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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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mich von ihnen fern, aber du kannst nicht sein wie sie.«
    »Ich erkläre dir später, was du wissen willst! Jetzt…«
    »Nicht diesen Ton, Honga!« rief sie. »Soll ich nackt gehen? Wartet!«
    Mythor biß die Zähne aufeinander und schüttelte verärgert den Kopf. Immer höher stieg die Lava im Krater. Flüssige Flut schwappte über den Rand der Felsplattform. Die Hitze würde sie alle drei umbringen, bevor Ramoa endlich bereit war.
    Sie legte ihren halb verbrannten Umhang ab und streifte sich ein rotes boleroartiges Oberteil über. Nicht nur, daß sie auch dabei keinen Schmerz zu empfinden schien. Ungläubig sah Mythor, daß ihr verbranntes Fleisch zu heilen begann.
    Ramoa schloß das Oberteil mit drei goldenen Spangen über der Brust, stieg in ein ebenfalls rotes, knielanges Beinkleid, das sie auch hinter dem Altar hervorholte, und schlang sich eine Schärpe um die Taille. Mythors Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Der Feuertod griff nach ihnen, kaum konnten sie die heiße und schwefelhaltige Luft noch atmen, und Ramoa gebärdete sich eitel. In dieser Hinsicht unterschied sie sich kaum von den Frauen, die Mythor gekannt hatte.
    Als er noch darauf wartete, daß sie sich Schuhwerk anlegte, drehte sie sich zu ihm und Oniak um und nickte.
    »Also worauf wartet ihr? Kommt mit. Ich führe euch aus dem Berg. Dann zeig mir, wie du uns retten willst, Held!«
    Mythor spürte die Ausstrahlung eines ungeheuer starken Willens, der überhaupt nicht zu der zur Selbstaufgabe bereiten Frau zu passen schien. Barfüßig kletterte sie über die Trümmer und scharfkantigen Steine, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
    »Ich werde nicht schlau aus dir«, entfuhr es ihm unwillkürlich.
    »Das brauchst du auch nicht. Niemand wird aus einer Frau schlau, die im Zeichen des Wildnebels geboren ist. Was starrst du mich so an? Ich dachte, du wolltest uns retten?«
    Mythor sagte gar nichts mehr. Ramoa begann zu laufen. Mythor winkte Oniak zu, der nicht begreifen konnte, wie ein Mann so mit einer Göttin reden konnte, und folgte ihr. Die Tukken rührten sich immer noch nicht.
    Ramoa war viel schneller, als er ihr zugetraut hätte. Während er hinter ihr herlief, sah Mythor, daß ihre Fußsohlen mit einer lederartigen Hornhaut überzogen waren. Sie verschwand in einem steil nach oben führenden Stollen.
    Es wurde eine Flucht durch die Hölle.
    Mythor erwartete, daß die Tukken ihnen folgen und sich in der Dunkelheit des Labyrinths auf sie stürzen würden, doch auch darin täuschte er sich.
    Sie warteten, bis die Lava aus dem Krater die Plattform überschwemmte und stürzten sich hinein. Was sie aus der Schattenzone herbeigerufen und gegen ihre Gegner gepeitscht hatte, war nicht mehr.
    Nur jene anderen, die einen Fraß trugen, suchten in anderen Teilen des Berges nach Opfern oder nach einem Weg ins Freie, um sich ihre Opfer im Dorf der Tau zu holen.
     
     
    8.
     
    Ramoa führte sie mit der Sicherheit eines Menschen, der den Berg in- und auswendig kannte. Nicht einmal blieb sie stehen oder zögerte, wenn Gänge sich teilten. Das Felsgestein war so heiß, daß Mythor Oniak wieder tragen mußte. Zweimal standen die Flüchtlinge vor klaffenden Rissen im Fels, ähnlich dem, den Mythor mit Hilfe des Seils überquert hatte. Nun wälzte sich kochende Lava in ihnen. Ramoa blickte nur kurz hinab, nickte grimmig, als sei sie mit ihrem Werk zufrieden. Doch so sehr sie sich auch bemühte - ihre Angst und den Schrecken vor dem, was sie geweckt hatte, konnte sie nicht völlig hinter der stolzen Fassade ihres Gesichts verbergen.
    Sie verfügte nicht über besondere Körperkräfte, doch war sie zäher und ausdauernder als mancher Mann.
    Mythor konnte nicht anders - er mußte sie bewundern, so rätselhaft sie ihm auch war. Er hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten, zumal er sich mit Oniak eine zusätzliche Last aufgebürdet hatte. Ihr Alter schätzte er auf zwanzig Sommer, vielleicht etwas mehr.
    Sie durchquerten Zonen, in denen die Luft atembarer war. Dann wieder suchten sie sich hustend und taumelnd ihren Weg. Nicht ein einziges Mal blickte Ramoa sich um. Sie gab alles. Und als Mythor schon nahe daran war, die Hoffnung aufzugeben, sah er den fahlen Lichtschein voraus.
    Der Stollen endete in einer Höhle. Schon bevor sie ins Freie hinaustraten, wußte Mythor, daß es sich um jene handelte, durch die er auch in den Vulkan gestiegen war. Die Götter allein mochten wissen, wie viele Ausgänge es noch gab, warum Ramoa ausgerechnet diesen einen gewählt hatte
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