Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer
Autoren: Mark Roberts
Vom Netzwerk:
lässt man mich kommen, sobald Platz ist. Ich muss gehen, wann immer es eine Lücke gibt.»
    Der Wind wechselte die Richtung, und ein Regenguss traf Rosen mitten ins Gesicht.
    «Wie läuft es bei dir?», fragte sie.
    «Noch eine Entführung und zweifellos noch eine Tote», antwortete Rosen.
    «Wo ist Gott im Angesicht des Bösen? Antwort: Es gibt keinen Gott, nur eine Menge Böses», schloss Sarah.
    «Und Sie sind die Leiterin der Religionserziehung in einer katholischen Schule, Mrs. Rosen.»
    «Posaune das nicht zu laut heraus, David. Zwei Gehälter sind besser als eins. Wann kommst du nach Hause?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Dann bist du also da, wenn du da bist. Vielleicht sehr spät abends?»
    «Ich komme spät, ja, und es tut mir leid, dass ich dich heute Morgen nicht begleiten konnte.»
    «Keine Sorge. Andere sind schlechter dran als wir. Ich hab dich lieb.»
    «Ich dich auch.»
    «Ich muss los. Oh je, die 10M, was für ein Leben …»
    Er beendete den Anruf und betrachtete den Regen. Sie ertrug Schmerz und Unwohlsein mit einer Haltung, die ihm einen der vielen Gründe in Erinnerung rief, warum er sie aus tiefstem Herzen liebte. Wäre er derjenige mit dem Magengeschwür, würde er weltrekordreif jammern.
    Als er sein Handy einsteckte, spürte Rosen plötzlich unbestimmt, dass sich jemand hinter ihm befand.
    Er drehte langsam den Kopf und sah DC Robert Harrison aus dem Garten hinter dem Haus kommen.
    «Was treiben Sie da?»
    Harrison hielt die Digitalkamera in seiner Hand hoch.
    «Ich ergreife die Initiative, Sir. Da ich keinen Befehl und nichts zu tun habe, fotografiere ich den hinteren Garten.»
    «Wie lange sind Sie schon da?»
    «Wo denn?»
    «Hinter mir, Robert, hinter mir.» Und belauschen mein Telefongespräch.
    «Ich bin gerade erst aus dem Garten gekommen.»
    Das offene Gartentor schwang gegen den Zaun zurück, schlug gegen dessen Holzlatten und ließ den Wind und den Regen plötzlich noch heftiger wirken, sogar bösartig.
    «Okay, Robert. Gehen Sie ins Nachbarhaus. Sie können die Leitung der Fingerabdrucksuche im hinteren Garten von Nr. 24 übernehmen.»
    Schweigen.
    «Klar.»
    Harrison ging weg. «Ich liebe Sie auch», murmelte er.
    «Was war das?», fragte Rosen.
    «Ich habe nur laut gedacht, Sir.»

[zur Inhaltsübersicht]
    6
    Julia Caton wachte davon auf, dass das Baby in ihrem Bauch sie trat.
    Aber ein paar verschwommene Augenblicke lang meinte sie zu träumen. Und in diesen Sekunden, als das Baby sich bewegte, spürte sie die Gewichtsverlagerungen, das Drehen und Wenden und den Druck seiner Händchen und Füßchen gegen die Fruchtblasenwand. Diese Empfindungen machten ihr klar, dass sie und ihr Baby lebten, auch wenn sie nicht wusste, wo sie sich in diesem eigenartigen Traum befand.
    Julia öffnete die Augen. Es war stockdunkel. Die ganze linke Seite, von der Schulter bis zum Fußknöchel, tat ihr weh. Sie blinzelte ein paar Mal und versuchte, etwas zu erkennen, aber es gab kein Entkommen aus der undurchdringlichen Finsternis. Sie fragte sich, ob sie blind geworden war.
    Sie trieb an der Oberfläche einer lauwarmen Flüssigkeit, und ihr Baby bewegte sich mit der Ungeduld eines Lebens, das geboren werden möchte. Wieso war ihr Bett so flüssig? Weil es ein Traum war, genau, wie ein Traum nach zu viel Wein.
    Als sie wacher wurde, begriff sie, ohne es überprüfen zu müssen, dass sie nackt war.
    Sie hob die Hand aus der Flüssigkeit und hielt sie sich vors Gesicht, aber sie konnte ihre Finger nicht einmal sehen, als sie ihre Wimpern streiften.
    Ihr Handrücken berührte eine glatte Oberfläche, die sich gebogen und kunststoffartig anfühlte. Das Wort «Deckel» kam ihr in den Sinn. Einen Deckel konnte man vielleicht anheben.
    Sie nahm die andere Hand dazu, die Handfläche nach oben, und drückte mit beiden Händen gegen den kühlen Kunststoff. Der Deckel rührte sich nicht. Julia wusste, dass sie in einer Art Behälter eingesperrt waren und dort in einer Flüssigkeit trieben.
    Sie schloss die Augen und holte tief Luft, um gegen die wachsende Panik anzukämpfen, die Folge des verzögerten Schocks. Sie lauschte auf die Luft, die in ihre Nase einströmte, und fühlte, wie ihr Brustkorb sich beim Einatmen hob. Sonst hörte sie gar nichts.
    Das Baby – beim zweiten Ultraschall hatte sie erfahren, dass es ein Junge war – verharrte nun still in ihrem Bauch. Es war, als gehorchte es einem geheimen Befehl, der telepathisch von der Mutter an den Sohn übermittelt worden war.
    «Braver Junge»,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher