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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte
Autoren: Michael Moorcock
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nicht?«
    »Ich sehe das überhaupt nicht so. Ich komme mir vor wie einer, der die letzten Tage des Römischen Weltreiches miterlebt. Verdammt noch mal!« Er zuckte zusammen, als er mit seinem Arm eine Mauer streifte.
    »Ich werde Ihren Arm versorgen lassen, sobald wir in der Stadt sind«, versprach ich ihm.
    »Ich will Ihre Barmherzigkeit nicht«, sagte Powell. »Gelbes Geschmeiß und Nigger sollen die Welt regieren? - Das ist ja zum Lachen!«
    Daraufhin ließ ich ihn stehen und sah ihn niemals wieder.
    War ich vorher in der Frage meines Standpunktes hin und her gerissen gewesen, so war dies nun geklärt. Powells widerwärtiger Sarkasmus und seine Verachtung führten bei mir zu dem Ergebnis, daß ich mich ein für allemal auf Shaws Seite schlug. Die Maske freundlicher Gönnerhaftigkeit war gefallen, um den Haß und letztendlich die Furcht darunter zu entlarven.
    Als ich wieder im Tower angelangte, wartete Shaw auf mich. Er wirkte entschlossen.
    »Dieser hinterhältige Angriff hat den Ausschlag gegeben«, erklärte er. »Projekt NFB ist soweit. Ich glaube, daß es sich als erfolgreich erweisen wird, obwohl wir keine Zeit - und keine Möglichkeit - haben, es zu erproben. Wir werden es genauso machen wie dieses Schiff. Heute nacht legen wir ab.«
    »Ich glaube, das sollten Sie mir besser etwas deutlicher erklären«, sagte ich lächelnd. »Was werden wir tun?«
    »Die Großmächte benutzen die großen Luftschiff-Werften in Hiroshima als ihre Hauptbasis. Die fliegen sie für Reparaturen und Ersatzteilaustausch an. Es ist die nächstgelegene technische Basis, wo sie fachmännisch gewartet werden können. Dort werden auch viele Panzerschiffe gebaut. Wenn wir diese Basis zerstören - dann besitzen wir augenblicklich eine weit größere Manövrierfähigkeit, Kapitän Bastable.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte ich. »Aber dafür haben wir nicht genügend Luftschiffe, General Shaw. Und wir verfügen nur über wenige Bomben. Die Fei-chi können eine solche Entfernung nicht zurücklegen. Außerdem besteht die größte Wahrscheinlichkeit, daß wir gesichtet und abgeschossen werden, so wie wir das Tal der Morgendämmerung verlassen oder uns jenseits davon befinden. Wie sollten wir es also schaffen?«
    »Projekt NFB ist fertig. Besteht eine Chance, heute nacht die Shan-tien zu starten und hinter die feindlichen Linien zu fliegen?«
    »Unsere Chance ist so groß wie die des Schiffes, das hierhergedriftet ist«, erwiderte ich. »Falls der Wind günstig steht.«
    »Machen Sie sich bereit, bei Sonnenuntergang abzulegen.«
    Ich zuckte die Achseln. Das war Selbstmord. Aber ich würde es tun.
    7 Das NFB-Projekt
    Bei Sonnenuntergang befanden wir uns alle an Bord. Während des Tages waren ein paar vereinzelte Attacken durch feindliche Luftschiffe erfolgt, es hatte jedoch keinen ernsthaften Schaden an Bord gegeben.
    »Sie warten auf Verstärkung«, erklärte mir Shaw. »Und diese Verstärkung muß nach meinen Informationen aus Hiroshima kommen. Morgen früh sollen sie dort starten.«
    »Das wird ein langer Flug für uns«, sagte ich. »Selbst wenn wir Erfolg haben, werden wir morgen früh nicht zurück sein.«
    »Dann fliegen wir nach Peking. Es befindet sich inzwischen in der Hand von Genossen.«
    »Richtig.«
    Uljanow, Dutschke und Una Persson waren mit General Shaw an Bord gekommen. »Ich will, daß sie es sehen, damit sie es glauben«, sagte er zu mir. An Bord befanden sich ebenfalls eine Reihe Wissenschaftler, die die Zuladung eines ziemlich großen Gegenstandes durch unsere untere Luke überwacht hatten. Es waren ernst dreinblickende Ungarn, Deutsche und Amerikaner, und sie sagten kein Wort zu mir. Doch unter ihnen war auch ein Australier, und den fragte ich, was eigentlich vor sich ging.
    Er grinste. »Es geht nichts vor sich, es geht was hoch , meinen Sie wohl. Ha, ha! Jemand sollte es Ihnen sagen, aber meine Sache ist das nicht. Viel Glück, Kumpel!«
    Darauf verließ er mit den anderen Wissenschaftlern das Schiff.
    General Shaw legte mir den Arm um die Schulter. »Machen Sie sich keine Gedanken, Bastable. Sie werden es erfahren, ehe wir dort sind.«
    »Es muß eine Bombe sein«, vermutete ich. »Eine besonders starke Bombe? Nitroglyzerin? Eine Brandbombe?«
    »Warten Sie es ab!«
    Wir standen alle auf der Brücke der Loch Etive und beobachteten den Sonnenuntergang. Das Schiff - ich müßte es Shan-tien nennen - war nicht mehr das Luxuspassagierschiff, das ich gekannt hatte. Man hatte alle unwesentliche Einrichtung entfernt, und
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