Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
verschwunden war. Dutschke unterhielt sich angeregt mit dem Major und schien die Trauer seiner Geliebten nicht zu bemerken.
    »Vielleicht ist er nur verwundet«, sagte ich.
    Sie lächelte mich durch ihre Tränen hindurch an und schüttelte den Kopf. »Er ist tot«, sagte sie. »Er ist tapfer gestorben, nicht wahr?«
    »Wie er gelebt hat«, antwortete ich.
    Sie schien erstaunt. »Ich dachte, sie haßten ihn.«
    »Das dachte ich auch. Aber ich habe ihn geliebt.«
    Daraufhin riß sie sich zusammen und nickte, streckte ihre schlanke Hand aus und ließ ihre Fingerspitzen einen Augenblick lang auf meinem Ärmel ruhen. »Danke, Mr. Bastable. Ich hoffe, mein Vater ist nicht umsonst gestorben.«
    »Wir zeigen dem Gegner ganz schön die Zähne«, sagte ich.
    Doch ich sah, daß von unseren ursprünglich fünfzehn Schiffen nur noch fünf übrig waren, und es standen fast noch neunzig alliierte Luftschiffe am Himmel.
    Shaw blickte hoch und lauschte angestrengt. »Infanterie und motorisierte Kavallerie greifen das Tal von allen Seiten an«, berichtete er. »Unsere Männer halten stand.« Er lauschte noch ein wenig länger. »Von daher haben wir meiner Ansicht nach im Augenblick nicht viel zu befürchten.«
    Die heranrückenden Schiffe hatten die Stadt des Sonnenaufgangs noch nicht ganz erreicht. Sie waren gezwungen gewesen, sich gegen unseren ersten Luftangriff zu wehren und nun, da sie in die Schußweite unserer Artillerie gerieten, wurden einige weitere getroffen.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, die Fei-chi loszuschicken.« Shaw gab den Befehl telefonisch durch. »Die Großmächte denken, sie hätten gewonnen! Jetzt werden wir ihnen unsere wahre Stärke zeigen!« Er telefonierte mit den Soldaten, die das Gebäude des NFB-Projektes bewachten, und erinnerte sie nochmals, daß dieses Gelände keinesfalls von einem Luftschiff angegriffen werden durfte. Das mysteriöse Projekt hatte in seiner Strategie offensichtlich eine überragende Bedeutung.
    Ich konnte die Hangars, wo die »Hornissen« untergebracht waren, nicht sehen und erblickte die geflügelten, surrenden kleinen Flugmaschinen erst, als sie durch den schwarzen Rauch in den Himmel kletterten, die Hüllen der Panzerschiffe mit ihrer Sprengstoffmunition zu beschießen begannen und sich von oben herab auf ihre Feinde stürzten, die gewiß noch kaum bemerkt hatten, was eigentlich vor sich ging.
    Die Victoria Imperatrix stürzte ab. Die Theodore Roosevelt stürzte ab. Die Alexander Neivski stürzte ab. Die Tshijawa stürzte ab. Die Kaiser Napoleon und die Pyat stürzten ab. Eine nach der anderen fiel vom Himmel, kreiste langsam oder sackte schnell herab, aber fiel; sie fielen alle ohne jeden Zweifel. Und es sah nicht so aus, als wäre eine einzige der zerbrechlichen Fei-chi , die nur von je zwei Männern - einem Piloten und einem Bordschützen - geflogen wurden, getroffen worden. Die Bordwaffen der fremden Schiffe waren einfach nicht dazu konstruiert, so winzige Ziele zu beschießen. Sie spuckten und würgten ihre Geschosse in alle Richtungen, doch sie waren verwirrt wie plumpe Seekühe unter einem Angriff von Piranjas mit scharfem Gebiß; sie wußten einfach nicht, wie sie sich wehren sollten. Überall im Tal der Morgendämmerung lagen ihre Überreste verstreut. Tausend Feuer brannten in den Bergen und zeigten, wo die stolzen Panzerschiffe ihr Ende gefunden hatten. Die halbe Alliiertenflotte war vernichtet worden, und fünf unserer Luftschiffe (einschließlich der Shan-tien ) kehrten nun zu den Anlegemasten zurück, um den Kampf den Fei-chi zu überlassen. Offensichtlich war der Schock, sich winzigen Flugmaschinen gegenüberzusehen, die schwerer als Luft waren, für die Angreifer zuviel. Sie hatten miterleben müssen, wie ihre besten Schiffe innerhalb von Minuten vom Himmel gepustet worden waren. Die schwerfälligen Kriegsschiffe traten den Rückzug an. Keine einzige Bombe war auf die Stadt des Sonnenaufgangs gefallen.
    6 Eine weitere Begegnung mit dem Amateurarchäologen
    Wir hatten die erste Schlacht mit einigen Verlusten gewonnen, doch es sollten noch viele kommen, ehe wir wissen konnten, ob wir die Großmächte endgültig aus dem Feld geschlagen hatten. Wir erfuhren, daß auch ihre Landangriffe gescheitert waren und die alliierten Streitkräfte sich zurückgezogen hatten. Wir frohlockten.
    Während der nächsten paar Tage warteten wir, erholten uns, und in dieser Zeit bot ich dem Herrn der Lüfte endlich meine Dienste an, die er ohne Kommentar annahm und mir das Kommando
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher