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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte
Autoren: Michael Moorcock
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Luftschiff - nicht annähernd so groß wie die Kriegsschiffe, die wir inzwischen erwarteten - bombardierte die Fei-chi -Hangars! Es hatte günstigen Wind abgewartet und war dann bei Nacht ungesehen und ungehört herangeschwebt in der Absicht, unsere Flugmaschinen zu zerstören.
    Schon eröffnete jede unserer Kanonen das Feuer auf das Schiff, das sehr tief am Himmel hing. Glücklicherweise hatten die Bomben die Hallen nicht direkt getroffen, doch mehrere rauchende Trichter zeigten, daß sie sie nur um wenig verfehlt hatten. Es war kein schwer gepanzertes Schiff, und bald schon platzte seine Hülle, worauf es mit dem Bug voraus abstürzte, über den Aeropark trudelte und nur knapp unsere vertäute »Flotte« verfehlte, ehe es zum Stillstand kam. Sofort verließ ich mit ein paar anderen Männern den Tower und sprang in einen Wagen. Wir rasten durch die Stadt und über den Aeropark zu jener Stelle, wo Shaws bunt gekleidete Banditen-Soldaten bereits um das Schiff standen. Wie ich mir schon gedacht hatte, waren nur wenige von der Besatzung ernsthaft verletzt. Zum erstenmal sah ich nun auf der geschrumpften Hülle den Namen des Schiffes und erschrak: Ich kannte ihn. Ich hatte ihn fast vergessen. Es war das erste Luftschiff, das ich jemals erblickt hatte. Offensichtlich hatten die Briten von ihrer indischen Luftwaffe Verstärkung angefordert. Das Beobachtungsschiff, das zerschmettert ganz in der Nähe des NFB-Projekt-Gebäudes am Boden lag, war kein anderes als die Pericles - das Schiff, das mir das Leben gerettet hatte.
    Es mutete mich seltsam an, das Schiff wiederzusehen, wie ich gerne zugeben will. Ich begriff, daß die Großmächte jedes Schiff benötigten bei dem Versuch, die Stadt des Sonnenaufgangs zu vernichten. Und dann sah ich Major Powell persönlich aus dem Wrack klettern, in seinen dunklen Augen stand ein wilder Blick. Sein Gesicht war ölbeschmiert, seine Uniform zerrissen. Ein Arm hing schlaff herab, doch er umklammerte immer noch fest sein Offiziersstöckchen, während er die Flucht seiner Männer aus dem Schiff überwachte. Er erkannte mich sofort.
    Seine Stimme klang hoch und angespannt. »Hallo, Bastable. Jetzt als Verbündeter unserer farbigen Brüder, wie? Na, na, - hat nicht viel genutzt, Ihnen das Leben zu retten, oder?«
    »Guten Morgen, Major«, sagte ich. »Lassen Sie mich Ihnen ein Kompliment für Ihre Tapferkeit aussprechen.«
    »Unfug! Aber es war einen Versuch wert. Sie können nicht siegen, wissen Sie - und wenn Sie noch so viele dieser verdammten Flugmaschinchen haben. Letztendlich bekommen wir Sie doch.«
    »Aber das kostet Sie auch eine Menge«, erwiderte ich.
    Powell warf einen mißtrauischen Blick auf Shaws Soldaten. »Was werden die tun? Uns zu Tode foltern? Unsere Leichen als Warnung für die anderen zurückschicken?«
    »Sie werden gut behandelt werden«, klärte ich ihn auf. Ich ging neben ihm her, als er und seine Männer entwaffnet und in die Stadt des Sonnenaufgangs geführt wurden. »Es tut mir leid um die Pericles .«
    »Mir auch.« Er weinte fast - ob vor Zorn oder vor Trauer, konnte ich nicht sagen. »Das waren Sie also, ein elender Nihilist.
    Deshalb täuschten Sie Gedächtnisschwund vor. Wenn ich daran denke, daß ich glaubte, Sie wären einer von uns!«
    »Ich war einer von Ihnen«, sagte ich leise. »Vielleicht bin ich es immer noch. Ich weiß es nicht.«
    »Was für ein jämmerliches Schauspiel, Bastable. Ganz China in Aufruhr. Teile von Indien bereits infiziert, von Südostasien gar nicht zu reden. Die armen, unwissenden Eingeborenen glauben, sie hätten eine Chance. Sie haben nicht die geringste.«
    »Ich glaube, sie haben eine - jetzt«, widersprach ich ihm. »Die Tage des Imperialismus gehen zu Ende - zumindest, so wie wir ihn begreifen.«
    »Wenn sie zu Ende gehen, dann um uns alle ins Mittelalter zurückzustoßen. Die Großmächte haben über hundert Jahre für den Weltfrieden gesorgt - nun ist alles aus. Es wird ein Jahrzehnt dauern, bis wieder einigermaßen normale Zustände hergestellt sein werden, falls wir es überhaupt schaffen.«
    »Es wird nie wieder ›normal‹ sein«, sagte ich. »Dieser Frieden, Major, war zu teuer erkauft.«
    Er schnaubte verächtlich. »Sie haben Sie bestimmt umgedreht. Aber mich werden sie niemals umdrehen. Sie hätten wohl lieber Krieg in Europa, wie?«
    »Ein Krieg in Europa wäre schon längst fällig gewesen. Ein Krieg zwischen den Großmächten hätte ihre Umklammerung um die unterworfenen Völker gelockert. Verstehen Sie das
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