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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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endgültig ein Ende setzte.
    Mythor sprang auf und sah sich nach allen Seiten um. Nichts rührte sich mehr, Oniak kam langsam auf ihn zu.
    »Du… lebst, Honga! Und ich dachte schon…« Er warf sich vor Mythor auf die Knie. »Du hast mein Leben schon wieder gerettet! Nun schulde ich es dir dreimal!«
    Mythor wußte nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Die unerträgliche Spannung fiel etwas von ihm ab. Er bückte sich und half Oniak auf.
    »Ein für allemal: Ich will nichts mehr davon hören!« Er blickte in die Augen des Schmächtigen, und alles Dunkle war daraus gewichen. »Du bist wieder du selbst?«
    »Ich… Oh, Honga, ich habe dich verraten! Ich konnte nicht dagegen ankämpfen. Es war so furchtbar. Ich sollte dich der Göttin ausliefern. Und ich hätte es getan, ich hätte dich…« Oniaks Augen wurden noch größer. »Aber du hast sie besiegt, und damit… damit wurde ich frei! Honga, ich schulde mir mein Leben nun viermal!«
    »Oh nein!«
    Mythor setzte sich auf die Stufen und schüttelte in stummer Verzweiflung den Kopf. Die Situation hatte etwas Unwirkliches. Hier, zwischen den Splittern des Auges einer ungeheuerlichen Macht, hockte Oniak vor ihm und schluchzte, als ob sie sich am sichersten Ort der Welt befänden, als ob nichts geschehen wäre - außer, daß Mythor ihm viermal das Leben gerettet hatte.
    »Oniak!« Mythor schob die Hand unter das Kinn des Mannes und blickte ihm tief in die Augen. »Also gut. Viermal habe ich dich gerettet. Aber weißt du nicht, daß ein Held vier Leben für eines hat?«
    »Vier Leben… für eines?«
    »So ist es: Das Leben eines Helden zählt viermal soviel wie das eines gewöhnlichen Sterblichen. Und du hast meines gerettet, indem du Mauni tötetest. So war es doch?«
    Oniak bestätigte, was Mythor nur vermuten konnte.
    »Na, siehst du. Du hast mich einmal gerettet, ich dich viermal. Und das wiegt sich auf. Du schuldest mir nichts mehr, und ich schulde dir nichts. Begreifst du das endlich?«
    »Ich glaube… ja«, seufzte der Grünhäutige. Doch sehr überzeugend klang es nicht.
    »Dann ist es gut. Und wenn ich dich noch einmal retten sollte oder auch noch zweimal, dann sage kein Wort mehr! Denn das Leben eines von den Toten wiederauferstandenen Helden zählt doppelt.«
    »Doppelt? Aber das wären acht Leben für eines. Dann stehe ich erst wieder in deiner Schuld, wenn ich…«
    Oniak begann, seine Finger zu zählen. Mythor lachte plötzlich lauthals, und in diesem Lachen, das Oniak mit ungläubigem Staunen sah, entlud sich die ganze Anspannung der letzten Stunden. Es tat gut, wenngleich Mythor sich keine Illusionen über das machte, was noch vor ihnen lag.
    »Jaja, Oniak. Sieh mich nur so an. Du denkst, ich bin ein seltsamer Held, und damit hast du wohl recht.« Er wurde ernst. »Nun sag mir, was geschehen ist. Vor allem muß ich wissen, ob du wirklich den Weg zu Ramoa kennst.«
    »Ich kenne ihn«, murmelte der Schmächtige, nachdem er sich beruhigt und den Versuch aufgegeben hatte, seine Schuld gegenüber einem wiedergeborenen Helden auszurechnen. Dann erzählte er, woran er sich erinnern konnte, und das war nicht viel. Er wußte, daß er von den Tukken hierher verschleppt und dann zurückgebracht worden war, um Mythor ins Verderben zu führen. Was in ihm gewesen war, konnte er ebensowenig sagen, wie was ihn plötzlich seinen Dreizack hatte wiederfinden und Mauni töten lassen.
    »Erst danach war ich frei«, schloß er. »Und Ramoa… Ich glaube, ich kann uns zu ihr bringen. Irgend etwas von dem, was mich erfüllte, muß haften geblieben sein. Ich sehe den Weg vor mir, wenn auch nur schwach.«
    »Das ist besser als gar nichts«, murmelte Mythor. Unauffällig musterte er Oniak aus den Augenwinkeln heraus, während er sich den Anschein gab, die nächsten Schritte zu überlegen.
    Was hatte in der Statue gesteckt? Was hatte Oniak besessen, als er ihn hierher führte? Ein Dämon? Wohl kaum, außer, es gab in dieser Welt der ewigen Dämmerung eine andere Art von Dämonen als dort, woher Mythor kam. Oniak wäre beim Ausfahren eines Dämons gestorben und erst im Tod frei geworden.
    Es ist alles anders! dachte Mythor. Dämonische Mächte, ja, aber Mächte, die ihm unbegreiflich bleiben mußten.
    Sie waren mit der Zerstörung des Auges erloschen, nachdem sie über Äonen darin geschlummert hatten. Die Sechsarmigen waren nun gänzlich zu Staub zerfallen. Etwas war unwiederbringbar zu Ende gegangen - durch seine, Mythors Hand. Er empfand Ehrfurcht vor etwas, das er nicht begriff
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