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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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umgetauft hat.
    Die Boggies sind ein unansehnliches, aber lästiges Volk, dessen Zahl ziemlich überstürzt abnahm, seit die Preise auf dem Märchenmarkt ins Bodenlose gefallen sind. Boggies sind träge und mürrisch und noch dazu dumm, und sie bevorzugen ein einfaches Leben in ländlichem Schmutz. Kompliziertere Maschinen als eine Garotte, einen Totschläger oder eine Luger-Pistole mögen sie nicht, und vor dem »Großen Volk« oder den »Dicken«, wie sie uns nennen, empfanden sie immer Scheu. In der Regel meiden sie uns jetzt, außer bei seltenen Gelegenheiten, wenn sich etwa hundert von ihnen zusammentun, um einen allein arbeitenden Bauern oder allein pirschenden Jäger abzumurksen. Sie sind klein, kleiner als Zwerge, und diese finden sie schwächlich, verschlagen und unverständlich und bezeichnen sie oft als die »Boggie-Gefahr«. Selten werden sie größer als drei Fuß, sind aber durchaus imstande, Geschöpfe zu überwältigen, die nur halb so groß sind, sofern sie ihre Waffen schneller ziehen. Was die Boggies aus dem Kobenland, mit denen wir uns hauptsächlich befassen, anlangt, so sehen sie außerordentlich schäbig aus mit ihren abgetragenen grauen Anzügen mit den schmalen Revers, ihren Tirolerhüten und den fummeligen Schlipsen. Sie tragen keine Schuhe und laufen auf einem Paar unempfindlicher, haariger Werkzeuge, die nur wegen der Stellung, die sie am Ende der Beine einnehmen, Füße genannt werden können. Ihre Gesichter sind von pickliger Bosheit, was auf eine tief verwurzelte Neigung schließen lässt, obszöne Telefonanrufe zu machen, und wenn sie lächeln, wedeln sie mit ihren fußlangen Zungen auf eine Weise, die Komodowarane vor Ungläubigkeit würgen lässt. Sie haben lange, geschickte Finger von der Art, wie man sie sich normalerweise an Händen vorstellt, die sich lange um die Hälse kleiner Pelztiere legen und viel Zeit in den Taschen anderer Leute zubringen, und sie sind sehr brauchbar zur Herstellung kniffliger und nützlicher Dinge, etwa falscher Würfel und Minenfallen. Sie essen und trinken gern, spielen Messerwerfen mit dusseligen Vierfüßern und erzählen zweideutige Zwergenwitze. Sie geben langweilige Gesellschaften, machen billige Geschenke und erfreuen sich ebenso viel allgemeiner Achtung und Wertschätzung wie ein toter Otter.
    Es liegt auf der Hand, dass Boggies mit uns verwandt sind und sich auf irgendeiner Stufe des Evolutionsablaufs befinden, der von Ratten über Vielfraße schließlich zu Italienern führt. Aber wie unsere Verwandtschaft genau ist, lässt sich nicht sagen. Der Ursprung der Boggies liegt weit zurück in der Guten Alten Zeit, als der Planet von interessanten Geschöpfen der Art bevölkert war, die man heutzutage nur noch sieht, wenn man einen Liter Jägerkleister getrunken hat. Allein die Elben haben noch Aufzeichnungen aus jener Zeit, und die meisten haben Elfengeschichten, lüsterne Bilder von nackten Trollen und schmutzige Berichte über »Ork«-Orgien zum Inhalt. Doch hatten die Boggies bestimmt schon lange vor Fritos und Dildos Tagen in Niedermittelerde gelebt, als sie mit einem Mal wie eine sehr alte Salami, die plötzlich ihre Anwesenheit kundtut, die Pläne der Kleinen und Törichten störten.
    Das alles spielte sich im Dritten oder Blechzeitalter von Niedermittelerde ab, und die Länder jenes Zeitalters sind längst im Meer versunken, während sich deren Bewohner unter Glasglocken in Ripley’s Unglaublichem Raritätenkabinett befinden. Zu Fritos Zeit hatten die Boggies von ihrer ursprünglichen Heimat keine Kenntnis mehr, einerseits weil ihr Niveau des Lesens und Schreibens und der geistigen Entwicklung dem eines jungen Kugelfisches entsprach, und andererseits weil ihnen bei ihrem Hang zur Ahnenforschung der Gedanke nicht zusagte, dass ihre sorgfältig ausgeklügelten Stammbäume ungefähr so lockere Wurzeln hatten wie Birnams Wald. Dennoch lassen ihr starker Akzent und ihre Vorliebe für in Pomadenrahm gekochte Gerichte klar erkennen, dass sie irgendwann in ihrer Vergangenheit als Zwischendeckpassagiere in den Westen gekommen waren. Ihre Legenden und alten Lieder, die hauptsächlich von sexbesessenen Elben und brünstigen Drachen handeln, erwähnen beiläufig die Gegend um den Anilinfluss zwischen dem Sperrholzwald und den Pappmache-Bergen. In den großen Bibliotheken von Zwiedor gibt es weitere Aufzeichnungen, die eine solche Annahme glaubhaft machen, alte Artikel aus der Polizei-Gazette und dergleichen mehr. Warum sie das gefährliche Wagnis zu
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