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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer
Autoren: Jobst Mahrenholz
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wenn man hier vorbeifährt? An Schinken natürlich! Selbst ich, der ich mich nicht...«
    »Jack, mir gehen gerade echt andere Dinge durch den Kopf...«
    Aber es war schon verrückt. Kaum hatte er es ausgesprochen, spürte ich meinen Magen rumoren. In dieser Hinsicht war ich perfekt konditioniert.
    »Woher hast du eigentlich gewusst, wo du mich findest?«, fragte ich, um mich abzulenken. »...Ich meine, ich war ja gerade erst angekommen, da warst du schon da!«
    »Zahnlücke...! Er hat mich angerufen und mir davon erzählt...«
    »Fabio hat dich angerufen...?«
    »Da war ich auch très überrascht!«, gab er offen zu. »...dein kleiner Lackschädel kann mir sonst nicht mal in die Augen schauen...«
    »Ja, wundert dich das?« »Nein...«, gab er zu. »...eigentlich ganz vernünftig...«
    »Und, was hat er von dir gewollt?«
    »Na, er hat sich so seine Gedanken gemacht... und das ja nicht zu unrecht, wie sich gezeigt hat...« Diese Nachricht verblüffte mich wirklich. Klar wusste ich, dass Fabio meinem Vorhaben kritisch gegenüber gestanden hatte, aber dass er es über sich bringen würde, Kontakt mit Jack aufzunehmen... ich war beeindruckt!
    »Wenn ich dein Windspiel richtig verstanden habe, stockt da auf dem Berg deine verbliebene Rest-Sippe rum, korrekt?«
    »Ich befürchte...«
    »Na, dann - viel Vergnügen!«
    ·
    Dreieinhalb Stunden waren vergangen...
    »Wo soll ich dich absetzen?«
    »Ruhig beim L'amo...«
    Ich war erstaunt. Wir hatten es kurz vor fünf, was hieß: Das L'amo hatte noch geschlossen. La Spezia lag gerade hinter uns. Die Strecke wurde jetzt deutlich abwechslungs- und damit kurvenreicher. Ganz nach meinem Geschmack. Ab hier brauchten wir zwar noch gut eine Stunde, aber das L'amo öffnete erst um Acht. Ich brachte es zur Sprache.
    »Ach ja...«. Jack ließ seinen Blick eigenartig betont, so ganz beiläufig durch die Landschaft wandern. »Da ist noch etwas, dass du wissen solltest...«
    Nun war ich aber gespannt.
    »Der Lampion und ich...«, begann er seltsam unbeholfen, jeden Blickkontakt vermeidend, »...wir... ja, nun... wir...«
    » Ja...? «
    »Shiro hat mich als Teilhaber mit ins Boot genommen!«
    »Na, aber... das ist doch genial!«
    »Findest du...?« Er klang erleichtert.
    »Ja, natürlich. Wenn jemand weiß, wie großartig es ist, dich an seiner Seite zu wissen, dann bin ich das doch wohl!« Diese Ansicht vertrat ich seit jeher. Das wusste Jack. Also verstand ich seine verhaltene Reaktion nicht.
    »So gesehen...«, bestätigte er lahm.
    »Ja klar! Das wird ne Erfolgsgeschichte!«
    »Präzise!«
    Und dennoch, trotz meiner Freude über diese Nachricht, blieb Jack die letzte Etappe unserer Fahrt eigenartig bedeckt, ja, fast ein wenig bedrückt. Eine Stimmung, die ich nach seinem Ausstieg jedoch von mir abschüttelte wie frisch gefallenen Schnee. Denn dazu freute ich mich viel zu sehr. Auf meinen Berg, auf mein 'Luro', vor allem aber auf ihn - auf meinen Fabio...
    ·
    Kein weißes Audi Coupet, kein Bravo... keine - wie hatte Jack sich ausgedrückt - stockige Restsippe, der ich Rechenschaft schuldig war. Ich atmete hörbar aus.
    Das war gut! Besser! Viel besser...
    Letztlich hatte ich dies meinem Abgang in Fano zu verdanken. Antonio muss unmittelbar nach meiner Abreise Kontakt mit Tomaso aufgenommen haben, in Panik, um diesen dazu zu verdonnern, umgehend zurückzukehren.Rebecca und Anna hatten sich dazu bereit erklärt, unserem Bruder zur Seite zu stehen. Bei was auch immer...
    Klar - unser Vater musste davon ausgehen, dass ich meine Drohung wahr machen und Matteo zum Verkauf überreden würde.
    Also war eigentlich alles wie gewünscht. Ein bildschöner Fabio schloss mich in die Arme, ein etwas verstörter Großvater bedachte mich mit langem Blick.
    Ich war Zuhause!
    »Er wird Tomaso dazu zwingen, das D’Agosta weiterzuführen...«, polterte Matteo später. Er machte einen besorgten Einruck, was ich angesichts der Situation auch gut nachvollziehen konnte. Schließlich ging es um nichts Geringeres als sein Lebenswerk.
    »Ich verstehe deine Entscheidung ja...«, versicherte er mir. »...schon allein aus wirtschaftlichen Gründen, aber ich hatte doch gehofft...«
    »Tomaso wird sich durchsetzen können...«, verstreute ich Zuversicht. »...und außerdem - wer sagt denn, dass er abends in der Küche stehen muss, falls er doch das D’Agosta übernimmt. Er ist der Maître - er entscheidet, wer wann was zu tun hat!«
    Ich sagte das einfach nur so daher, doch im Gesicht meines Großvaters gingen
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