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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Familienrestaurant!«
    »Ebendarum äußere ich mich ja durchaus... wohlwollend!« Ein schmales Lächeln glitt über den Tisch. »Himmel, Luca, du kennst mich. Meinst du allen ernstes, ich könnte diesem, ja... Ristorante... auch nur irgendetwas abgewinnen?«
    »Nein, Du hast Recht. Natürlich nicht!« Ich griff zum Wein, trank einen Schluck, registrierte nebenbei sein wunderbares Granatrot und hoffte, der Abend würde bald Geschichte sein.
    »Verstehen kannst du das nicht. Ist schon klar...«
    »Falsch, Luca! Wieder mal...«, sein Blick lastete ruhig in meinem. »Verstehen kann ich dich schon. Nur billigen kann ich deine Entscheidung eben nicht. Mit ein Grund, warum ich dich davon abbringen muss, hierhin zurückzukehren...«
    Nun kam das wieder. »Und weshalb?«, fragte ich gereizt.
    »Weil ich einmal vor ganz ähnlichen Problemen stand, wie du im Moment«
    »Echt jetzt?«
    Er hob missbilligend die linke Braue. »Ja, echt jetzt . Was du nicht wissen kannst: Meine Familie ist schon seit Generationen damit beschäftigt, industrielle Kupferwaren zu produzieren. Einträglich, aber todlangweilig...«
    »Kupferwaren...«
    »Walzen für gewerbliche Nudelmaschinen beispielsweise. Ein dir vertrautes Utensil, nehme ich an?«
    Ich nickte bestätigend.
    »Nun, es ist bei uns Usus, dass ein Spross der Sippe die Aufgabe übertragen bekommt, das Familienunternehmen ganz im Sinne der Tradition weiterzuführen«.
    Die Vorstellung fand ich amüsant.
    »Ich sehe, du verstehst, worauf ich abziele«.
    »Ja, aber das ist doch was völlig anderes,«, wandte ich ein. »...du und Kupfer-Kram, dass ist so absurd wie... ich und...«
    »Konversations-Lexikas!«
    »Bitte?«
    »...Wie du und Konversations-Lexikas! «
    »Meinetwegen. Es passt einfach nicht zusammen. Aber ich und das D'Agosta, das ist richtig so! Fast wie eine Bestimmung, verstehst du?«
    »Ich verstehe genau. Der Fehler in deinem Denken liegt allerdings in der Definition genau dieses Begriffes!«
    »Äh...?«
    »Was bedeutet für dich 'Bestimmung'?«, kürzte er ab.
    Ah, das war einfach. »Die Bestimmung ist mein Schicksal!«, antwortete ich spontan. »Meine Bestimmung ist es zu kochen! Gut zu kochen! Und warum sollte ich das nicht an dem Ort tun, von dem ich immer geträumt habe? Ich weiß, für dich mag das hier nichts Besonderes sein. Ein Ristorante halt, aber für mich ist es meine Kindheit, mein Leben, mein Traum ...« Das musste er doch verstehen.
    »Deine Bestimmung ist es also zu kochen?«
    Ich nickte eifrig.
    »...Das... ist alles? Du kochst ... und Schluss?«
    »Halt, halt. Ich koche guut! «
    »Du kochst guut und - Schluss?« Jack sah mich an, als sei ich die Enttäuschung seines Lebens.
    »Was denn noch?«, fragte ich genervt zurück, merkte aber gleichzeitig, dass meine Antwort wohl ziemlich dünn rübergekommen sein musste.
    »Ich kannte mal einen Luca mit Idealen...«, holte Jack aus. »...einen Luca mit Visionen. Einen integeren Menschen, der sich unbeirrbar zeigte, wenn es darum ging, eine eigene Meinung zu vertreten, mag sie noch so unpopulär sein. Jemand, zu dem ich aufgeschaut habe...«
    »Nun mal halblang!« Ich fand, dass es reichte. »Wer sagt denn, dass ich nicht immer noch genau dieser Mensch bin, von dem du da sprichst. Mal abgesehen davon, dass ich mir sicher bin, dass du nicht weißt, wie man das macht - zu jemandem aufschauen. Jack, was soll das? Nur weil dir meine Idee nicht in den Kram passt, ziehst du hier so 'ne Show ab? Und überhaupt: Was ist denn deine Bestimmung, wenn wir schon mal dabei sind...?«
    »Gute Frage!« Er lächelte fein. »Ich denke mal, dass ich keine habe, Luca...«
    Ich war baff! Mit einer solchen Antwort hatte ich nun nicht gerechnet.
    »Weder fühle ich mich berufen, meine Existenz ganz dem Walzen von Kupferblechen hinzugeben, noch habe ich irgendwelche Ideale, denen ich folgen könnte. Ich liebe harte Drinks, schätze den gepflegten Fick und bin mit einem Intelligenzquotienten von 129 gesegnet. Das war es auch schon. Ach ja, und ich habe dich...«
    Das sah ich etwas anders.
    »Diese sentimentale Nummer, die du da mit mir abziehst, passt mir ganz und gar nicht...«, trotzte ich dagegen. »...äh... ist 129 sehr hoch...?«
    »Passabel! Mein Mangel an sozialer Kompetenz wird durch ein phänomenales Organisationstalent so gut wie ausgeglichen«.
    »Oh, gut...« »Mann LUCA, das war ein Scherz!«
    »Oh, nicht gut...«
    Jacks Gesicht nahm einen betroffenen Ausdruck an. »Das mit dem Mangel an sozialer Kompetenz hast du mir glatt
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