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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Familie hatte, warum, verflucht nochmal, hatte ich dann auch noch so einen Irrsinns komplizierten besten Freund. Obwohl - das Jack mein bester Freund bliebe, das war noch gar nicht gesagt, in diesem Moment.
    Zunächst mal überlegte ich fieberhaft, was ich tun könnte, um mich irgendwie halbwegs unbeschadet aus dieser Wahnsinns Situation zu retten. Mir fiel nichts ein. Dazu dachte ich im Moment viel zu sehr hin und her.
    »Die Hilfe von ihrer Seite kann ich mir lebhaft vorstellen!«, hörte ich Valentina ätzen, und hätte ich es nicht besser gewusst, so war meiner hoch-katholischen Mutter gerade ein höchst anzüglicher Gedanke entschlüpft. Als ich mein Auge wieder öffnete, zeigte der 'verschluckte Stock' kerzengerade nach oben, so angespannt war sie.
    »Lucamaus...«, liebkoste Jack mich gnadenlos, »...Willst du nicht auch mal was dazu sagen...?«
    »Lass es...«, bat ich kaum hörbar.
    »...Auf Unterstützung 'Ihrer Art' können wir sehr gut verzichten...«, schraubte es sich keifend aus meiner Mutter heraus. Sie schien zur Höchstform aufzulaufen.
    »Ach? Ist dem so? Und was wäre denn 'meine Art' Ihrer Art nach?« Das feine Lächeln, das seine Lippen umspielte, entging Valentina.
    »Sie wissen haargenau, was ich damit meine...«, erwiderte sie scharf. »Und jetzt sehen Sie zu, dass Sie verschwinden...«
    »Nein, nein...«, unterbrach ich, plötzlich hellhörig geworden, »Das würde mich jetzt schon interessieren, was du damit meinst, Mutter...«
    Zu spät registrierte sie, dass Jack sie ins offene Messer hatte laufen lassen.
    »Ich denke, es ist wirklich besser, wenn Sie jetzt gehen...«, schaltete sich erstmals Antonio ein. Er erahnte wohl das dünne Eis, dem Valentina energisch zusetzte.
    »Nein, Vater, so nicht!«, und dann zu ihr: »Zuerst möchte ich wissen, wie du das gemeint hast, mit 'seiner Art'! «
    »Ja, ist das nicht offensichtlich...? Schau ihn dir doch an!«, forderte sie mich auf. »...Und dann sag mir, was du siehst!«
    Im Grunde war es ja klar. Kristallklar! Wieso sollte sich irgendetwas an der Sichtweise meiner Eltern oder zumindest an der von Valentina geändert haben? Was mich jedoch tief traf, war, dass ich selbst beinahe bereit gewesen war, ihre Haltung erstmals zu akzeptieren als gegeben hinzunehmen. Ich war bereit gewesen, über sie hinwegzusehen, über ihre Enge, ihre Intoleranz, und wofür? Für ein Restaurant? Einen... Traum?
    »Ich sehe...«, sagte ich nachdenklich, »...dass ich... mich... irgendwie bin ich... gerade... dabei...«, ließ den Satz dann unvollendet, schob die Unterlagen zu Antonio und betrachtete meine Hände als wären sie etwas Fremdes an mir.
    »Ihr könnt das nicht wissen...«, erklärte ich fest »...aber Jack hat Recht! Er ist tatsächlich mein Glücksfall.«
    Ich ignorierte Valentinas Augenverdrehen ebenso wie Antonios inneren Aufschrei, den ich seinem Gesicht ablesen konnte.
    »...Ohne ihn wäre nichts bei mir so, wie es ist. Daran werdet ihr nichts ändern können. Auch in hundert Jahren nicht«. Ich warf einen Blick auf Jack. »So, wie ich euch nicht ändern kann...«
    »Und das soll es gewesen sein, Luca?« Antonio beugte sich weit über den Tisch, so dass ich seinen Atem schmecken konnte.
    »Werde endlich erwachsen, Junge, und lerne es, den Realitäten ins Gesicht zu sehen!«
    »Welche meinst du?«, fragte ich ruhig zurück. »Die, dass ich mit meinem 'Luro' gut doppelt so viel Umsatz mache, wie ihr hier in Fano? Dass ihr Jack, Shiro, Fabio und mich wie Menschen zweiter Klasse behandelt? Sind das die Realitäten, von denen du sprichst...«
    »Wir behandeln euch angemessen!«, platzierte Valentina ihren Stachel punktgenau da, wo es weh tat. »...Ganz im Gegensatz zu dir, mein Lieber...«
    »Du nennst mich 'Lieber'...«, konterte ich. »...und beleidigst mich damit! Nenn mir doch einen Moment, in dem du zu mir gestanden hast, obwohl wir unterschiedliche Ansichten hatten. Nur einen! Deine beschissene Kirche, klar, die kann machen was sie will, das ist okay für dich! Aber deine eigenen Kinder, die fliehen vor dir, weil es nicht auszuhalten ist, mit euch. Der Druck...« Ich ballte meine Rechte zur Faust, »...der Druck, den ihr aufbaut, ist einfach zu hoch.«
    »Keinerlei Respekt!«, stellte Valentina fest. Ihre Lippen bildeten nur noch einen Strich. »Nicht der geringste Respekt. Undankbar, aufsässig, auf dem Irrweg...«
    »Trifft alles auf euch zu!«, bestätigte ich. »Aber das Schlimmste: Ihr benutzt uns! Renzo hat so Recht. Wir waren nie mehr für
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