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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe
Autoren: J. R. R. Tolkien
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wiederkäuend, zu lange vom Guten entfernt, um auch nur die Kraft des Wortes bewahrt zu haben, außer in den Ohren derjenigen, denen nur das Schmutzige überzeugend klingt.
    Eine Übersetzung dieser Art ist natürlich üblich und unvermeidlich bei jeder Erzählung, die die Vergangenheit behandelt. Selten geht sie weiter. Aber wir sind weitergegangen. Wir haben auch alle Namen aus dem Westron ihrem Sinn entsprechend übersetzt. Wenn solche Namen oder Titel in diesem Buch erscheinen, ist es ein Hinweis darauf, dass Namen in der Gemeinsamen Sprache neben oder an Stelle derjenigen in fremden (gewöhnlich elbischen) Sprachen damals gang und gäbe waren.
    Die Westron-Namen, zum Beispiel Bruchtal, Weißquell, Silberlauf, Langstrand, Der Feind, der Dunkle Turm waren in der Regel einfach Übersetzungen älterer Namen. Manche wichen in der Bedeutung ab: Berg des Verderbens für Orodruin , »brennender Berg«, oder Düsterwald für Taur e-Ndaedelos, »Wald der großen Furcht«. Einige wenige waren abgewandelte elbische Namen: Luhn und Brandywein leiteten sich von Lhûn und Baranduin ab.
    Dieses Verfahren bedarf vielleicht einer Rechtfertigung. Wenn alle Namen in ihrer ursprünglichen Form angegeben worden wären, würde, wie mir schien, ein wesentliches Merkmal jener Zeit verschleiert, dessen sich die Hobbits (deren Betrachtungsweise beizubehalten ich mir besonders angelegen sein ließ) bewusst waren: nämlich der Gegensatz zwischen einer weit verbreiteten Sprache, die für sie so üblich und gewohnt war wie Englisch (Deutsch) für uns Heutige, und den lebendigen Resten von viel älteren und ehrwürdigeren Sprachen. Alle Namen wären, wenn sie lediglich transkribiert worden wären, den modernen Menschen gleich alt erschienen: wenn zum Beispiel der elbische Name Imladris und die Westron-Übersetzung Karnîngul beide unverändert geblieben wären. Aber Bruchtal als Imladris zu bezeichnen, war damals so, wie wenn man heute Winchester Camelot nennen würde, abgesehen davon, dass die Identität gewiss war und zudem in Bruchtal noch ein Herrscher von hohem Rang wohnte, der weit älter war, als Artus wäre, wenn er heute noch als König in Winchester lebte.
    Die Namen des Auenlands (Sûza) und aller anderen Ortschaften der Hobbits sind also verdeutscht 88 worden. Das machte selten Schwierigkeiten, da diese Namen gewöhnlich aus Elementen bestanden, die in ähnlicher Form auch in unseren einfacheren deutschen Ortsnamen vorkommen; entweder noch geläufige Wörter wie Bühl oder Feld; oder ein wenig abgegriffene wie -weiler neben -stadt. Manche aber gingen, wie schon erwähnt, auf alte, nicht mehr gebräuchliche Hobbitwörter zurück, und diese wurden durch deutsche Entsprechungen wie -brunn oder -büttel (»Hof«) oder Michel- (»Groß-«) wiedergegeben.
    Die Personennamen der Hobbits im Auenland und in Bree waren für jene Zeit absonderlich, vor allem insofern, als sich einige Jahrhunderte früher die Sitte herausgebildet hatte, ererbte Familiennamen zu haben. Die meisten dieser Zunamen hatten offenbar Bedeutungen (in der damaligen Umgangssprache), denn sie waren abgeleitet von scherzhaften Spitznamen, Ortsnamen oder (besonders in Bree) von den Namen von Pflanzen und Bäumen. Diese Namen zu übersetzen war nicht schwierig; aber es blieben einige ältere Namen, deren Bedeutung nicht mehr bekannt war, und bei ihnen haben wir uns damit begnügt, ihre Schreibweise zu verdeutschen: Tuk für Tûk oder Boffin für Bophîn.
    Die Vornamen der Hobbits haben wir, soweit möglich, auf dieselbe Weise behandelt. Ihren Töchtern gaben die Hobbits gewöhnlich die Namen von Blumen oder Edelsteinen. Ihre Söhne erhielten zumeist Namen, die in ihrer Alltagssprache überhaupt keine Bedeutung hatten. Zu dieser Sorte gehörten Bilbo, Bungo, Polo, Lotho, Tanta, Nina und so weiter. Viele von ihnen haben unvermeidlich, aber zufällig Ähnlichkeit mit Namen, die bei uns noch üblich oder bekannt sind: zum Beispiel Otho, Odo, Drogo, Dora, Cora und dergleichen. Diese Namen haben wir beibehalten, sie allerdings insofern verdeutscht, als ihre Endungen geändert wurden, da bei den Hobbitnamen a eine maskuline Endung war und o und e feminin.
    Bei manchen alten Familien, besonders jenen von Falbhäute-Abkunft wie den Tuks und Bolgers, war es indes Sitte, klangvolle Vornamen zu geben. Da die meisten von ihnen aus Sagen der Vergangenheit, der Menschen sowohl wie der Hobbits, stammten und viele, obschon sie jetzt für die Hobbits bedeutungslos waren, starke Ähnlichkeit
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