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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte
Autoren: Michael Moorcock
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über mein altes Schiff, die jetzige Shan-tien , übertrug.
    Leider bestätigte sich, daß Kapitän Korzeniowski und seine gesamte Mannschaft beim Abschuß der Rover ums Leben gekommen waren. Dann begann der Angriff von neuem, und ich machte mich bereit, an Bord meines Schiffes zu gehen, doch Shaw bat mich, im Tower des Hauptquartiers zu bleiben, denn es war schnell klar geworden, daß die Schiffe der Großmächte eine vorsichtigere Strategie anzuwenden gedachten. Sie flogen bis zu den Bergen am Horizont und schwebten dort, während sie versuchten, den Hangar der Fei-chi mit Granaten zu beschießen. Wieder einmal bemerkte ich, daß Shaw sich weit besorgter um die Sicherheit des NFB-Projekt-Gebäudes zeigte als für die Halle mit den Flugmaschinen, doch wie sich herausstellte, wurden beide nicht ernsthaft beschädigt.
    In mir erwachte jedoch ein überwältigender Zorn, als einige der Granaten in der Stadt des Sonnenaufgangs explodierten, hübsche Häuser beschädigten, Fensterscheiben zerschlugen, Bäume und Blumenbeete zerrissen, und ich erwartete ungeduldig den Befehl, an Bord meines Schiffes zu gehen. Doch Shaw blieb kühl und ließ den Feind mindestens eine Stunde lang seine Feuerkraft entfalten, ehe er die Fei-chi in den Himmel schickte.
    »Und was ist mit mir?« fragte ich bekümmert. »Wollen Sie mich ihnen nicht eins vor den Bug knallen lassen? Ich habe mehrere Todesfälle zu rächen - nicht zuletzt den von Korzeniowski.«
    »Wir alle haben viel zu rächen, Kapitän Bastable.« (Gemäß seiner Gewohnheit hatte er mir einen hochklingenden Rang verliehen.) »Und ich fürchte, daß es noch nicht ganz an der Zeit ist, Sie Ihre Rache nehmen zu lassen. Die Shan-tien hat die allerwichtigste Mission auszuführen. Aber jetzt noch nicht… noch nicht…«
    Mehr konnte ich nicht aus ihm herausbringen.
    Unsere Flugmaschinen stellten die feindlichen Schiffe in den Bergen und zerstörten dabei sieben. Doch diesmal hatten auch wir Verluste, denn die Luftschiffe hatten sich mit schnell feuernden Maschinengewehren ausgerüstet, die in hastig gebauten Türmen oder auf der Hülle installiert waren, von wo aus sie das Feuer unserer Maschinen erwidern konnten. Die empfindlichen Zwei-Mann-Maschinen waren schnell zerstört, wenn sie erst einmal getroffen waren, und wir verloren sechs bei dieser zweiten Kampfhandlung. Der Angriff hielt zwei Wochen lang mit zunehmender Hartnäckigkeit an, wobei der Feind ständig Verstärkung herbeischleppte, unsere Reserven jedoch allmählich schwanden. Ich glaube, nicht einmal Shaw hatte damit gerechnet, daß die Großmächte soviel Entschlossenheit an den Tag legen würden, ihn zu vernichten. Es war, als wüßten sie, daß die Herrschaft über ihre Territorien ins Wanken geriet, wenn sie vom Herrn der Lüfte geschlagen würden. Doch wir hörten auch ermutigende Neuigkeiten. In ganz China standen Bauern, Arbeiter und Studenten gegen ihre Unterdrücker auf. Die gesamte Nation war von der Revolution erfaßt. Shaws Hoffnung bestand darin, daß in so vielen Gebieten Unruhen aufkommen würden, daß die alliierten Streitkräfte gezwungen waren, sich zu spalten und zu verzetteln.
    So wie es aussah, hatte die Stadt des Sonnenaufgangs die Großmächte gezwungen, ihre Kräfte an einem Punkt zu konzentrieren, so daß erfolgreiche Revolten in Shanghai (nun unter der Gewalt des Revolutionskomitees) und Peking (wo die herrschenden Japaner blutig niedergeschlagen worden waren) und vielen anderen Städten und Teilen von Provinzen ausgebrochen waren.
    Von der Stadt des Sonnenaufgangs aus hörte Shaw, wie seine Revolution um sich griff, und seine Zuversicht wuchs, obwohl unsere Vorräte schrumpften. Noch gelang es uns, die vereinte Stärke der Großmächte vom Leibe zu halten, und Shaw interessierte sich nur noch intensiver für sein geheimnisvolles Projekt.
    Eines Morgens marschierte ich von meinem Quartier zum Zentraltower, als ich vor mir einen Tumult sah. Eine Menschenmenge schaute zum Aeropark und deutete zum Himmel.
    Erstaunt sah ich, wie ein einzelnes Luftschiff mit abgestellten Motoren herandriftete. Es konnte keinen Zweifel geben, auf seinen Schwanzflossen prangte der Union Jack. Ich lief zum Hauptquartier. Gewiß mußten sie dort das mysteriöse Luftschiff inzwischen auch gesehen haben.
    Als ich an die Tür zum Tower gelangte, vernahm ich eine gewaltige Explosion, unter der das gesamte Gebäude erbebte. Ich betrat den Fahrstuhl und wurde schnell ins oberste Stockwerk getragen.
    Das kleine britische
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