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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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unternehmen beschlossen, das Gebirge zu überqueren und nach Oleodor auszuwandern, ist ungewiss, obwohl wiederum in den Liedern von einem Schatten die Rede ist, der auf das Land fiel, sodass die Kartoffeln nicht mehr gediehen.
    Schon vor der Überschreitung der Pappmache-Berge hatten sich die Boggies in drei unterschiedliche Stämme aufgespalten: Klumpfüße, Staller und Hellhäuter. Die Klumpfüße, bei weitem die zahlreichsten, waren dunkelhäutig und untersetzt und hatten einen verschlagenen Blick; ihre Hände und Füße waren kräftig wie Brecheisen. Sie lebten vorzugsweise in bergigem Gelände, wo sie Hasen und kleine Ziegen abmurksen konnten, und ihren Lebensunterhalt erwarben sie damit, dass sie sich bei den ortsansässigen Zwergen als Torpedos verdingten. Die Staller waren größer und schmieriger als die Klumpfüße und lebten in den übel riechenden Landen an der Mündung und anderen Öffnungen des Anilinflusses, wo sie Kröpfe und Frambösie für den Flusshandel züchteten. Sie hatten langes, glänzendes, schwarzes Haar und liebten Messer. Die engsten Beziehungen unterhielten sie zu den Menschen, für die sie manchmal Morde erledigten. Am wenigsten zahlreich waren die Hellhäuter, die größer und schlanker waren als die anderen Boggies und in den Wäldern lebten, wo sie einen schwunghaften Handel mit Lederwaren, Sandalen und kunsthandwerklichen Erzeugnissen betrieben. Regelmäßig waren sie als Innenarchitekten für die Elben tätig, aber meistens verbrachten sie ihre Zeit damit, unheimliche Volkslieder zu singen und Eichhörnchen anzumachen.
    Kaum hatten die Boggies das Gebirge überschritten, da ließen sie sich unverzüglich häuslich nieder. Sie kürzten ihre Namen ab, drängelten sich in alle ländlichen Sport- und Gesellschaftsklubs ein und ließen ihre alte Sprache und ihre Bräuche fallen wie eine scharfe Handgranate. Eine ungewöhnliche Wanderung von Menschen und Elben aus Oleodor zu jener Zeit ermöglicht die einigermaßen genaue Angabe des Datums, zu dem die Boggies auf der Bildfläche erschienen. In eben dem Jahr, dem eintausendsechshundertdreiundzwanzigsten des Dritten Zeitalters, führten die Halbhäuter-Brüder Brasso und Drano eine große Gefolgschaft von Boggies, als eine Bande umherziehender Grabräuber verkleidet, über den Gallweinfluss und entmachteten den hohen König in Rippenrost. [1] Als Gegenleistung für das ungern erteilte Einverständnis des Königs errichteten sie Zollhäuser an Straßen und Brücken, fingen seine Boten ab und schickten ihm Mahn- und Drohbriefe. Kurzum, sie hatten sich für die Dauer niedergelassen.
    So begann die Geschichte des Kobenlandes, und eingedenk der Verjährungsgesetze führten die Boggies einen neuen Kalender ein, der ab der Überquerung des Gallweinflusses galt. Sie waren recht zufrieden mit ihrem neuen Land und verschwanden wiederum aus der Geschichte der Menschen, ein Geschehnis, das mit demselben allgemeinen Gefühl des Bedauerns begrüßt wurde wie der plötzliche Tod eines tollwütigen Hundes. Auf allen ADAC-Karten war das Kobenland mit großen roten Klecksen bezeichnet, und die einzigen Leute, die es je durchquerten, hatten sich entweder hoffnungslos verirrt oder waren ganz meschugge. Abgesehen von diesen seltenen Besuchern waren die Boggies bis zu Dildos und Fritos Zeit sich völlig selbst überlassen. Solange es noch einen König in Rippenrost gab, waren sie dem Namen nach seine Untertanen, und in die letzte Schlacht von Rippenrost mit dem Schiunzenherrn von Borax schickten sie einige Heckenschützen, obwohl unklar ist, auf wessen Seite sie sich schlugen. Dort endete das Nördliche Königreich, und die Boggies kehrten zu ihrem wohl geordneten, einfachen Leben zurück, aßen und tranken, sangen und tanzten und stellten ungedeckte Schecks aus.
    Dennoch hatten sich die Boggies bei dem bequemen Leben im Kobenland nicht grundlegend geändert, und sie waren immer noch so zählebig wie ein Kakerlak und so umgänglich wie eine in die Enge getriebene Ratte. Obwohl sie dazu neigten, nur wohl bedacht anzugreifen und bloß um des Geldes willen zu töten, waren sie nach wie vor Meister im Tiefschlag und im Zusammenrotten.
    Als vortreffliche Schützen konnten sie mit Schießeisen aller Art gut umgehen, und jedes kleine, langsame und dumme Tier, das einer Schar Boggies den Rücken wandte, forderte sein Ende heraus.
    Ursprünglich hatten alle Boggies in Höhlen gelebt, was kaum überraschend ist bei Geschöpfen, die mit Ratten auf du und du standen. Zu
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