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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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sehen, lass es mich sehen.« Dildo tat ihm den Gefallen, zog die Pistole und entleerte das Magazin in Lumgols Richtung. Die Dunkelheit minderte seine Zielsicherheit, und er vermochte nur das Gummifloß zu treffen, aus dem die Luft entwich, sodass Lumgol zu zappeln begann. Da er nicht schwimmen konnte, streckte er Dildo die Hand hin und bat, er möge ihn herausziehen. Als Dildo das tat, bemerkte er einen interessant aussehenden Ring an Lumgols Finger und zog ihn ab. Er hätte Lumgol auf der Stelle kaltgemacht, aber Mitleid überkam ihn. Leider habe ich keine Kugeln mehr, dachte er, als er durch den Stollen wieder nach oben ging, verfolgt von Lumgols wütendem Geschrei.
    Nun ist es sonderbar, dass Dildo diese Geschichte nie erzählte, sondern behauptete, er habe den Ring einem Schwein aus der Nase oder aus einem Kaugummiautomaten gezogen – welches von beiden wusste er nicht mehr. Gutgolf, von Natur misstrauisch, vermochte schließlich mit Hilfe eines seiner Geheimtränke [2] die Wahrheit aus dem Boggie herauszuholen, aber es beunruhigte ihn erheblich, dass Dildo, der ein ständiger und zwanghafter Lügner war, sich nicht von vornherein eine eindrucksvollere Geschichte ausgedacht hatte. Damals, etwa fünfzig Jahre ehe unsere Erzählung beginnt, vermutete Gutgolf zum ersten Mal die Bedeutung des Ringes. Wie üblich war er absolut auf dem Holzweg.

 

     
     
    Als Herr Dildo Windbeutel von Beutelsend ungern seine Absicht bekannt gab, alle Boggies aus seinem Teil des Kobenlandes kostenlos zu verköstigen, war der Widerhall in Boggingen groß – in dem ganzen dreckigen kleinen Kaff hörte man schrilles Geschrei: »Prima!« und »Fabelhaft, mampfen!« Einigen Empfängern der Einladungen lief vor Erwartung schon das Wasser im Mund zusammen, und sie verschlangen ihre kleinen gravierten Pergamentrollen, vorübergehend um den Verstand gebracht durch rasende Gefräßigkeit. Nach der anfänglichen Hysterie nahmen die Boggies ihre tägliche Routine wieder auf und verfielen, wie es ihre Gewohnheit war, in ein Koma.
    Dennoch verbreiteten sich in den schäbigen Schuppen wie ein Lauffeuer Gerüchte über kürzliche Lieferungen von ganzen verstörten Ochsen, großen Fässern mit schaumiger Seifenlauge, Feuerwerkskörpern, tonnenweise Kartoffelkraut und Riesen-Oxhoftfässern voll Schweinsköpfen. Auch mächtige Ballen von frisch geschnittenen Brennnesseln, ein beliebtes und bemerkenswert wirksames Brechmittel, wurden in die Stadt gekarrt. Die Nachricht von dem Fest drang sogar bis zum Gallweinfluss, und die Bewohner der Kobenlanddörfer begannen in die Stadt zu strömen wie Parasiten, alle erpicht auf eine Schnorrerorgie, bei der eine Lamprete wie ein Drückeberger aussehen würde.
    Niemand im Kobenland hatte eine grundlosere Kehle als jener senile Faselhans, der alte Haf Gangrän. Jahrelang war er der getreue Stadtbüttel gewesen, hatte sich aber längst mit den Gewinnen aus seinem Erpressungsgeschäft zur Ruhe gesetzt.
    Heute Abend schwadronierte Großmaul, wie er genannt wurde, im Beutel-Blick, einer schäbigen Kneipe, die Bürgermeister Grapschbock schon mehrmals hatte schließen lassen wegen des fragwürdigen Verhaltens der drallen Boggie-Animierdamen, die, wie es hieß, imstande waren, einen besoffenen Troll auszurauben, ehe man »Rumpelstilzchen« sagen konnte. Die übliche Gesellschaft schwachsinniger Lümmel saß da rum, unter ihnen auch Großmauls Sohn Spam Gangrän, der gerade die Aussetzung der wegen widernatürlicher Unzucht mit einem minderjährigen Drachen weiblichen Geschlechts gegen ihn verhängten Haftstrafe feierte.
    »Die ganze Sache kommt mir sehr komisch vor«, sagte Großmaul und inhalierte den scharfen Rauch aus seiner Tonpfeife. »Ich meine die Art, wie Herr Windbeutel diese große Lustbarkeit aufzieht, nachdem er jahrelang seinen Nachbarn nicht mal ein Stück schimmeligen Käse gegönnt hat.« Die Zuhörer nickten schweigend, denn das ließ sich nicht leugnen. Schon vor Dildos »seltsamem Verschwinden« hatte er seine Höhle am Beutelsend von grimmigen Vielfraßen bewachen lassen, und niemand konnte sich erinnern, dass er je auch nur einen Pfennig für Boggingens Alljährliche Mithril-Sammlung für Heimatlose Banshees gespendet hatte. Die Tatsache, dass es auch sonst keiner tat, rechtfertigte Dildos bekannte Knickerigkeit keineswegs. Er blieb für sich, unterstützte nur seinen Neffen und frönte seiner Leidenschaft für unflätiges Scrabble.
    »Und sein Junge, dieser Frito«, fügte der triefäugige Nat
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