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Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt
Autoren: Vampira VA
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fiel sein Blick auf mich, und plötzlich schien er ein wenig von seiner Entschlossenheit zu verlieren. Sein Gesicht wurde weiß und seine Schultern fielen herab.
    »Lauf!« schrie er mir zu. »Lauf weg, bevor es zu spät für dich ist!«
    Selbstverständlich hütete ich mich davor, etwas derart Albernes zu tun. Schließlich konnte jeder sehen, daß der Mann ganz einfach verrückt war.
    »Lauf doch!« Der Alte gab nicht auf. »Lauf!«
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. »Guten Abend, van Hel-sing. Sie enttäuschen mich, wirklich. Nach allem, was man von Ihrem Großvater erzählt, hätte ich mehr von Ihnen erwartet als einen simplen Pflock. Wo ist Ihr Kruzifix? Wo ist das Weihwasser? Glauben heutzutage nicht einmal mehr die Vampirjäger an Gott?«
    Ich sah einen schlanken, schwarzhaarigen Mann mit bleichen Gesichtszügen und leuchtend grünen Augen, der aus den Schatten hin-ter dem alten Mann getreten war. Zumindest schien es so, aber eigentlich waren dort keine Schatten. Es waren aber gerade eben noch welche dort gewesen, oder nicht? Denn der Fremde konnte ja schließlich nicht aus dem Nichts gekommen sein .
    Der alte Mann griff mit zitternden Fingern in eine Tasche seiner Jacke und hielt dem Schwarzhaarigen ein kleines silbernes Kreuz entgegen. »Weiche von mir, Satanas!«
    Mit fast nachlässigen Bewegungen nahm der Fremde dem Alten das Kreuz aus den Händen. »Ich bin nicht der Teufel, van Helsing, nicht ganz jedenfalls. Und Sie glauben auch gar nicht an Satan, ebensowenig wie Sie an Gott glauben. Deshalb hat er auch nicht die Macht, Sie zu schützen.«
    Seine Hände schossen so schnell vor, daß ich die Bewegung fast nicht sehen konnte, und der alte Mann fiel zu Boden wie eine Marionette, deren Fäden ein grausamer Puppenspieler durchschnitten hatte. Der Anblick erschütterte mich so sehr, daß ich in diesem Moment keine Gefühle in mir spüren konnte. Ganz plötzlich war ich in einen eiskalten schwarzen See gestürzt, und die Folge war totale Betäubung.
    Mit großen Augen sah ich zu, wie der Mörder des alten Mannes - Vampir! schrie eine Stimme in mir laut - auf mich zukam. Er lächelte mich an, und ich erkannte ein perfektes Gebiß mit verlängerten Eckzähnen. Dann berührte er leicht meine Hand, und ich konnte wieder klar denken.
    Aber meine Gedanken waren anders als zuvor, denn plötzlich fühlte ich mich zu dem Fremden hingezogen und fürchtete mich nicht mehr im Geringsten vor ihm. Strahlend erwiderte ich sein Lächeln.
    »Mein Name ist Thanatos«, sagte er mit einem ironischen Blick zu Persephone, die ihn wütend anfunkelte und dann auf seinen Wink hin das Lokal verließ. Alle übrigen Gäste folgten ihr, bis auf Thana-tos. Er beugte sich mit einem leisen Fauchen zu mir herunter, und die Welt um mich herum erlosch .
    Was soll ich Ihnen noch sagen, das Sie nicht schon wissen? Die Tatsache, daß ich noch von meinen Erlebnissen berichten kann, beweist, daß ich nicht tot bin. Aber wirklich am Leben bin ich auch nicht mehr. Untot ist der Name, den Sie benutzen würden.
    Ich schreibe diese Zeilen im Flugzeug nach Europa, denn auch Vampire kennen so etwas wie Heimweh. Fairerweise warne ich Sie vor meiner Rückkehr. Gehen Sie ruhig nachts auf die Straße, wenn Sie das möchten, aber dann dürfen Sie sich auch nicht wundern, wenn Sie in den Schatten eine unliebsame Bekanntschaft machen. Wie der Vampir Lestat sagen würde: »Ich werde Sie vor eine Wahl stellen, die ich nie hatte!«
    © Heike Gleich, Am Mühlbach 1, 87509 Immenstadt
    ENDE

Nächste Folge

    Tod eines Mächtigen
    von Timothy Stahl

    Weder kennt Lilith Eden seinen Namen, noch weiß sie etwas über seine Herkunft. Dennoch steht sie ganz im Bann jenes Fremden, den sie ohne Bewußtsein im magischen Korridor in Uruk fand.
    In seiner Gesellschaft reist sie nach Jerusalem. Dort, in der dreifach heiligen Stadt, glaubt sie sich unbehelligt von ihren ewigen Feinden. Seit annähernd 2000 Jahren ist Jerusalem frei von Vampiren.
    Schon bald aber muß Lilith feststellen, daß jenseits der Stadtmauern tödliche Gefahren lauern. Ihr Erzfeind Landru ist nur eine davon. Weitaus gefährlicher noch ist der Mann in ihrer Begleitung, den sie zu lieben glaubt .
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