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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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wurde und schließlich erlosch. Und ihre Brandwunden waren nun fast völlig verheilt!
    Mythor sah ihre Blicke auf sich gerichtet, ihr rotes Haar wild in den Winden flattern, und er dachte an all das, was er sie noch hatte fragen wollen. Ob sie eine kannte, die Fronja hieß. Ob sie es gewesen war, die den Blitz geschleudert hatte, als er im Dschungel gegen die Schleimwesen kämpfte. Ob sie wußte, ob diese Zone ewiger Dämmerung mit ihren tausend Inseln zur Nord- oder Südhälfte der Welt gehörte.
    Er konnte es tun, wenn sie diesen Flug überlebten, wozu es wahrhaftig eines Wunders bedurfte.
    Nur eine Frage brauchte er sich nicht mehr zu stellen: die nach Kauna und ihren Begleitern auf dem Drachenfelsen. Verzweiflung und Zorn erfüllten ihn bei dem Gedanken an die Tau, die ihm, dem Mann, das Lippen-auf-Lippen-Legen gestattet hatte. Sie, Nura und die Krieger konnten den Vulkanausbruch nicht überleben. Aber durfte ihr Tod denn umsonst gewesen sein?
    »Nein!« schrie er, und die Stürme rissen seine Worte mit sich. »Nein! Wenn Hongas neues Leben einen Sinn haben soll, so soll er sich offenbaren!«
    Mythor konnte mit dem Schicksal hadern, Dinge verwünschen, die er nicht begriff. Doch sein Leben und das der beiden Gefährten lag in den Händen anderer, größerer und unbekannter Mächte.
    Nach Süden trug es sie, dorthin, wo die geheimnisvolle Große Barriere lag.
     
     
    Epilog
     
    Kauna stand auf dem Felsen bei der Winde und sah die Kette, die sie Honga mit auf den Weg gegeben hatte. Er war aus dem Berg zurückgekehrt und hatte das Zeichen geschickt, daß der Drachen zurückgeholt werden sollte.
    Aber das armdicke Seil lag schlaff und schwer auf der Klippe und fiel über ihren Rand in den kochenden, dampfenden Graben aus Wasser und langsam erkaltendem Magma, in dem keine blutgierigen Fische mehr darauf warteten, daß sich ein Leichtsinniger in den Ringsee wagte, durch den nun breite Rippen aus erstarrter Glut führten.
    Hier lebte nichts mehr außer den wenigen Tau, die auch den furchtbaren Ausbruch in ihrer Höhle überstanden hatten. Nichts war mehr so wie vorher. Etwas war an diesem Tag zu Ende gegangen, bevor es richtig begonnen hatte.
    Im Zeichen des Blutnebels …
    Und etwas hatte vielleicht seinen Anfang genommen. Kauna blickte in den grauen, von kleinen Ascheteilchen noch schmutzigen Nebelhimmel. Sie sah ihn nicht, doch ahnte sie, daß der Drachen mit Honga nun dort irgendwo in den Lüften war. Es gab Dinge, die nicht vorstellbar waren, und dazu gehörte der nochmalige Tod des Helden.
    Nichts geschah jemals umsonst. Und wenn es der Wille der Götter war, daß Honga lebte, so würde er leben. Zu viele Omen hatte es gegeben - und die Prophezeiung einer neuen Zeit.
    Vermutlich, so dachte Kauna, werden wir auf Tau-Tau und den Nachbarinseln nicht viel davon merken. Vielleicht fanden die Fäden des Schicksals jenseits der Großen Barriere zusammen, in dem geheimnisvollen Land Vanga, von dem kein Tau mehr wußte, als daß auch dort Menschen lebten. Und es waren Hexen mit großer Macht über die Elemente und große Kriegerinnen unter ihnen.
    Doch eines fernen Nebels mochten auch die Bewohner der Inseln die Zeichen sehen. Dann, wenn sie frei von Angst leben konnten, wenn keine Eroberer mehr aus dem Dämonenreich über sie herfielen.
    Die Tukken waren verschwunden, in den Glutströmen verbrannt oder geflohen. Ganz plötzlich hatten sie von der Höhle abgelassen, und Kauna wußte keine Erklärung dafür. Einige, die den Ausbruch überlebt hatten, mochten dorthin zurückkehren, von wo sie gekommen waren. Andere fielen vielleicht im Dorf ein. Aber nun waren sie nicht länger unbesiegbar.
    Kauna nahm die Kette vom Seil und betrachtete sie lange. Honga hatte sie getragen, und sie sollte ihr ein Andenken an diesen Mann aus einer anderen Welt sein, wo die Männer wie Frauen waren und…
    Sie lächelte bei dem Gedanken. Auch die eine Erinnerung, die nur sie und Honga teilten, konnte nichts und niemand ihr nehmen.
    » Viel Glück auf deinem Weg, Honga « , flüsterte sie. » Wer immer du auch in Wirklichkeit bist …«
    Dann kehrte sie zurück in die Höhle, zu den wartenden Kriegern und der toten Nura. Der Dschungel war still, doch der Weg zurück ins Dorf voller Gefahren. Hier und da brannten noch Bäume, wälzte sich noch Glut aus dem Berg. Doch das Schlimmste war überstanden.
    Vielleicht lebte Manea noch und konnte das Orakel nach Hongas Schicksal befragen. Kauna würde vor die Stammesgenossinnen hintreten und von seinen
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