Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
'Central' jener Ort gewesen, an dem man mich finden konnte, wenn ich mich nicht wie üblich im Restaurant aufhielt. Man hatte mich damals im 'Central' vermutlich wahrgenommen, heute hingegen würde man wissen, wer ich bin. Davon ging ich zumindest aus. Aber wie verhielt es sich hier, in Fano, tatsächlich? Normalität spielte am Ort meiner Kindheit eine ganz andere, besondere Rolle für mich!
    Das Ergebnis hatte mich dann letztlich überrascht. Denn erstaunlicherweise hatte man kaum Notiz von mir genommen. Pluspunkt für Fano!
    Es begann mir hier langsam zu gefallen...
    ·
    »Und? Wie ist es so?«
    Renzo erreichte mich am Strand, die Sonne im Rücken, den Blick auf's Meer gerichtet.
    »Gar nicht so übel...«, gab ich zu.
    »Sag nicht sowas...«
    »Doch!« Ich ließ mich im Sand nieder und pulte mir eine Zigarette aus meiner Jackentasche. »War eine wirklich gute Idee von dir. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich sogar richtig wohl. Es ist zwar irgendwie... eigenartig, aber... gut!«
    »Damit hatte ich jetzt ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich hatte gedacht...«
    Er brauchte seinen Gedanken nicht zu Ende führen, mir war eh klar gewesen, worauf sein Vorschlag abgezielt hatte. »Ich glaube, es hat was damit zu tun, dass Vater und vor allem Mutter nicht mehr da sind.« Ich inhalierte tief den würzigen Rauch. »Der Druck ist raus. Und Fano ist echt schön, Renzo. Ich kann das plötzlich mit anderen Augen sehen...«
    »Aber du überlegst doch nicht ernsthaft, wieder da runter zu gehen?«
    »Doch, klar! Tue ich! Wieso auch nicht?«
    »Aber alles, was du dir hier aufgebaut hast...«
    »...habe ich getan, weil diese Option hier nie für mich in Frage gekommen ist. Doch plötzlich ist alles anders! Kannst du das nicht verstehen, Renzo? Das D’Agosta! Das war immer mein Traum gewesen. Von Kindheit an!«
    »Ja, Mann, weil man dich dahin erzogen hat. Das war Drill, Luca! Nichts weiter...«
    »Ist doch egal, warum! Mir geht’s jedenfalls gut hier. Daran wirst weder du was ändern noch Jack!«
    »Jack?«
    »Ja, Jack ist hier...«
    »Wieso ist Jack bei dir?«
    »Vermutlich aus dem gleichen Grund, aus dem du mich anrufst...«
    »Das... das ist gut...!«
    »Es ist... egal, Renzo! Ich bin in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen...«
    »Niemand hat das Gegenteil behauptet!«
    »Das sagst du. Aber du denkst anders darüber«.
    »Gut, stimmt... geb ich zu...«
    »Belassen wir's dabei...«
    »Luca?«
    »Ja?«
    »Überleg's dir gut...« Dieselben Worte wie die von Tomaso, und doch so anders. Ich zog genussvoll an meiner Zigarette.
    »Nichts anderes hab ich vor!«
    »Versprochen?«
    Ich gab ihm mein Wort...
    ·
    Würde man dem D’Agosta ein wenig Farbe verpassen, wäre die Atmosphäre mit Sicherheit etwas behaglicher. Am Abend erledigten das die Kerzen. Ihr warmer Schein verwandelte die Tische in weiche goldene Inseln, aber am Tage...
    Außerdem mochte ich das Blau der Karten nicht. Ein helles Silbergrau, frisches Laubgrün oder vielleicht... ja, vielleicht sogar Pink. Pinkfarbene Leineneinbände.
    Das würde garantiert ziemlich fantastisch aussehen. Auch das Format müsste man ändern. Nicht sehr hoch, dafür aber breit, wie ein Panorama, dass man aufklappt.
    Die monströsen Karten im D’Agosta waren immer schon ein Problem gewesen. Viel zu überdimensioniert.
    Wären sie jedoch wie in meiner Vorstellung, könnten sich die Gäste während der Auswahl in die Augen sehen. Es ist wichtig, sowas zu bedenken. Eine Speisefolge auszuwählen hat immer auch etwas mit Kommunikation zu tun.
    Die Tische wurden bei uns in klassischem Weiß eingedeckt. Daran würde ich nichts ändern. Auf Blumenschmuck oder ähnlichen Tand verzichteten wir seit jeher.
    Mein Blick wanderte weiter durch den Raum, blieb an den Bildern haften. Da bestand in jedem Fall Handlungsbedarf. Zu altbacken, zu gewöhnlich. Die angestaubten Ansichten eines Fanos, das so keiner mehr von uns kennen konnte; die mussten weichen. Renzos spezieller Blick durch Foto-Linsen kam mir in den Sinn. Das würde passen.
    Sollte ich mich tatsächlich dafür entscheiden, das D’Agosta zu übernehmen: Ich würde was daraus machen. Sonnenklar!
    Doch nun hieß es erst einmal, den Abend mit Jack zu überstehen. Einfach würde das nicht, soviel wusste ich. Aber es stimmte ja, zumindest anhören sollte ich ihn. Das war ich ihm einfach schuldig...
    ·
    »Es ist tatsächlich... ganz... nett!«
    » Ganz nett? « Ich sah Jack entgeistert an. »Dies ist das D’Agosta. Das ist unser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher