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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte
Autoren: Michael Moorcock
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hell wird.«
    »Ich verstehe.«
    »Wenn die Werften erst einmal zerstört sind, werden sie fast genauso große Schwierigkeiten haben wie wir, ihre Munitionsbestände aufzufüllen. Dann ist es schon mehr ein fairer Kampf.«
    »Das ist richtig«, sagte ich. »Und können Sie mir jetzt sagen, General Shaw, wie Sie diese Zerstörung bewerkstelligen wollen?«
    »Die Lösung liegt im untersten Frachtraum«, antwortete er. »Sie haben doch zugesehen, wie die Wissenschaftler sie an Bord brachten.«
    »Aber worum handelt es sich denn bei diesem NFB-Projekt?«
    »Man hat mir erklärt, daß es eine besonders wirksame Bombe sei. Ich weiß nur wenig mehr - es ist ausgesprochen hoch wissenschaftlich -, doch es war der Traum einiger Wissenschaftler seit Beginn dieses Jahrhunderts. Es hat uns eine Menge Geld und mehrere Jahre der Forschung gekostet, nur dieses eine Exemplar herzustellen - das nun im unteren Frachtraum liegt.«
    »Woher wissen Sie, daß die Bombe auch funktioniert?«
    »Das kann ich nicht wissen. Aber falls sie funktioniert, müßte sie durch eine einzige Explosion den größten Teil der Luftschiffwerften vernichten. Die Wissenschaftler haben mir erklärt, daß die Detonation die Wucht von mehreren hundert Tonnen Nitroglyzerin hat.«
    »Gütiger Gott!«
    »Ich wollte es auch nicht recht glauben, aber sie haben mich überzeugt, vor allem, als sie vor drei Jahren bei einem vergleichsweise winzigen Experiment dieser Reihe fast das ganze Labor in Schutt und Asche gelegt haben. Ich weiß nur, es hat irgend etwas mit dem atomaren Aufbau der Materie zu tun. Die Theorie zur Bombe besaßen sie schon lange Zeit, doch es dauerte Jahre, das in die Praxis umzusetzen.«
    »Na, hoffen wir, daß sie recht haben.« Ich lächelte. »Wenn wir sie abwerfen, und es stellt sich heraus, daß sie die Sprengkraft eines Knallfrosches besitzt, sehen wir nämlich ganz schön dumm aus.«
    »Das ist wahr.«
    »Und wenn sie so stark ist, wie sie sagen, dann bleiben wir besser ziemlich weit oben - Explosionen strahlen ja auch in die Höhe aus, nicht nur in die Breite. Wir sollten uns mindestens tausend Fuß über dem Boden befinden, wenn sie hochgeht.«
    Shaw nickte gedankenverloren.
    Bald konnte ich die Motoren anwerfen lassen, und die Brücke der Shan-tien erbebte leicht, als wir mit hundert Meilen bei Rückenwind durch die Nacht preschten. Das Dröhnen der Motoren bei voller Kraft klang wie Musik in meinen Ohren. Allmählich stieg meine Laune, und ich überprüfte unsere Position. Wir hatten nicht viel Zeit zu verlieren. Nach meinen Berechnungen würden wir die Luftschiff-Werften von Hiroshima etwa eine halbe Stunde vor der ersten Morgendämmerung erreichen.
    Eine Weile waren wir alle in unsere eigenen Gedanken vertieft, während wir auf der Brücke standen und dem raschen Stampfen der Motoren lauschten.
    Shaw brach schließlich das. Schweigen.
    »Wenn ich nun sterbe«, sagte er plötzlich und drückte damit einen Gedanken aus, der uns alle bewegte, »so habe ich, glaube ich, die Saat für eine siegreiche Revolution in der ganzen Welt gelegt. Die Wissenschaftler in der Stadt des Sonnenaufgangs werden das NFB-Projekt vervollkommnen, selbst wenn diese Bombe nicht funktionieren sollte. Es werden weitere Fei-chi gebaut und unter den Revolutionären verteilt werden. Ich werde dem Volk Kraft geben. Kraft, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Ich habe den Menschen des Landes bereits gezeigt, daß die Großmächte nicht unbesiegbar sind, daß man sie stürzen kann. Sehen Sie, Onkel Wladimir, es ist die Hoffnung und nicht die Verzweiflung, die eine siegreiche Revolution auslöst!«
    »Vielleicht«, gab Uljanow zu. »Aber Hoffnung allein genügt nicht.«
    »Nein - politische Macht erwächst aus dem brechenden Mantel einer Bombe, wie wir sie mit uns führen. Wenn die Unterdrückten solche Bomben zu ihrer Verfügung haben, können sie ihren Unterdrückern alles abringen.«
    »Falls die Bombe funktioniert«, warf Una Persson ein. »Davon bin ich nicht überzeugt. Nukleare Fussion, wie? Alles ganz schön, aber wie wollen Sie es schaffen? Ich fürchte, man hat sie vielleicht da etwas getäuscht, Mr. Shaw.«
    »Warten wir es ab.«
    Ich erinnere mich an ein Gefühl der Vorahnung, als die dunkle Küste Japans hinter dem mondbeschienenen Meer in Sicht kam. Wir stellten die Motoren ab und ließen uns im Wind treiben.
    Ich bereitete die Schaltungen vor, die die Sicherheitsbolzen von den Ladeluken lösen (die Hauptsicherungen mußten von Hand gelöst werden) und die
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