im 'Solemare' in den Sinn gekommen, ein Tisch mit Meerblick, wohl wissend, dass der Ort für ihn wichtiger war als das, was er auf seinem Teller wiederfand.
    Tatsächlich zeichnete sich ab, dass mein Plan funktionieren könnte, denn bis dahin genossen wir einen ausgelassenen Abend. Wir aßen gegrillten Fisch, tranken eiskaltes Bier dazu, und ich erzählte nebenbei aus meiner Kindheit. Ich holte Erinnerungen zurück, die von Bedeutung für mich waren und hoffte so, auf diese Weise, dass er mich zumindest ein Stück besser verstehen würde.
    Fehlanzeige.
    Denn kaum waren wir im D’Agosta angekommen...
    Nun ja...
    Ich ärgerte mich über Jack. Über seinen Hochmut, seine Anmaßung, einfach über mein Leben entscheiden zu wollen. Wer war er denn? Soziale Kompetenz? Die ließ er tatsächlich vermissen. Er war zu weit gegangen, diesmal wirklich...
    ·
    Die Nacht über schlief ich wie ein Stein. Aber nach dem Aufwachen wusste ich sofort, wo ich mich befand. Tags zuvor hatte mir meine Orientierung noch einen Streich gespielt.
    Und wieder war es Shiro, der mir als erstes in den Sinn kam. Kein Wunder eigentlich, hatten wir die Nächte in diesem Bett doch immer gemeinsam verbracht. Es war fast so, als läge noch etwas von seinem feinen Duft in der Luft. Alles Einbildung, klar, aber eine, die mir gefiel. Die Vorstellung hatte etwas, ja, charmantes...
    Wie wäre es wohl, wenn er hier urplötzlich in der Tür stehen würde? Ein kleines 'Hallo', sein typisches Lachen, und dann...
    Ja, dann...
    Sein Zauber hier oben verflog einfach nicht. Wie viele Stunden hatten wir hier in dieser Kammer gemeinsam verbracht, glückliche Zeit vertrödelt, verlebt, verliebt...? Genaugenommen waren das die schönsten Erinnerungen, die ich hatte. Da war noch ein Hauch unbeschwerter Kindheit, die erste zarte Entdeckung von Liebe, das geniale Gefühl, wirklich verstanden zu werden...
    All das war diese simple Dachkammer für mich gewesen. Ich, gerade sechzehn, sehr verliebt...
    ·
    Das D’Agosta!
    Die Informationen, die ich benötigte, fand ich in Rebeccas ehemaligem 'Büro', logisch! Dort hatte sie früher, am fortgeschrittenen Abend meist bis tief in die Nacht über der Abrechnung gesessen, dabei Tee trinkend, ein Teller mit aufgeschnittenem Obst in greifbarer Nähe. Ein unauslöschliches Bild meiner Kindheit.
    Ich griff mir ein paar Ordner und setzte mich zur Durchsicht vors Restaurant in eine von Sonne beschienene Ecke. Die Unterlagen im Büro durchzusehen, wäre einer Entweihung gleichgekommen - zu groß war der Respekt vor Rebeccas ehemaligem Refugium, daran hatten auch die gegebenen Umstände nichts geändert.
    Das Geschäft schien ganz gut zu laufen. Die Personalkosten waren hoch, also hielt sich der Gewinn in Grenzen, aber ansonsten wurde klug gewirtschaftet, zumindest soweit ich das in der Schnelle beurteilen konnte. Alles andere hätte mich allerdings auch gewundert. Das Problem in Fano waren die Winter. Da brach der Umsatz ein. Das war nicht ungewöhnlich für ein vom Strand-Tourismus abhängiges Unternehmen. Dem ganzen Ort ging es so, jedem einzelnen Gewerbe. Aber man hatte gelernt, damit zu leben.
    Trotzdem gab es Raum für eine neue Struktur, die langfristig helfen würde wirtschaftlich besser dazustehen. Das wusste ich aus Erfahrung.
    Die Karte müsste abgespeckt, das Angebot aktualisiert werden. Geringfügige Veränderungen, wie ein optimiertes Angebot oder ein heruntergeschraubter Anspruch im Service würden da schon eine Menge bewirken.
    Viele
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